Pfarrverband Schönberg

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Gedanken zum Urnenbegräbnis

Im Anschluss an den Festgottesdienst zu Allerheiligen wird in Oberbergkirchen die neu errichtete Urnen-Begräbnisstätte gesegnet, die im Rahmen der Erneuerungsarbeiten an den Stützmauern der Bruder-Konrad-Kirche eingefügt wurde.

Dies ist mir Anlass, einige historische, kirchliche und persönliche
Gedanken zur Urnenbestattung aufzuwerfen.

In der Antike gab es in Europa neben dem Brauch der Erdbestattung auch die Einäscherung des Leichnams. Die Ausbreitung des Christentums und andere Gründe führten dazu, dass die Urnenbestattung immer mehr zurückgedrängt
wurde. Ab der Zeit Karls des Großen (um 800) war in Europa eine
Feuerbestattung nicht mehr üblich.

Erst im 19. Jhd. kam es zu einer Wiederaufnahme des antiken Brauchs, die Asche der Verstorbenen in Urnen zu bestatten:
Vereine für Feuerbestattung entstanden, und die ersten Krematorien wurden gebaut. Getragen war die Einführung der Feuerbestattung in dieser Zeit von freidenkerischen Kreisen; sie hatte weltanschaulichen Bekenntnischarakter, der sich oft gegen das Christentum richtete. Auf diesem Hintergrund verbot die Katholische Kirche 1886 die Einäscherung.

Seit Jahrzehnten sind es jedoch nicht mehr ideologische, antikirchliche Gründe, die für die Feuerbestattung sprechen, sondern v.a. praktische Gründe, wie die Grabpflege bei einer mobiler werdenden Gesellschaft, hygienische, finanzielle und gestalterische Gründe.

1964 stimmte der Vatikan der Feuerbestattung auch für Katholiken zu und hob damit das Verbot von 1886 auf, wenn auch das Erdbegräbnis besonders empfohlen wird.
Meine persönliche Meinung zur Bestattungsform? Ich finde, dass vieles für ein Erdbegräbnis spricht: Im Sarg scheint mir der Verstorbene noch mehr „da“ zu sein wie in der Urne; das langsame Einswerden mit der Erde, in die der Sarg gesenkt wird, entspricht dem Weg der Trauer, der meistens ein langer Weg der Veränderungen und der Verwandlung, des Loslassens, ist.

Wichtig scheint mir vor allem aber, einen Ort zu haben, wo man der Verstorbenen gedenken und für sie beten kann, und dass dies ein würdiger Ort ist.

Mit den 24 Urnennischen schaffen wir neue Möglichkeiten der würdigen Urnenbestattung in Oberbergkirchen. Die neue Begräbnisstätte hilft auch, dass wir in dem relativ kleinen Friedhof noch längere Zeit Grabstätten anbieten
können.

Solange wir unsere Toten auf dem Friedhof mitten im Dorf, im Schatten der Kirche, beerdigen, zeigen wir es ganz deutlich: die Verstorbenen gehören zu uns, zu unserer Pfarrei, zu unserer Gemeinde, und sie haben einen Platz mitten in der Gemeinschaft, aus der sie der Tod genommen hat.


Pfarrer Paul Janßen