Der hl. Quirinus von Tegernsee (der von mehreren anderen Heiligen gleichen Namens – etwa Quirinus von Neuß und Quirinus von Sissek - zu unterscheiden ist) erlitt unter Kaiser Claudius II. Gothicus (268-270) in Rom das Martyrium für seinen Glauben.
Auch die älteste Quirinus-Legende weiß zu seinem Leben nur zu berichten, dass er „schon viele Schläge für den Namen Christi erduldet hatte und seines Vermögens beraubt worden war“. Schließlich wurde er „in der Nacht … mit dem Schwert getötet und in den Tiber geworfen“. Fromme Pilger „bargen seinen Leib und bestatteten ihn in einem unterirdischen Gang auf dem Pontianus-Friedhof am 25. März“. Die Legende erzählt weiter von großer Verehrung, die dem Heiligen in Rom zuteil geworden sei.
Wiederum gemäß der Quirinus-Legende aus dem späten 9. Jahrhundert reisten die beiden Tegernseer Klostergründer nach Rom, „um die Stätten der Heiligen zu besuchen und mit Gottes Hilfe von dort einige Heiligenreliquien mitzubringen“. Als Lohn für Hilfe gegen seine Feinde habe ihnen der Papst die Reliquien des hl. Quirinus versprochen. Um die Übertragung nach Tegernsee ranken sich drei Wundererzählungen:
Als die Boten, die den Heiligen nach Tegernsee holen sollten, aus Neugier versuchten, das versiegelte Reliquienbehältnis zu öffnen, brachen plötzlich Feuerflammen hervor, um die Anwesenheit eines wundermächtigen Heiligen zu zeigen.
Als man kurz vor der Ankunft – halbwegs zwischen Gmund und Tegernsee – noch einmal rastete, entsprang an dem Ort, wo die Trage mit dem heiligen Leib gestanden war, eine heilsame Quelle. Über der Quelle wurde die Kirche von St. Quirin (heute Filialkirche der Pfarrei Tegernsee) erbaut, in deren Mitte sich bis heute ein Ziehbrunnen befindet.
Schließlich wurden die Reliquien am 16. Juni 804 feierlich in der Klosterkirche beigesetzt. „Als er in die Grabstätte gelegt werden sollte, fiel durch die Umhüllung ein Teil seines Leibes …, der so blutig war, als ob der Heilige an diesem Tag erst entleibt worden wäre.“ Ein Glasgefäß mit der Blutreliquie befindet sich noch immer im Tegernseer Kirchenschatz.
Quirinus wurde zum Hauptpatron von Tegernsee. Seine Verehrung breitete sich überall dort aus, wo diese reiche Abtei Besitzungen hatte – bis nach Südtirol und in die Wachau. Spätere Ausschmückungen der Legende machten Quirinus zum Sohn des angeblich ersten christlichen Kaiser Philippus Arabs (244-249).
Um 1430 entdeckte man am Westufer des Tegernsees eine Erdölquelle. Man verwendete das Öl bis ins 19. Jahrhundert zu Heilzwecken bei Mensch und Vieh und schrieb seine Heilkraft der Fürsprache des hl. Quirinus zu.
Im Innenhof des 1993 eingeweihten Tegernseer Pfarrzentrums „Quirinal“ erinnert ein moderner, aus vier verschiedenfarbigen Steinsorten zusammengesetzter Brunnen an die vier Hauptwunder des Heiligen (Feuer-, Wasser-, Blut- und Ölwunder).
Traditioneller Festtermin ist nicht der Todestag (25. März), sondern der Jahrestag der Übertragung (Translation) nach Tegernsee (16. Juni).
Dargestellt ist Quirinus zumeist als Kaisersohn in römischer Rüstung (mit Krone, Szepter, Reichsapfel) sowie Schwert und Palmzweig (als Zeichen des Martyriums). Als weitere Attribute finden sich Wassergefäß und Ölfläschchen.