Willkommen im PV Teisendorf - Pfarrei St. Andreas Teisendorf

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Professor Manfred Heim
Manfred Heim - Professor für Bayerische Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Kirchweih mal drei

Drei Kirchen im Gemeindegebiet Teisendorf feiern in diesem Jahr ihr 600jähriges Weihefest.
 Aus Anlass der vor 600 Jahren erfolgten Kirchenweihen in Mehring, Wimmern und Neukirchen am Teisenberg hatte das Katholische Bildungswerk Berchtesgadener Land und der Pfarrgemeinderat Teisendorf zu einem historischen Vortrag ins Pfarrheim Teisendorf eingeladen.
Als Referent konnte Professor Manfred Heim gewonnen werden. Er ist seit 1996 Professor für Bayerische Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ordentliches Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1998 übertrug ihm das Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen das Bistum Chiemsee zur Bearbeitung für das „Germania Sacra“ genannte Forschungsprojekt einer historisch-statistischen Beschreibung der Kirche des Alten Reiches.
Einen profunderen Kenner der Kirchengeschichte um 1424 in Bayern kann man nicht finden. In seinen einleitenden Worten begrüßte Heim die Zuhörer und erklärte, dass er eigentlich zu keinen Vorträgen außerhalb von München mehr fährt, aber für den Rupertiwinkel und die Teisendorfer mache er eine Ausnahme. Denn dieser Flecken Erde ist etwas ganz Besonderes. Kultur- und Kirchengeschichtlich ein außerordentlich interessantes Gebiet.
Landkarte Bistum Salzburg
Das Erzbistum Salzburg
Am linken Rand das kleine Bistum Chiemsee. An allen Seiten umschlossen von Bistum Salzburg
„Um die tiefen Zusammenhänge zwischen Erzbistum Salzburg, Weltkirche und dem Bistum Chiemsee zu verstehen müsste man tief in die Geschichte des Kirchenrechts eintauchen“, führte Heim aus. „Das wollte er den Zuhörern nicht zumuten, weshalb er allen Interessierten einen kommoden Zugang versprach“.
Dazu warf er eine Karte mit den Grenzen des Erzbistums Salzburg an die Tafel. Erstaunt waren die Zuhörer von der Größe dieses Gebiets. Von Papst Leo III. wurde Salzburg zum Erzbistum erhoben, dem die bairischen Suffraganbistümer Freising, Neuburg, Passau, Regensburg und Säben unterstanden. Diese Kirchenprovinz umfasste zeitweise das gesamte altbairische Stammesgebiet, also den Großteil des heutigen Österreich und Bayern, das heutige Südtirol und Trentino, weite Teile Ungarns, Tschechiens, Sloweniens und der Slowakei. Damit war Salzburg einmal die zweitgrößte Diözese der Welt. Alle diese Gebiete waren einst Siedlungsgebiete der Bajuwaren – „also Bayern“, wie Prof. Heim zwinkernd anmerkte.
Selbst das eigentliche Bistum Salzburg erstreckte sich noch vom Inn bis an den Rand der ungarischen Ebene. Über die schwer zu passierenden Tauernpässe bis nach Aquilea. Die große räumliche Ausdehnung bildeten den entscheidenden Grund für die Errichtung der Salzburger Eigenbistümer. Eines davon, das 1218 gegründete Bistum Chiemsee. In der Bulle »Super familiam« von Papst Innocenz III wurde als Grund für die Errichtung dieser Bistümer angegeben, „dass die Salzburger Diözese so sehr in Länge und Breite verstreut ist, dass zu ihrer seelsorgerlichen Betreuung ein einziger Hirt kaum diese Last zu tragen vermag“. Weiters wird in der Bulle darauf eingegangen, dass der Erzbischof Eberhard II., „weil er mehr auf das Wohlergehen der ihm anvertrauten Seelen als auf irdische Güter bedacht ist“, den Papst demütig gebeten hat, in einem bestimmten Teil seines Sprengels ein neues Bistum zu gründen, „wodurch diese Lücke in der Seelsorge teilweise geschlossen werden könnte“.
Frauenchiemssee
Klostergarten auf Frauenchiemsee.
Aufgrund des "Verfalls der Klosterdisziplin" auf Frauenchiemsee wurde das Bistum Chiemsee auf der benachbarten Herreninsel errichtet.
Das Bistum Chiemsee ist auffallend klein und wurde vom Gebiet des Erzbistums komplett umschlossen. In der Länge erstreckte sich die Diözese von den Grenzen der Pfarrei Eggstätt bis zur Insel Herrenchiemsee, dann über die Pfarreien Prien und Söllhuben durch das Grassauer Tal, weiter über den Berg Streichen durch das Leukental mit den Pfarreien St. Johann und Kirchdorf, und weiter über den Gipfel des Jochberges. In der Breite zieht sich das Bistumsgebiet durch die Täler von Pillersee, Brixental und Ellmau bis an die Grenzen der Pfarrei Söll. Die Westgrenze bildet der Inn in seinem Lauf von Kufstein nach Rosenheim. Die Ostgrenze wird durch die Tiroler Ache von ihrem Ursprung bei Kitzbühel bis zur Chiemsee-Einmündung markiert.
Heim führte aus, dass Erzbischof Eberhard auf keinen Fall eine echte Teilung seines Bistums anstrebte. Denn die Bischöfe waren lehensrechtlich an ihn gebunden, sie wurden von ihm alleine ernannt, investiert und bestätigt. Dieses exklusive Recht wurde als ganz außergewöhnlich und einzigartig betrachtet. Es ließ den Salzburger Erzbischof in der Reichskirche und in der Gesamtkirche als in besonderer Weise privilegiert erscheinen und rückte damit näher an die Positionen der kirchlichen Kurfürsten heran.
