Karl (auch Carl) Raimund Kristinus wurde am 22. März 1843 im oberschlesischen Wagstadt geboren. Seine musikalischen Fähigkeiten traten schon in jungen Jahren zutage. Vor allem in Troppau, wo er zunächst die Realschule und anschließend den zweijährigen Präparantenkurs besuchte, um Lehrer zu werden, fiel er durch sein außerordentliches musikalisches Talent auf. Darum erhielt er auch extra musikalischen Unterricht bei Johann Judex. Die Ausbildung beschloss er mit dem Lehrbefähigungszeugnis für Hauptschulen im Jahr 1860.
Nach seiner Lehrerausbildung war er zunächst an der Benediktinerschule im Stift Admont (Österreich) als Hauptschul- und Gesangslehrer tätig und als solcher Mitarbeiter der Brüder Berger (denen er später liturgische Kompositionen widmete). Hier konnte er seine musikalische Ausbildung als Schüler des Stiftsorganisten Pater Blitmund Tschurtschenthaler fortsetzen. Im Jahr 1865 zerstörte ein Brand den Großteil des Stiftes – ein Grund für seinen Weggang? Ab den Jahren 1866/67 jedenfalls begegnet er uns als Kirchenmusiker und Kapellmeister in Bludenz, dann als Unterlehrer und Kirchenmusiker in Tulln.
Ab 1870 wirkte Kristinus in Wien zunächst wiederum als Lehrer an einer Bürgerschule, seit 1872 beim „Wiener Männerchor“ als Chorleiter. 1879 wurde er Chormeister der „Wiener Liedertafel“, 1896 Chordirektor in der St. Aegidius Kirche in Wien-Gumpendorf. Kristinus starb 1904 an Herzversagen.
Aus seiner Hand stammen zahlreiche Offertorien, Gradualien und Messen, von denen aber nur noch seine Pastoralmesse gelegentlich aufgeführt wird. Er erhielt auch Ehrenpreise, so den Preis des Niederösterreichischen Sängerbundes für „Das Herz am Rhein“ 1871 und den Preis des Wiener Schubertbundes für „Wir werden Deutsche bleiben“ 1871.
(entnommen aus Österreichisches Musikerlexikon online)