Am 11. Juli, dem Hochfest des Heiligen Benedikt, wie hätte es besser passen können, feierte Frater Placidus (Martin) Schinagl in der Stiftskirche St. Peter in Salzburg seine Ewige Profess. Vor fünf Jahren trat er in den Benediktinerorden als Novize ein und vor drei Jahren legte er die zeitliche Profess ab, um sich nun endgültig an den Orden zu binden. Pfarrer Roman Majchar CM und viele Gläubige aus der Heimatpfarrei St. Martin Saaldorf nahmen an diesem besonderen Gottesdienst teil.
Nach festlichem Einzug in die Stiftskirche St. Peter begrüßte Erzabt Korbinian Birnbacher OSB die Eltern und Großeltern, Freunde, Verwandte, Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen, und nicht zuletzt ihn selbst, Frater Placidus. Es sei ein großer Entschluss, zu dem er sich durchgerungen habe. In einer Probezeit, die noch einmal um ein halbes Jahr verlängert wurde durch Corona, habe er sich geprüft. Und er sei auch von der Glaubensgemeinschaft geprüft worden. Profess ablegen, erklärte der Erzabt, bedeute, sich verbindlich für diesen Weg der Gottsuche zu entscheiden. Das sei ein großes Geschenk für die Gemeinschaft und die ganze Kirche. „Wenn wir vielleicht auch angesichts dieser großen Herausforderung etwas ängstlich sein könnten, so dürfen wir doch darauf vertrauen, dass Gott uns diesen Mut zuspricht, dass er mit uns auf diesem Weg ist, dass du lieber Placidus nicht allein bist. Es sind deine Brüder im Kloster, aber auch die vielen Menschen, die ihre Solidarität und Freundschaft mit dir dadurch bezeugen, dass sie heute mitfeiern. Sie begleiten dich auf diesem Weg.“, so die aufmunternden Worte von Erzabt Korbinian Birnbacher.
Auf Wunsch von Frater Placidus erklang zur Ehre Gottes an diesem Festtag die St. Gerhard-Messe des bekannten Laufener Komponisten Wolfgang Hein. Wer Frater Placidus kennt, ist nicht erstaunt, dass er diese gefällige, leichtfüßig anmutende, in einem etwas moderneren Stil gehaltene und trotzdem harmonische Messe gewählt hat. Chor und Bläser der Stiftsmusik St. Peter unter der Leitung von Stiftskapellmeister Peter Peinstingl waren Garant für die feierliche musikalische Umrahmung dieses Gottesdienstes. Der Stiftskapellmeister wählte noch weitere Musikstücke aus, wohl wissend, dass er damit den Musikgeschmack des Benediktiners trifft.
Nach der ersten Lesung aus dem Buch der Sprichwörter, in der es um das Streben nach Einsicht und Erkenntnis geht, die man nur durch Gott erlangen kann, sangen Chor und Gläubige miteinander Psalm 98 „Ein neues Lied auf den Richter und Retter“. Dieses Loblied fordert auf, angesichts der wunderbaren Taten Gottes zu jauchzen, zu singen, die Trompeten und Hörner erschallen zu lassen, ja sogar das Meer solle brausen und die Berge jubeln im Chor. Die Gläubigen stimmten nach den vom Chor vorgetragenen einzelnen Versen immer wieder mit ein in den Kehrvers „Jubelt ihr Lande, dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil.“ Die Gottesdienstbesucher erlebten, auf welch herrliche Art und Weise Glaube durch Musik und Gesang bezeugt werden kann.
Es folgten die 2. Lesung aus dem Brief an die Epheser, in der die Gemeinde von Paulus erfährt, dass Zusammenleben nur durch Demut, Friedfertigkeit und Geduld gelingen kann, bevor das Evangelium aus dem 5. Kapitel des Matthäusevangeliums vorgetragen wurde. Die Seligpreisung führte dem Zuhörer vor Augen, dass diejenigen, die um Jesu oder der Gerechtigkeit willen benachteiligt sind, Trost erfahren werden.
