Bis zur kriegsbedingten Ablieferung 1942 hing ein Dreiergeläute i, Turm; es bestand aus der St. Johannes-Glocke (130 cm Durchmesser, 1050 kg, Ulrich Kortler, München, 1881), der St.Corbinians-GLocke (90 cm Durchmesser, 500 kg, Ulrich Kortler, München, 1881) und der St.Petrus-Canisius-Glocke (428 kg, Rudolf Oberascher, München, 1928).
Nach einem Schreiben des Konservators Dr. M.Goering. Landesamt für Denkmalpflege, München (Schreiben Nr 2889) vom 8. Juni 1942 an das Pfarramt Schweitenkirchen befindet sich die älteste Glocke der Pfarrkirchen heute in der Filiale Hirschhausen:
St. Maria, Ton as, 192 kg, 65 cm unterer Durchmesser. Die Glocke trägt die Inschrift "hir gos mich Vlrich von rosen 1454". "Die Glocke Nr. 1 in Hirschhausen ist 1454 von Ulrich von Rosen gegossen und ... künstlerisch und historisch sehr wertvoll" (ders.) Ursprünglich für Schweitenkirchen gegossen, kam sie 1921 von dort in die Filiale Hirschhausen, 1942 wieder zurück, um der Beschlagnahme und Ablieferung im II.Weltkrieg zu entgehen. 1950 wurde sie wieder nach Hirschhausen zurückgegeben.
Im Kriegsjahr 1942 hatte die Pfarrei Schweitenkirchen alle drei Glocken aus dem Turm ihrer Pfarrkirche abhängen und abliefern müssen. Die Glocken wurden zertrümmert und für Rüstungszwecke eingeschmolzen.
1950 konnte das heutige Geläute, vier Glocken im Gesamtgewicht von 2355 Kilogramm, erworben, eingeholt, geweiht und aufgezogen werden. Dabei befand sich als fünfte Glocke die Sankt-Margareta-Glocke für die Filialkirche in Frickendorf. Die fünf Glocken wurden in Schweitenkirchen am Samstag, dem 21. Oktober 1950, festlich empfangen und am Sonntag, dem 22. Oktober 1950, feierlich geweiht.
Expositus Josef Drescher von Sünzhausen berichtet davon:
"Bereits am Samstag wurden bei strahlendem Herbstwetter die neuen Glokken feierlich empfangen und eingeholt. Von Dietersdorf aus bewegte sich der festliche Zug zur Pfarrei: voraus Radfahrer auf geschmückten Rädern, dann Reiter, danach verschiedene Wagen, auf dem ersten die Musik, auf
dem zweiten die Meßdiener mit dem Kreuz und weißgekleidete Mädchen, dann der Glockenwagen, schließlich die Kutsche mit Herrn Pfarrer Ludwig Betzinger. Auch Expositus Max Heininger von Niederthann war erschienen. Leider war Expositus Alfred Schopka von Dürnzhausen nicht dabei, da er zur Kur in Bad Wörishofen weilte. Die Häuser von Schweitenkirchen waren mit Thnnengrün und bunten Fähnchen geschmückt. Vor dem Presbyterium der Pfarrkirche prangte eine mächtige Tannengirlande. Die Wagen hielten vor dem Hauptportal, wo sich eine zahllose Volksmenge, wie bei einer Primiz, staute. Die Musik spielte. Der Männerchor sang den, Tag des Herrn'. Kindergruppen schilderten in Versen die verschiedenen Aufgaben der Kirchenglocken. Pfarrer Betzinger stellte in seiner Ansprache die neuen Glocken einzeln vor, gab der allgemeinen Freude Ausdruck und dankte allen Beteiligten; auch machte er bekaflnt, daß die große Marienglocke bis zum Friedensschluß unter den Völkern jeden Samstagabend geläutet werde und jedermann, der das Läuten höre, möge dabei ein Vaterunser mit dem Zusatz ,Maria, Königin des Friedens, bitte für uns!' beten. Zum Beschluß wurde in der Pfarrkirche ein Dankrosenkranz für die Stifter und Wohltäter des neuen Geläutes gebetet.
Am Sonntag konsekrierte Prälat Dr. Michael Hartig aus München die neuen Glocken. Die Feierlichkeiten begannen um 9 Uhr vormittags. In seiner Predigt erläuterte der Prälat den Weiheritus und würdigte die Bedeutung und das Wirken der Schutzheiligen der fünf neuen Glocken. Dann erfolgtevor dem Kirchenportal die Weihe der Glocken: Taufe, Salbung und Beräucherung mit Weihrauch, Myrrhe und Thymian. Dabei standen die Glocken, noch vom Empfang her, auf ihrem Glockenwagen. Während der Psalmen sang der Chor unter anderem das Haec dies von Ett. Nach dem Weihe-Evangelium sangen alle, Großer Gott, wir loben Dich!' Nun bewegte sich der Zug wieder in die Kirche hinein zum anschließennden Hochamt. Pfarrkurat Georg Winstetter von Güntersdorf und ich levitierten. Zeremoniar war cand. theol. Josef Auer aus Freising. Pfarrer Jakob Straßer, der Erbauer unserer Pfarrkirche, wohnte der Feier bei. Nach dem letzten Evangelium dankte Pfarrer Betzinger der gesamten Kirchengemeinde, insbesondere auch Prälat Hartig und Pfarrer Straßer.
Prof Ludwig Berberich, München-Neubiberg, 15. Oktober 1950
Gutachten, betr. Glocken von Schweitenkirchen
Das neue Viergeläute von Schweitenkirchen, ein Salve-Regina-Motiv, stellt eine Mischung von Bronce- und Euphon-Glocken dar. Ich trete dafür ganz und gar ein, weil der Toncharakter oder die Klangfarbe von Euphon nicht anders ist als von Bronce. Handelt es sich bei Euphon um die große Glocke, wie in unserm Falle, so wird das Einfallen dieses Glockentones in das Geläute immer von starker Wirkung sein, um so mehr, wenn die Glocken gut aufeinander abgestimmt sind; und das ist in Schweitenkirchen der Fall. Die Glocken sind um eine Kleinigkeit tiefer als die Normalstimmung, etwa so, wie die Kirchenorgeln den größten 'Teil des Jahres stimmen.
Die Prüfung der Glocken ergab folgendes Klangbild:
Alle vier Glocken stammen aus der Gießerei Karl Czudnochowsky, Erding, aus dem Jahr 1950.
Das ist stimmungsmäßig ein sehr gutes Resultat: die vier Schlagtöne mathematisch genau auf der gleichen Linie! Prim, Oberoktav und Unteroktav kaum vom Schlagton abweichend! Kleine Divergenzen sind als erwünschte Schwebungen zu werten. Mollterzen und Quinten ohne Beanstandung!
Im Jahr 1982 mußte der alte, eiserne Glockenstuhl gegen einen neuen, jetzt im quadratischen Untergeschoß verankerten, Stahlglockenstuhl ausgetauscht werden.
Zu wünschen wäre jedoch eine neuer Glockenstuhl aus EICHE, zumindest ein Austausch der Stahljoche gegen Eichenjoche. Dies würde die Glocken schonen und ein weicheres Klangbild ergeben.