Es gibt mehr als eine Möglichkeit eine Kreuzwegandacht zu feiern und so des Todes Christi am Kreuz zu gedenken. Doch der Reihe nach. Normalerweise besteht ein Kreuzweg seit dem 16. Jahrhundert aus 14 Stationen. Die einzelnen Stationen heißen:
· Jesus wird zum Tode verurteilt
· Jesus nimmt das Kreuz aus sich
· Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
· Jesus begegnet seiner Mutter
· Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
· Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
· Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
· Jesus begegnet den weinenden Frauen
· Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
· Jesus wird seiner Kleider beraubt
· Jesus wird ans Kreuz genagelt
· Jesus stirbt am Kreuz
· Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
· Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Jesus spricht zu den weinenden
Frauen
Hl. Kreuz Taunstein
Diese 14 Stationen sind in jeder Kirche häufig als Bilder oder Tafeln zu finden. Größere Kirchen oder Ordenshäuser haben dafür einen Kreuzweg, der wesentlich spektakulärer ist als die Wandtafeln in der Kirche. Dort sind es dann meist Skulpturen oder Reliefs.
Da die Bilder in den Kirchen meist eng aneinander gereiht sind und die Anzahl der Gläubigen den Platz überschreitet, ist es vielerorts auch gebräuchlich, dass der Kreuzweg unter freiem Himmel z. B. im Wald oder auf einem Bergweg stattfindet. Teilweise befinden sich dort gemauerte kleine Kapellen, Holzkreuze oder auch nur eine Nische in der Wand eines Hauses.
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuz
Hl. Kreuz Taunstein
Bei jeder diese Stationen wird eine Pause gemacht.
Es beginnt mit einem Akt der Anbetung:
"Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich",
- wobei die Knie gebeugt werden sollten;
"Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst".
Dann wird die Situation beschrieben. Eine Bibelstelle passend zum Geschehen wird vorgetragen, gefolgt von einer Meditation, einer meditativen Stille und einem Fürbittgebet. Zum Schluss folgt noch ein Lied. Danach geht es weiter zur nächsten Station.
Müssen es 14 Stationen sein?
Nun hat es sich in den letzten Jahren durchgesetzt, nicht mehr alle Stationen abzulaufen, dafür aber die einzelnen Stationen mehr zu vertiefen. Dieses ist zum Beispiel bei Jugendkreuzwegen üblich, aber auch Kreuzwege für Erwachsenen folgten bald diesem Muster.
Simon hilft Jesus beim Tragen des Kreuzes
Um den Gläubigen das Sterben Christi anschaulicher zu gestalten oder ihnen etwas in die Hand zu geben, spielen Symbole eine große Rolle. Man kann so auch Symbole sprechen lassen. Hier bieten sich große Nägel an oder auch Blumen. Es darf aber auch gern eine Kerze sein, die ihren Ort wechselt, entzündet oder verlischt oder Weihrauch, wo jeder etwas auflegen darf.
Ein Baukreuz, wie bei uns in der Kirche, über mehrere Stationen zu enthüllen, ist ebenso möglich.
Nun zu den Texten. Auch hier hat sich in den Jahren viel verändert. Bestes Beispiel hierfür ist der MISEREOR- Kreuzweg oder der "Ökumenische Kreuzweg der Jugend". Hier dienen die einzelnen Stationen zum einen dazu, uns ins Gewissen zu bringen, was geschah überhaupt mit Jesus auf seinem Weg zum Kreuz.
Zum anderen: Was passiert heute mit unserer Welt.
In diesem Jahr nimmt der MISEREOR-Kreuzweg Bezug auf das Nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus „Querida Amazonia“ (QA).
So hat der Weg Jesu einen Bezug zu unserem heutigen Leben und macht es anschaulicher.
Jesus wird seiner Kleider beraubt
Hl. Kreuz Taunstein
Dieses war nicht immer so. Zu Beginn hatte der Kreuzweg nur zwei Stationen: Die Verurteilung und den Tod. Dieses fand an den Originalschauplätzen statt. Das Haus des Pilatus und Golgota. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit weitere Stationen hinzu.
Etwa ab dem 11. Jahrhundert entstand in Jerusalem ein Weg mit verschiedenen Stationen. An diesen Stationen wurden Bilder der Passion aufgehangen. Bilder waren auch für die Gläubigen, die des Lesens nicht mächtig waren, von Vorteil, da auch sie sofort wussten, um welche Station es sicht handelte.
Die Straße/ Weg wurde Via Dolorosa genannt – "Der schmerzhafte Weg".
Doch den Kreuzweg wirklich für das breite Volk zugänglich gemacht, hat Franz von Assisi. Er wollte „in allem den Fußspuren des gekreuzigten Jesus folgen“, so ist es nicht verwunderlich dass die Idee des Kreuzweges immer weitere Kreise zog und unter der Anleitung der Franziskaner bald in weiteren christlichen Ländern Kreuzwege entstanden.
Fazit
Für mich ist eine Kreuzwegandacht immer eine spannende Geschichte. Ein Gemisch aus konservativer und moderner Liturgie und dazu noch Zeichenhandlungen.
Und für alle, die jetzt noch denken, das zieht sich dann aber… Der kann beruhigt sein. Bei uns dauern Kreuzwegandachten rund 45 Minuten.
Gerald Vogel