Fronleichnamsprozession in Hofgastein Adolf Friedrich Erdmann von Menzel 1880
Offiziell heißt Fronleichnam "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". Der Name Fronleichnam setzt sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern fron (Herr, Herrschaft) und lichnam (Leib) zusammen.
Dieses ist auf den ersten Blick verwirrend. Das Wort Fron kennt man heute nur unter der Bedeutung von Knechtschaft und Zwang. Fronleichnam dagegen ist das genaue Gegenteil. Fronleichnam ist ein lebendiges Fest zu Ehren des Leibes des Herrn.
Die Bedeutung des Fronleichnamsfestes hängt eng mit der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus beim letzten Abendmahl zusammen: Gründonnerstag
An Fronleichnam wird die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament gefeiert.
Da aber der Gründonnerstag, an dem man dieses Fest hätte feiern können, in der stillen Zeit der Karwoche liegt, ist ein prunkvolles Fest, wie eben Fronleichnam, nicht dazu geeignet, in der Fastenzeit gefeiert zu werden.
Und so wurde Fronleichnam auf den ersten Donnerstag nach der Oktav des Pfingstfestes gelegt.
Fronleichnam ist, wie zum Beispiel das Herz-Jesu-Fest oder der Dreifaltigkeitssonntag, ein Ideenfest. Im Gegensatz zu Festen wie Weihnachten oder Ostern, die sich auf ein konkretes Heilsereignis beziehen, steht bei Ideenfesten eine Glaubenswahrheit im Vordergrund.
Monstranz St. Johannes der Täufer
Seinen Ursprung hat das Fest im Mittelalter. Damals wendete sich das Interesse vom Vollzug der Eucharistie hin zum vollzogenen Sakrament. Oder anders formuliert: Nicht das Sakrament selber war von Interesse, es wurde vielfach auch nicht so ganz verstanden, sondern das Schauen, das Anbeten. Dabei waren nicht Leib und Blut im Vordergrund, sondern nur noch der Leib Christi. Dies konnte den Gläubigen auch ohne Schwierigkeiten sichtbar gemacht werden.
Die Augustinernonne Juliana von Lüttich hatte im Jahr 1209 eine Vision, die sich öfter wiederholte. Im Traum habe sie den Mond gesehen, der an einer Stelle einen dunklen Fleck aufwies. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr sei, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes für das Altarsakrament.
So kam es zur Einführung eines besonderen Festes zu Ehren des Eucharistischen Sakramentes. Bischof Robert von Lüttich führte dieses 1246 für seine Diözese eine. Auch die Monstranz stammt aus dieser Zeit und wurde 1247 zum ersten Mal in Lüttich verwendet. 1264 wurde es von Urban IV, (zuvor Erzdiakon in Lüttich) für die ganze Kirche verbindlich. (1)
Dafür ausschlaggebend war das “Blutwunder von Bolsena“ im Jahr 1263: Bei der Feier der Heiligen Messe entdeckte der Priester, Peter von Prag, „Blutstropfen“ auf den geweihten Hostien. Die Hostien wurden zu Papst Urban IV. gebracht, der daraufhin den zweiten Donnerstag nach Pfingsten als Datum für das Fest der Eucharistie festlegte. Er schrieb seinerzeit:
„Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen.“ (2)
Fronleichnam wurde beim Konzil von Vienne im Jahr 1311 bestätigt. Die erste „Deutsche“ Fronleichnamsprozession fand 1279 in Köln (St. Gereon) statt. Bis sich das Fest überall verbreitet hatte, dauerte es allerdings noch bis ins 14. Jahrhundert.
Der Pfarrverband Taufkirchen feiert Fronleichnam mit einer gemeinsamen Prozession, siehe rechts oder oben im Teaser.
In Deutschland hat sich folgender Ablauf eingebürgert. Der Tag beginnt mit einem Gottesdienst, bei dem ein Wort, vielleicht nicht besonders religiös, es auf den Punkt bringt. Kumpel / Kumpane. Das lateinische cum pane bedeutet wörtlich „mit Brot“. Im „Vater unser“ beten wir „unser täglich Brot gib uns heute“. Auch hier wird die Notwendigkeit des Brotes verdeutlicht. Nicht das Brot als Brot, sondern als konsekrierte Hostie als Leib Christi. Fronleichnam ist das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“.
Der Ruf vor dem Evangelium wird durch eine besondere Sequenz („Lauda Sion salvatórem“ Lobe Zion deinen Hirten) eingeleitet, die von Thomas von Aquin stammt. Angeblich soll auf seinen Wunsch hin er den Auftrag erhalten haben, Brevier und Messe zu verfassen, was heute aber angezweifelt wird.
Vielerorts wird bereits diese Messe im Freien gefeiert, was dann auch den Übergang zur Prozession vereinfacht.
Bei der Prozession trägt der Priester oder Diakon die Monstranz. Über ihm ist ein Tragehimmel gespannt, der von vier Personen getragen wird. Ihm folgen der Altardienst und die Abordnungen der einzelnen Vereine. Und zum Schluss das Volk.
Die Prozession geht über vier Stationen, an denen Altäre aufgebaut sind. An jeder dieser Stationen wird aus jeweils einem Evangelium gelesen, Fürbitten gesprochen und der Segen erteilt.
Auch See- oder Flussprozession sind möglich.
Im Jahr 1959 legte die Ritenkongregation fest, dass die Prozession von Rom nicht als Liturgie römischen Rechts, sondern zu den "Frommen Übungen“ gezählt wird, wofür die Bischöfe zuständig sind.
In den letzten Jahrzehnten macht sich in einigen Diözesen vermehrt Unbehagen breit, da die Gestaltung recht traditionell gehalten ist, und man dies gerade in größeren Städten gerne ändern möchte.
Nein.
Der orthodoxen Kirche ist die Verehrung des zur Anbetung ausgesetzten Allerheiligsten unbekannt. Es gilt der Grundsatz: „Wir verehren die heiligen Gaben, weil wir sie – etwa zur Krankenkommunion – aufbewahren, aber wir bewahren sie nicht auf, um sie zu verehren.
Auch die evangelische Kirche hat keinen Feiertag Fronleichnam. Dies liegt daran, dass evangelische und katholische Christen ein unterschiedliches Verständnis vom Abendmahl haben. In der katholischen Glaubenslehre ist Jesus Christus durch das Sakrament der Eucharistie in Leib und Blut real präsent. Die Gaben wurden in Leib und Blut gewandelt und bleiben es auch.
In der evangelischen Kirche hingegen ist Jesus während des Abendmahles „in, mit und unter Brot und Wein“ gegenwärtig. Brot und Wein sind jedoch nach der Feier wieder das, was sie auch vorher waren, nämlich Brot und Wein.
G. Vogel