Pfarrverband Rohrdorf

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Die Anfänge der heutigen kfd

reichen zurück in die 2. Hälfte des 19. Jhds. Zu dieser Zeit wurden Gebetsgemeinschaften christlicher Mütter in Frankreich gegründet.
Ab 1856 entstanden christl. Müttervereine auch in Deutschland, der Mainzer Bischof Emanuel von Ketteler förderte die Gründungen zusammen mit Ida Gräfin Hahn-Hahn, aus Mecklenburg.
Daraus sehen wir, dass die Gründung der Müttervereine aus dem gehobenen Bürgertum und der Kirche kam.
Anders als bei unserem „Schwesterverein“ dem Kath. Dt. Frauenbund (KDFB), dem zweiten großen kirchlichen Frauenverband. Die ersten Vereine dieses Verbandes wurden 1903 in Köln aus Frauen aller Schichten gegründet. Ihr Ziel war „…die Vertiefung des katholischen Frauenideals in Familie, Beruf und öffentlichem Leben..“ 2)
Mittlerweile verfolgen die beiden Verbände ähnliche Ziele. Es gibt Unterschiede in der Intensität der Anbindung an die kath. Kirche.
 
 
 
Zurück zu unserer kfd:
Die Mitglieder der Gründerzeit waren also Mütter. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffneten sich die Müttervereine zu „Jungfrauen- und Müttervereinen“. In Rohrdorf geschah diese Öffnung erst zu Pfarrer Aumers Zeiten. Wir müssen hier auch selbstkritisch feststellen, dass es für ledige Frauen und Frauen ohne eigene Kinder in diesen Zeiten hart war, nicht zu dieser Gemeinschaft gehören zu können. Auch „Zuagroaste“ hatten es mitunter schwer. Doch das hat sich geändert: von der heutigen Vorstandschaft mit neun Mitgliedern sind zwei ein „Rohrdorfer Gewächs“, sieben sind sog. „Zuagroaste“ – einschließlich mir selbst.
 
Die Wertvorstellung, dass eine Frau nur dann „vollwertig“ ist, wenn sie Kinder geboren hat, ist bei uns noch nicht so alt. Und ich stelle in meiner Arbeit mit asylsuchenden Frauen fest, dass in den Kulturkreisen, aus denen diese Frauen kommen, genau diese Haltung auch heute noch absolut wichtig ist. Aber, wie gesagt, vor 50 bis 100 Jahren war es bei uns nicht anders!
 
1915 schlossen sich die Müttervereine  in Paderborn zum ersten Diözesanverband zusammen, weitere Diözesanverbände wurden gegründet und schließlich ein Zentralverband, der der Vorläufer des heutigen Bundesverbandes wurde.
 
Die Nationalsozialisten
lösten 1939 den Zentralverband auf. Alle Vereine und ihre Aktivitäten wurden auf Parteilinie gebracht, mit der Parteiideologie infiltriert und unter dem Dach der Partei gleich geschaltet.
Erst 1951 erfolgte die Wiedergründung des Verbandes als „Zentralverband der katholischen Frauen- und Müttergemeinschaften“, ab 1954 mit der Verbandszentrale in Düsseldorf, wo sie heute noch ihren Sitz hat.
1951 war auch das Jahr, in dem sich in unserer Gemeinde die Frauen aus Lauterbach und dann auch aus Thansau vom Mütterverein Rohrdorf trennten und eigene Vereine gründeten.
1968 wurde der Name „Katholische deutsche Frauengemeinschaft“ auf Verbandsebene festgelegt.
Interessant, dass jetzt das „katholisch“ im Namen steht, in den Anfängen war es eigentlich ökumenisch richtiger „christlich“. Sind wir hier einen Schritt zurück gegangen? Vielleicht in der Bezeichnung, nicht jedoch in der Realität, weil in unserer Gemeinschaft auch evang. Frauen und Frauen anderer Bekenntnisse aufgenommen werden, wenn sie sich mit den Leitgedanken der kfd einig fühlen.
 
Das Leitbild der kfd heute lautet „Leidenschaftlich glauben und leben“
Womit sich die kfd auf Bundesebene beschäftigt und zu welchen Themen sie sich einbringt und zu Diskussionen anregen will, geht aus unserem Geschenk hervor, das wir auf den Tischen für jeden bereit gelegt haben: „Lebens Wert“. Diese Themensammlung gibt Denkanstöße zu gesellschaftlich relevanten Themen und zu persönlichen Fragestellungen,
z. B. „Immer mehr, mehr, mehr“ - kritische Anmerkungen zu unserem Wachstumsglauben.
Nehmen Sie die Anregungen mit, geben sie diese gerne an Interessierte weiter. Wir freuen uns über neue Mitglieder.
 
