1410 am Vorabend des Laurentiustages wurde mit dem Baubeginn des Chores der Neubau der Stadtpfarrkirche eingeleitet.
Ein großer Schicksalschlag für die damaligen Gläubigen war der 03. August 1571. Durch einen Blitzschlag wurde die gesamte Stadt innerhalb weniger Stunden in Schutt und Asche gelegt. Nur einige weniger höher gelegene Häuser überstanden diese Feuersbrunst.
Folgender Prolog erinnert an den Ungückstag:
Als man zählt fünfzehnhundert Jahr, seitdem Christus geboren war, Einundsiebzig die Jahreszahl, brachte diese Stadt in Trauerfall, am 03. August nachts ich sag, um 11.00 Uhr geschah ein Donnerschlag, Schlug mein Haus, da war kein Rath, zünds an mit ihm die ganze Stadt, dass man in 3 oder 4 Stunden keinen Dachstuhl mehr aufrecht hat gefunden. Die Vorstadt war geschlossen aus, daneben in der Stadt selbst 9 Haus. Drei Mühlen die die fürstlich urban seien, sechs andere Häuser, schlecht und klein, In der Pfarrkirch die Sakristei und was drinn, blieb Feuerfrei. An der Kapellen in der Stadt, dass Langhaus man errettet hat. Das Schloß worin das Pfleggericht, ward vom Feuer verletzet nicht. Sonst ging durchs Feuer alles zu Grund, kein Menschfleiß was retten kunt. Sieben große Glocken unserer Kirch, das Feuer auch zerschmolzen hat. Wie dass all nur möglich war, alles vom Feuer war verzehret gar, Hernach in etlichen Jahren sein noch Gwölb und Mauer gfallen ein. Doch hat Gott geschonet der Menschen Leib, dass nur verbrannt ist ein alt, krank Weib. Der Krankheit wegen sie ned fliehen konnt, ging sie in der Flamm zu Grund. Im Jahr 1575 war die Stadt wieder aufgebaut, ebenso ging es Stück für Stück mit der Stiftkirche.
Die Pfarrkirche Tittmoning, wurde erst im Jahre 1633 unter der Regierung des Fürst-Erzbischofs in Salzburg, Paris Lodron, zu einem Kollegiatstift erhoben. Am 4. Juli des folgenden Jahres 1634 wurden die pfarrlichen Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, die vorher abwechslungsweise in Kirchheim und Tittmoning gehalten wurden, zum ersten mal in der Kollegiatstifts-Kirche abgehalten.
Durch die Erhebung zum Stiftskollegiat wurde die Stiftskirche immer prunkvoller ausgestaltet. 1634 wurde die neue große Sakristei angebaut, 1697 die Kreuzkapelle zur Aufbewahrung des Altarsakramentes. In Stiftskollegiatskirchen war es üblich, dass das Allerheiligste in einer separaten Kapelle, und nicht im Tabernakel am Hochaltar aufbewahrt wurde.
Ebenso wurde der Portalvorbau errrichtet und der Turm ausgebaut und aufgestockt. Um 1700 wandelte man den bisherigen Karner (Gebeinhaus) unter dem Chor der Kirche in eine Gruft für die Dekane um.
All diese Pracht wurde im Jahre 1815 für immer zerstört.
Überaus traurig war das Schicksal für die hiesige Bürgerschaft durch 2 kurz aufeinander erfolgte Feuersbrünste, die eine am 30. April, und die zweite am 31. Mai 1815, jeweils zwischen 10. und 11 Uhr Nachts sich ereigneten. Die erstere in der Wasservorstadt, wo 15 Dachfürsten abbrannten, die zweite in der Stadt selbst, hinter der Stiftskirche, wo nicht nur die Häuser in der Lebzeltergasse (heute Hartelgasse), und die bis zum Hutmacher beim Burghauser-Thor abbrannten, sondern auch die Stiftskirche ein Raub der Flammen wurde. Das Feuer verzehrte alles, was in dem Turm, und in der Kirche war, das große Gewölbe, samt der Kuppel des Turmes stürzten zugleich ein. Die herabgefallen Glocken schmolzen von der gewaltigen Hitze des Brandes. Bei diesem so fürchterlichen Brand wurde die an die Hauptkirche angebaute, und mit dieser verbundene Kreuzkapelle
ganz gerettet, und unversehrt erhalten, obwohl diese mitten in Flammen stand, so blieb sie doch unverletzt; die beiden Türen brannten jedoch lichterloh, und doch hat das Feuer kein einziges darin hängendes Gemälde zerstört. Sogar die Kerzen, samt dem Wachsopfer auf dem Altar blieben unbeschädigt. Die darin befindlichen 2 Bruderschafts-Kästen wurden vom Feuer schon schwarz, und doch blieben doch noch heil. Aus dem Tatbestand heraus, dass die Kreuzkapelle unversehrt geblieben ist, sprachen die Menschen damals von einem großen Wunder. Nur dem Allerheiligsten Altarsakrament, welches sich im Tabernakel der Keuzkapelle beim Brandzeitpunkt befand, war es ihrer Meinung zu verdanken, dass die Kapelle trotz der vorhin genannten Gründe gerettet werden konnte.