In der anschließenden Predigt erklärte Erzabt Birnbacher, dass die Benediktiner zweimal ein Hochfest des Ordensvaters Benedikt feiern, nämlich einmal am Todestag 21. März, mitten in der vorösterlichen Bußzeit und dann am 11. Juli, am Gedenktag der Überführung seiner Gebeine im Jahr 672 durch Mönche von Fleury. Papst Paul VI. hat mitten im 2. Vatikanischen Konzil, bei der Weihe der im Krieg zerstörten Klosteranlage von Montecassino, Benedikt als den Patron Europas ausgerufen. Das Leben des Heiligen Benedikt brachte Papst Paul VI. in seiner bildreichen Sprache sehr griffig auf den Punkt, meinte der Erzabt.
Demnach könne man das Leben des hl. Benedikt durch drei Symbole veranschaulichen - das Kreuz, den Pflug und die Feder.
Das Kreuz stehe für den Glauben, den die Mönche in die Welt hinausgetragen haben und somit ein Europa, das zerrissen und fragmentiert war, wieder zu einer geistigen und geistlichen Mitte zusammenführten. Das zweite Symbol, der Pflug, weist darauf hin, dass die Mönche in weiten Teilen Europas Wälder rodeten und Felder ertragreich bewirtschafteten und somit Landwirtschaft revolutioniert haben. Die Feder als drittes Symbol erinnert an die Mönche und Nonnen, die im Geist Benedikts das Wissen der Antike, aber auch das Evangelium, immer wieder demütig abgeschrieben haben, um es für die Nachwelt zu sichern.
Der Hl. Benedikt veränderte durch diese drei Wege die Welt, die eigentlich im Argen lag, und die gar nicht so unähnlich unserer Situation heute nach Corona war.
An Frater Placidus gewandt meinte der Erzabt: „Dein Schritt heute ist auch Teil dieser Aufbauarbeit. Was du heute versprichst in der Profess, das ist klösterlicher Lebenswandel, das ist Gehorsam, das ist stabilitas (Beständigkeit). Das muss man fast erklären, was das heute bedeutet, denn es ist nicht mehr selbstverständlich.“ Klösterlicher Lebenswandel sei ein Leben in Armut und Keuschheit, dass man nicht in erster Linie an sich denke, sondern seinen Dienst einsetze für Gott. Man verzichte auf vieles, aber gleichzeitig sei der persönliche Verzicht eine große Leistung und ein großes Geschenk. Auch der Gehorsam werde heute stark hinterfragt. Nicht Vasallengehorsam sei damit gemeint, sondern eher ein Dazugehören zu einer Gemeinschaft, bei der man sich eben auch persönlich zurücknehmen müsse. Diesen Weg miteinander und nicht als Einzelkämpfer zu gehen, das sei eine gar nicht so einfache Angelegenheit.
Das dritte benediktinische Gelübde ist die Beständigkeit. Sich nicht einfach wie ein Fähnchen im Wind nach der Mehrheit richten, sondern standfest zu sein im Glauben und in den Überzeugungen, das sei damit gemeint, erklärt Erzabt Korbinian Birnbacher.
Zu Frater Placidus gerichtet sagte er: „All das haben wir an dir kennenlernen dürfen in den vergangenen Jahren. Dein Schritt bewegt uns und er bringt uns damit ein Stück näher zu Jesus Christus, der die Mitte dieses klösterlichen Lebens ist. Wenn man das so hört, dann könnte man meinen, das ist etwas Schweres, etwas Düsteres, etwas vielleicht nicht mehr Zeitgemäßes. Aber im Gegenteil, Benedikt meint etwas anderes. Die Gebundenheit in der Profess ist nicht eine Knebelung und kein Gefängnis, sondern du bist freiwillig hier, aus freien Stücken setzt du diesen Schritt und somit ein Zeichen für uns alle.“ Dies sei Sinn einer Profess, dass man nicht Einzelkämpfer sei, sondern miteinander Gott suche in Gemeinschaft unter Regeln und Abt.