 
Nach diesem Rückblick auf unsere geschichtlichen Wurzeln, stelle ich nun den
Rohrdorfer Mütterverein in den Fokus:
Der Verein wurde mit 34 Mitgliedern in Rohrdorf gegründet, die Vorsitzende war
Anna Stocker, Stadin in Rohrdorf, eine Vorfahrin unseren heutigen Wirtin, Theresa Albrecht. Das Stockeranwesen hatte den Hausnamen zum Staden.
 
Ab der Neugründung nach der Nazizeit war Franziska Keuschnig bis 1984 Vorsitzende. Ihr Schwerpunkt lag in der Mitgliederwerbung. Und das ging so: die Frau, die ein Kind bekommen hatte, bekam alsbald Besuch von Fanni Keuschnig und ihr wurde eröffnet, dass sie nun zum Mütterverein dazu gehöre und der Jahresbeitrag von einigen Mark gleich eingesammelt wird.
Manche Frauen wussten lange nicht, dass sie Mitglied waren, weil die Mutter oder Schwiegermutter stillschweigend den Jahresbeitrag bezahlt hatte. So ist heute noch für unsere älteren Mitglieder das Jahr der Geburt des ersten Kindes das Eintrittsjahr in die Frauengemeinschaft.
In der Ortsgeschichte von 1980 heißt es über den Frauen- und Mütterverein: „In den Vereinen werden gute Kontakte unter den Mitgliedern gepflegt, Hilfsdienste für die Kirchen geleistet, Ausflüge gemacht und Jahresveranstaltungen durchgeführt. 3)
 
Von 1984 bis 1992 war Irma Kurfer die Vorsitzende:
In ihrer Ägide geschah auf Anregung von Pfarrer Aumer die Öffnung des Müttervereins für alle Frauen und der Beitritt zum Diözesan- und Bundesverband. Dem wir nach intensiven Diskussionen weiterhin angehören. Weil wir Frauenthemen und Frauenstimmen in Gesellschaft, Politik und Kirche Gehör verschaffen wollen.
Irma Kurfer führte den großen Weihnachtsmarkt ein. Im Band II der Rohrdorfer Ortsgeschichte, werden die Aktivitäten der Frauengemeinschaft Rohrdorf beschrieben und der Adventsmarkt hervorgehoben.
Für die Adventsmärkte wurde fleißig gebastelt, gebacken, genäht, gestrickt. Aber natürlich gab es auch Animositäten: so meinte eine Bäckerin, als sie ihre Plätzchen in Gemeinschaft mit denjenigen der anderen Frauen in Tüten verpackt sah: „Jetzt ham`s des Graffi vo de andern zu dem mein` dazua doa…“
 
Viktoria Steiner hielt von 1992 bis 2000 die Anliegen der Frauen hoch:
Ihre Spezialität waren ihre in schönster Kalligraphie geschriebenen Urkunden und Karten. Die Faschingskranzl zu ihrer Zeit waren für die Frauen eine zünftige Gaudi. Dass man auf dem Weg zur Maiandacht nach Kirchwald auch schon einen Rosenkranz betete und zwar beim Hin- und Rückweg ging auf die Anregung eines Mannes zurück, berichtete mir Viktoria.
Zu Viktorias Zeiten waren die Ausflüge des „Müttervereins“ sehr beliebt und bei einem Ausflug war der Bus einfach um einen Platz zu klein. Viktoria wusste Abhilfe: ein Küchenstuhl in den Mittelgang gestellt und schon konnte es losgehen!
 
 
 
 
Von 1992 bis 2009 war Maria Scholz die Vorsitzende:
Sie führte den Filmabend ein, den wir auch heute noch  anbieten, mit Buffet und Geselligkeit. Maria entwickelte den Adventmarkt weiter und organisierte viele interessante Ausflüge. Von ihrem künstlerischen Talent, und dem Talent, Adventskränze herzustellen profitieren wir auch noch heute.
Insgesamt kam es unter ihrer Führung zu einer stärkeren Professionalisierung der Vereinsarbeit und einer stärkeren Anbindung an die Diözesanebene.
 
Seit 2009 bin ich nun Vorsitzende und was von dieser Zeit in Erinnerung bleibt, wird die Zukunft zeigen.
Eines unserer Hauptziele in der Vorstandschaft ist es, Begegnungsmöglichkeiten und Gelegenheiten zum Gedankenaustausch anzubieten und das Bewusstsein für die Arbeit in den übergeordneten Ebenen zu stärken.
Zum Schluss stellen meine Vorstandsmitglieder einige
 Früchte aus dem Garten der kfd vor:
In der Bibel wird das Bild vom Garten Eden dargestellt, in den der Mensch gestellt wird, um ihn zu bearbeiten und zu hüten.
   
