Vor vielen, vielen Jahren lebte ein kleines schwarzes Schaf mit seiner Herde in einem alten dunklen Stall. Der Stall hatte keine Fenster und es war wenig Platz für die vielen Tiere. Es war kein schöner Platz für die Herde. Außerdem war das kleine Schaf aufgrund seiner Farbe immer ein Außenseiter. Es träumte jede Nacht von einem schönen hellen Ort, wo es glücklich ist.
Deshalb nutze es die nächste Gelegenheit zum ausbrechen. Zum Schutz vor der Kälte holte es sich noch rasch ein altes Fell aus der Kammer und `büchste´ aus. Trippel, trippel, trippel…
Es lief den ganzen Tag den Weg entlang ….bergauf und bergab, über Stock und Stein…
Nach einigen Tagen traf das kleine Schaf ein trauriges Pferd. Es stand auf seiner Weide und ließ den Kopf hängen.
„Warum bist du denn so traurig, wo du hier eine so wunderschöne Weide hast?“ wollte das kleine Schaf wissen.
„Ach was soll ich mit der großen Weide, wenn ich doch ein verletztes Bein habe und nicht galoppieren kann.
Der Müller kann mich zum Tragen der Getreide- und Mehlsäcke auch nicht mehr gebrauchen. Er wird mich bald vom Hof und von der Weide jagen oder mich gleich zum Schlachter bringen.“
„Dann komm doch mit mir mit. Ich suche einen schönen hellen Ort, wo ich glücklich bin.
Das alte Pferd überlegte nicht lang. Es holte einen Sack mit Broten und folgte dem Schaf auf seinem Weg. Klapp, klapp, klapp…
Die beiden Tiere - das kleine schwarze Schaf und das verletzte Pferd – waren langsam unterwegs. Oft machten sie eine Pause, damit das Pferd sich ausruhen konnte. Aber Tag für Tag wanderten sie weiter.
So kamen sie tatsächlich auch in die Wüstengegend. Es waren kaum noch Menschen und Tiere unterwegs, da es dort sehr heiß war.
Gerade als sie unter einer Palme Rast machten, hörten sie hinter sich das Blöken eines Tieres …. Eine Kameldame. Sie stand wohl schon länger dort - ganz einsam und betrübt: „ Schön, dass ihr da seid! Ich habe meine Karawane verloren. Darum laufe ich seit einigen Tagen allein kreuz und quer durch die Wüste. Ich kenne mich nicht mehr aus und bin schon ganz verzweifelt und sooo allein!“
„Dann komm doch einfach mit uns mit. Wir suchen einen schönen hellen Ort, wo wir glücklich sind,“ meinte das alte Pferd.
„Ja, gerne komme ich mit euch mit. Ich möchte nicht mehr alleine sein!“ meinte das Kamel. „Wartet nur einen Moment. Ich lade mir noch die Tonkrüge mit dem Wasser auf. Vielleicht brauchen wir diese noch.“
So machten sich das kleine schwarze Schaf, das verletzte Pferd und die einsame Kameldame auf den Weg zu dem schönen hellen Ort, wo sie alle glücklich werden wollten. Trampel, trampel, trampel…
Die kleine Karawane wanderte unermüdlich weiter. Vorneweg ging das Schaf, gefolgt vom Pferd und dem Kamel.
Sie kamen wieder in eine bewachsene Gegend. Da hörten sie auf einmal jemand traurig aufheulen. Als sie sich umschauten, entdeckten sie einen schwarz-weißen Hund auf einem Felsen. „Ich hab ja so Hunger,“ jaulte er. „ Aber da ich leider schon alt bin, ist mein Gebiss schon sehr, sehr schlecht! Meine Zähne wackeln bei jedem Bissen! Hunger!“
"Du Armer,“ meinte die Kameldame, „wenn du dem kleinen Schaf nichts tust, dann darfst du uns gern begleiten. Wir suchen einen schönen, hellen Ort, wo wir glücklich sind.“
„Wenn ich dort keinen Hunger mehr leiden muss, folge ich euch gern,“ meinte der Hund. Er nahm noch seine Laterne mit, die er auch sonst immer mit sich trug.
Tapp, tapp, tapp…..
Die vier ungleichen Tiere machten sich weiter auf den Weg. Voraus das schwarze Schaf, dann das verletze Pferd, die einsame Kameldame und hinterdrein trottete der alte Hund mit seinem Licht.
Auf einmal sehen sie alle am Himmel einen hellen Schein, - heller als alles, was sie jemals gesehen hatten. Erschrocken ruft das kleine Schaf: „Schaut, der Stern dort! Er zeigt uns sicher den Weg. Wir sind bald an unserem Ziel. Kommt schnell!“
Und sie eilen – so schnell es geht – zu dem alten Stall, der vom Licht hell erleuchtet ist. Als sie an der Tür stehen, sehen sie in der Futterkrippe ein kleines Kind liegen, welches Frieden und Freude ausstrahlt und alle in seinen Bann zieht. Den Tieren wurde ganz warm ums Herz und sie fühlten sich auf einmal wohl und glücklich.
Vergessen waren Kummer, Krankheit, Einsamkeit und Hunger.
Sie geben den Eltern ihre „Geschenke“ und legen sich zu den beiden anderen Tieren – zu Ochs und Esel – neben die Krippe.
Jetzt haben sie ihr Ziel erreicht. Hier wollen sie bleiben und glücklich sein.