Als im Jahre 1869 der Salzburger Erzbischof Maximilian von Tarnoczy auf dem ersten vatikanischen Konzil erschien, begrüßte ihn Papst Pius IX. aufsehenerregend mit den Worten: „Ecco il mezzo papa que può far dei vescovi – Schaut her, da kommt der halbe Papst, der selber Bischöfe machen kann“!
Im ersten Schreiben an den Stauferkönig Friedrich II bittet Eberhard II darum auf der Insel Frauenchiemsee ein Bistum einzurichten. Aufgrund des Verfalls der Klosterdisziplin auf Frauenchiemsee wird das Bistum später auf der benachbarten Insel Herrenchiemsee errichtet. Heim führt weiter an, dass die Gründung des Klosters nach neuesten, auch archäologischen Erkenntnissen zwischen 620 und 629 erfolgte. Damit ist es das älteste bairische Kloster, es entstand etwa siebzig Jahre vor der Gründung von St. Peter in Salzburg, welches lange als ältestes Kloster gegolten hatte.
Die Anerkennung des auf bayerischem Territorium gelegene, kirchlich aber zum Erzbistum Salzburg gehörende Bistum und dessen Bischof wurden von den bayerischen Herzögen und später Kurfürsten stets verwehrt.
Obwohl er Bischof einer eigenen Suffragandiözese war, residierte der Bischof von Chiemsee meist in Salzburg, wo er seit Anfang des 14. Jahrhunderts den Chiemseehof bewohnte.
Wollte der Bischof sein Bistum besuchen, musste er die Genehmigung der bayerischen Herzöge einholen. Wollte er Salzburg verlassen musste er die Erlaubnis des Erzbischofs einholen.
Vortrag Prof. Heim
Prof. Heim erklärt anschaulich die kirchenpolitischen Zusammenhänge der Bistumsgründung Chiemsee
Bischof Friedrich III Deys
Friedrich III. Deys und Lorenz von Lichtenberg
Der Bischof von Chiemsee fungierte als persönlicher Weihbischof des Erzbischofs, der ihm auch weitere Aufgaben übertragen konnte. Insbesondere war es seine Aufgabe den Erzbischof zu vertreten. Diese Aufgabe bezog sich nicht nur auf das eigene Bistum sondern auch auf andere Gebiete im Erzbistum und damit auch auf die Pfarreien im heutigen Gebiet des Pfarrverbands Teisendorf. Der damalige Bischof Friedrich III Deys konsekrierte 1424 die Kirchen St. Johann Baptist Mehring, St. Laurentius Wimmern und St. Ulrich in Neukirchen sowie einen Altar in der Kirche Teisendorf. „Er war damit tatsächlich der zuständige Weihbischof für den Bereich Teisendorf“, wie Heim mehrmals betonte.
Die Frage warum ausgerechnet im Jahre 1424 viele Kircheneinweihungen erfolgten konnte Professor Heim auch beantworten. Er führt diese Entwicklung auf die Beendigung des Abendländische Schisma zurück. Das Schisma bezeichnet die zeitweilige Glaubensspaltung innerhalb der lateinischen Kirche mit konkurrierenden Papstansprüchen in Rom und Avignon von 1378 bis 1417. Erst das Konzil von Konstanz (1414–1418) und die Vermittlung König Sigismunds konnten die Spaltung endgültig überwinden. Mit der Absetzung der amtierenden Päpste und der anerkannten Wahl von Papst Martin V. endete das Schisma. Damit war auch wieder Klarheit in der Lehre der katholischen Kirche hergestellt. Dies führte nun zu einer regen Bautätigkeit, da aufgeschobenen Kirchenbauten fertiggestellt und neue errichtet wurden.
Die Weihehandlungen im Jahre 1424 nahm Friedrich III. Deys war. Er wurde um das Jahr 1365 in Wünneberg im Bistum Paderborn geboren. Nach dem Studium der Rechte in Prag wirkte er lange Zeit an der römischen Kurie. Deys vertrat auf dem Konzil von Pisa den Erzbischof von Salzburg und den Bischof von Chiemsee. Später nahm er auch am Konzil von Konstanz teil.
1422 wurde er vom Salzburger Erzbischof zum Bischof von Lavant (heute Maribor) ernannt und zwei Jahre später zum Bischof von Chiemsee.
Bischof Deys starb im Mai 1429. Seine Grablege ist unbekannt.
Manfred Heim verstand es diese vielfältige Geschichte spannend und anschaulich vorzutragen. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Johann Enzinger bedankte sich im Namen aller Zuhörer für den Abend und wies darauf hin, dass Prof. Heim diesen Vortrag und die Anfahrt unentgeltlich übernommen hat.
Für die freiwilligen Spenden bedankte sich Enzinger. Sie kommen dem Erhalt der Kirche in Mehring zugute. Dort ist die Inneneinrichtung – insbesondere die Orgel – von Nagekäfern (Holzwurm) befallen. Zur Beseitigung sollen Schlupfwespen eingesetzt werden. Die Behandlung soll in wenigen Wochen beginnen. Der Einsatz von Schlupfwespen ist günstiger als die chemische Behandlung wird aber auch mehrere Tausend Euro kosten.
Gemälde Kloster Herrenchiemsee
Die Klosteranlage von Herrenchiemsee