In einem Garten blüht`s im Frühjahr und im Herbst ernten wir.
Was blüht bei uns? Ideen, Talente, z. B. Koch- und Backtalente – man wird’s an  unserem Kuchenbuffet heute Nachmittag sehen. Musikalische Talente, werden wir auch noch zu Gehör bekommen, Organisationstalente – ohne diese wäre der heutige Tag nicht entstanden.
   
Was sind die Früchte der kfd-Arbeit?
Wenn wir neue Mitglieder gewinnen, sehen wir die Früchte unsere Arbeit.
Wenn wir bei unseren Geburtstagsausflügen Freude bringen können, ist dies eine sehr schöne Frucht unserer Arbeit.
Auf Bundesebene war das Eintreten für die Mütterrente eine Frucht, die allen Frauen zu Gute kommt, die Kinder erzogen haben und nicht durchgehend erwerbstätig waren.
   
In einem Garten muss jedoch auch Verblühtes und Verdorrtes abgeschnitten werden. So müssen auch wir immer wieder den Mut haben, Angebote, die nicht mehr gefragt werden „abzuschneiden“. So ist bei uns in Rohrdorf das Faschingskranzl nicht mehr gefragt gewesen. Das Eltern-Kind-Frühstück wurde nicht mehr angenommen, deshalb bieten wir ein geselliges Frühstück nach dem freitäglichen Gottesdienst an. Entspannungs-und Gymnastikkurse finden gute Nachfrage.
   
Von einem „grünenden Ölbaum“ ist im Psalm 52 die Rede. Ein Baum ist in der Erde verwurzelt. Seime Äste und Zweige bringen grünes Laub hervor, das mit der Regulation von Wasser, Sauerstoff und Kohlendioxid unsere Atmosphäre verbessert. So bringen wir uns von der kfd ins pfarreiliche und dörfliche Leben mit ein und schaffen eine gute Atmosphäre und ein gutes Miteinander.
Wir machen Angebote, die Frauen gut tun und in angenehmer Atmosphäre Geselligkeit ermöglichen. Einige unserer Mitglieder und die Vorsitzende sind in der Asylbegleitung tätig und helfen so mit, Asylsuchenden in unserer Gemeinde die Integration zu ermöglichen.
   
Olivenbäume bringen dann besonders viel Ertrag, wenn sie krumm und knorrig wachsen.
Auch die kfd ist nicht immer konform mit der offiziellen Kirchenmeinung. So tritt sie ein für die Erlaubnis, geschiedenen und wiederverheirateten Menschen offiziell die Teilnahme an der Eucharistie zu ermöglichen. Die Erlaubnis für Mädchen zu ministrieren wurde bsp. ebenso von der kfd angestoßen.
   
Aber auch wir vor Ort sind nicht immer vollkommen einig mit unserem Verband. So bedauern wir sehr, dass der Bundesverband Familienfreundlichkeit nur am Angebot der außerfamiliären Betreuung misst.
Wir meinen: auch jene Familien verdienen Unterstützung die ihre Kinder in den ersten wichtigen Lebensjahren selbst erziehen wollen. Eine Unterstützung des Betreuungsgeldes und eines Erziehungsgeldes wäre aus unserer Sicht in diesem Zusammenhang sehr richtig gewesen.
Ein Eintreten unseres Verbandes für ein Lebensphasenmodell, in dem „alles seine Zeit“ hat und Familien nicht gezwungen werden, alles gleichzeitig zu schaffen, wäre ein wohltuender Gegenpol zum gesellschaftlichen Mainstream gewesen. Leider wird diese Meinung nicht unterstützt!
 
Nun wünschen wir uns und der kfd, dass sie immergrün und lebendig bleibe wie ein Olivenbaum,
dass sie wie die Palme in der Wüste, Orientierung und lebensnotwendigen Schatten gebe
und dass sie standhaft zu ihren Werten stehe, wie die Zedern des Libanon.
 
Danke für die Aufmerksamkeit
und erheben Sie nun das Glas mit mir auf unsere alte und jung gebliebene kfd Rohrdorf!
 
Quellen: 1) J. Dürnegger: Rohrdorf einst und jetzt, 1913; 2) Homepage KDFB; 3) H. Riedler: Rohrdorf –eine Ortsgeschichte, 1980, S. 249; 4) H. Riedler: Rohrdorf – eine Ortsgeschichte, 1997, Bd II, S. 418 f