Glücklicherweise wurde ebenfalls die Sakristei beim Kirchenbrand verschont, wo die Kirchenparamente aufbewahrt waren, welche, samt der Sakristei unbeschädigt blieben. Allerdings mit der Tatsache, dass unter dem größten Feuer durch einige herzhafte Menschen, mit Beihilfe der damaligen zwei Herrn Kuratkanoniker Joseph Reichthalhammer und Georg Dandl, sowie des Mathias Sutor, Stiftsobermesners, viele wertvolle Kirchensachen gerettet wurden.
Auch die alte Sakristei mit dem darüber liegenden Archiv konnte damals gerettet werden.
In diesem traurigen Zustand blieb die Kirche als eine Brandstätte mit ihren 4 Hauptmauern über ein Jahr und Tag, ohne Dach, als trauernde Ruine stehen. Einige zweifelten schon, ob sie je noch aufgebaut werden würde. In dieser Zwischenzeit wurden viele heilige Messen in der Heilig-
Kreuz-Kapelle gelesen, wozu Anfangs das Zeichen (läuten der Glocke) in der Platzkapelle, hernach auf dem Rathhausthurm gegeben wurde
Schließlich entschloss man sich dazu die Katharinenkapelle am Stadtplatz abzubrechen und das daraus gewonnene Baumaterial zum Wiederaufbau der Stiftskirche zu verwenden.
Die 2 Glocken dieser Kapelle kamen später unter das Glockengeläut der Stiftskirche.
Die Klosterkirche, war über 2 Jahre nach dem Brand Mutterkirche und man glaubte beinahe schon, dass sie es bleiben würde. Durch unermüdliches Bestreben des Landrichters, Herrn Anton Schmidt aus Tittmoning, wurde endlich bewirkt, dass der Kirchenbau von der allerhöchsten Regierung bewilliget wurde, worauf dann am Montag nach dem Feste des heil. Johannes des Täufers 1816 in der Augustinerkirche ein feierliches Hochamt zu einem glücklichen Bau der abgebrannten Stiftskirche gehalten wurde. Zu diesem großen Bau musste nun der Friedhof um die Stiftskirche weggeräumt, und geebnet werden. Dieser war sowieso schon lange Zeit zu klein und man verband den Kircheneubau mit der Anlage eines neuen Gottesackers.
Dank der großen Spendenbereitschaft konnte der Wiederaufbau nach dem Baubeginn relativ rasch erledigt werden. Selbst der König Max Josef von Bayern beschenkte die Kirche nach dem Wiederaufbau mit mit vier Altargemälden, der Orgel aus dem aufgehobenen Kloster Herrenchimsee und mit vier Ziffernblätter für die Turmuhr.
Wegen der damaligen Teuerung, worunter die Bevölkerung stark litt, konnte der Turm der Kirche erst 1820 in seiner heutigen Höhe vollendet werden.
Die Stiftkirche St. Laurentius ist ein Stück gelebter Glauben und ist und bleibt dadurch Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Stadt Tittmoning. Seit dem Baubeginn von 1410 setzen sich bis heute die Gläubigen für das Gotteshaus ein, bauten es nach den Bränden wieder auf, spendeten für die Kirchenrenovierungen etc. So bleibt zu hoffen, dass auch in zukünftiger Zeit sich die Gläubigen in einem großen Miteinander um ihre Kirche annehmen um diese zu erhalten und zu pflegen zu Ehren Gottes des Herrn.
Bilder:
- Valerian mit seinen Truppen im Hintergrund die Engelsburg. Valerian hat Laurentius ermorden lassen, er war ein gefürchteter Christenverfolger. Laurentius zeigt Valerian Die wahren Schätze der Kirche, die Menschen. Ein alter Mann, eine Mutter mit Kind und ein Krüppel sind zu sehen. Unter diesen Menschen verteilte Laurentius das Geld der Kirche und gewann sie durch seine Liebe und Fürsorge für den Glauben.
- Mehrmals besuchte Josef Kardinal Ratzinger als Bischof seine frühere Heimat Tittmoning, u. a. zu Firmungen und anderen hohen kirchlichen Festen, und feierte Gottesdienst in der Stiftskirche.