Nun folgte die Bitte um Professzulassung. Frater Placidus wurde gefragt, ob er bereit sei, gemäß dem Evangelium Jesu Christi und der Regeln des Heiligen Vater Benedikt wahrhaft Gott zu suchen. Ob er bereit sei, der Klostergemeinschaft der Erzabtei St. Peter die Treue zu halten, in guten wie in bösen Tagen, und ob er bereit sei, für immer Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam zu geloben. Die Antworten lauteten: „Ich bin bereit!“
Eine eindrucksvolle Zeremonie schloss sich an: Ausgestreckt mit dem Gesicht nach unten legte sich Frater Placidus auf den Boden, während die Allerheiligenlitanei gebetet wurde. Danach legte er die Ewige Profess ab. Er las die Urkunde vor, in der er Beständigkeit in der Gemeinschaft, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam verspricht. „Zum Zeugnis dafür habe ich diese Urkunde eigenhändig geschrieben im Kloster des Heiligen Petrus am 11. Juli 2021 am Hochfest des Heiligen Benedikt.“, so lautet der letzte Satz der Urkunde. Das Dokument unterzeichnete nun Frater Placidus, zeigte sie ringsherum den Anwesenden und legte sie auf den Altar. Danach begab sich Placidus in den hinteren Teil des Kirchenschiffes und sang mit erhobenen und ausgebreiteten Händen in lateinischer Sprache den Psalmvers „Nimm mich an, o Herr, wie du verheißen hast, und ich werde leben. Lass mein Vertrauen nicht zuschanden werden.“ Noch zweimal wiederholte er diesen Vers, dabei begab er sich nach und nach wieder in Richtung Altarraum. Ein langes Segensgebet sprach der Erzabt über Frater Placidus Schinagl, bevor er die Professzeichen übergab.
„Empfange die Kukulle. Sie ist Zeichen der Treue zu Gott und der Gemeinschaft mit den Brüdern“. Mit diesen Worten erhielt Placidus sein Festgewand, das er über seinen Habit anzog.
Ebenso erhielt er das Monastische Stundenbuch, denn nun ist er beauftragt, täglich das Gotteslob der Kirche zu feiern.
Zu guter Letzt sagte der Erzabt: „Lieber Frater Placidus, wir haben dich für immer in unsere Gemeinschaft aufgenommen, in der wir alles miteinander teilen, erfülle du mit uns den Auftrag, den die Kirche uns gegeben hat. Empfange nun von deinen Mitbrüdern den Friedensgruß.“ Herzlich umarmte jeder Mitbruder der klösterlichen Gemeinschaft Frater Placidus und hieß ihn so gleichsam wie ein neues Familienmitglied willkommen.
Im Anschluss an diese Zeremonie nahm der Gottesdienst weiter seinen gewohnten Lauf. Nach dem bekannten Schlusslied „Großer Gott wir loben dich“ spielten Orgel und Bläser den festlichen Marsch aus der Oper Scipio von Georg Friedrich Händel zum Auszug. Die vielen Gläubigen spendeten für die Musiker und Sänger am Ende reichlich Applaus und begaben sich noch in den Kreuzgang des Klosters. Dort nahm die Musikkapelle Steinbrünning unter der Leitung von Florian Hauser Aufstellung und überbrachte ihrem ehemaligen Flügelhornisten Frater Placidus durch ein Ständchen ihre Glückwünsche. Bei unterhaltsamer Musik, schönem Wetter, guten Gesprächen, Essen und Trinken klang dieser ereignisreiche Tag aus.
Den Artikel der Erzabtei St. Peter finden Sie
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