In der Einöde Wimm stehen kurz vor dem Hof zwei steinerne Feldkreuze, eine traurige Erinnerung an folgendes Unglück: Nach alter Überlieferung wurden einst auf dem Wimmerhof männliche Zwillinge geboren. Die Buben wuchsen heran und eines Tages kam die Frage der Hofnachfolge auf. Die Mutter konnte sich nicht erinnern, welcher der zwei Buben als erster geboren worden war. Ein heftiger Streit entfachte zwischen beiden Zwillingsbrüdern. In der Heiligen Christnacht im Jahr 1624 machte sich die gesamte Familie auf den Weg zur Stiftskirche zur Christmette. Eine Kuh hatte jedoch Schwierigkeiten beim Kalben und so blieben die zwei Brüder zu Hause, um nach dem Rechten zu sehen. Der Streit zwischen den Brüdern um das Hoferbe entfachte wiederum und schließlich entschlossen die beiden sich, zu duellieren. Dazu wurde vereinbart, in einer bestimmten Entfernung zu stehen und aufeinander zu schießen. Beim ersten Glockenschlag der Wandlungsglocke der Christmette wollten sie aufeinander schießen und so geschah es auch. Beide schossen, sobald sie die Glocke hörten, und beide wurden getroffen und waren sofort tot. Als die Familie vom Kirchgang nach Hause kam, fanden sie die beiden leblosen Körper vom Blut überströmt im Schnee liegen. Die Gier nach dem Erbe hatte beide in den Tod getrieben. Das kirchliche Begräbnis wurde beiden, wegen jeweils dem Mord am anderem, verweigert. In aller Stille wurden die Leichen an der Galgenleite am Weihnachtstag verscharrt. Die Familie stellte zwei schlichte niederne Steinkreuze auf, genau an den Stellen, wo man die Toten gefunden hatte. Bis heute soll man um die Weihnachtszeit Irrlichter um die zwei Steinkreuze schweben sehen. Als Irrlichter (im wissenschaftlichen Sinn) bezeichnet die Meteorologie kleine, vom Boden aufsteigende, meist schnell wieder erlöschende, manchmal aber auch mehrere Sekunden lang stehende, mit schwacher bläulicher oder gelblich-rötlicher Flamme brennende Lichterscheinungen, die sich vor allem im Spätherbst (wenn der Fäulnisprozess in der Natur seinen Höhepunkt erreicht hat) in stillen Nächten in sumpfigen und moorigen Gegenden zeigen. Oft sind es auch ganz einfache Glühwürmchen. Die Irrlichter, so sagt man, sind die Seelen derer, welche Grenzsteine verrückt oder ein anderes Unrecht begangen haben, oder derer, welche im Freien eines gewaltsamen oder plötzlichen Todes starben. Es sind sogenannte „Arme Seelen“, die keine Ruhe finden können wegen des Unrechtes, das sie zu Lebzeiten begangen haben. Die Steinkreuze heute: Bis heute findet man in Wimm die zwei steinernen Kreuze. Eines davon ist noch gut als Kreuz zu erkennen, das zweite ist sehr stark ramponiert. Es ist nur noch der untere Teil erhalten. Sehr gut zu erkennen darauf ist noch die Jahreszahl 1624. Im Zuge der Flurbereinigung wurden die Kreuze an ihren heutigen Standort versetzt, in der Mitte ein schlichtes Feldkreuz, links und rechts die beiden Steinkreuze.
Aus dem Pfarrarchiv: Von Schwester Pelagia mit dem Titel: Bodenständige Sagen – Heimat und Sachkunde 3 u. 4. Jahrgangsstufe
Übernommen aus dem Archiv: Rainer Zimmermann, Mesner