St. Florian in Fraunberg besitzt ein sehr interessantes Geläute mit einer in unserer Erzdiözese eher seltenen Disposition:
Da es aus statischen Gründen nicht zum Einbau einer „e'-Glocke“ kam, entstand statt des ursprünglich beabsichtigten "ausgefüllten Westminster-Motivs" das Motiv des "ausgefüllten Mollakkords". Dieses in sich geschlossene Motiv erlaubt gute Einzelmotive und ermöglicht eine abwechlungsreiche Läuteordnung.
Es sind fünf Glocken vorhanden:
Glocke 1 (St. Florian): fis' +2, Gewicht ca. 550 kg - Czudnochowsky, Erding, 1955
Glocke 2 (Maria-Patronia Bavariae): a'+4, Gewicht ca. 370 kg - Czudnochowsky, Erding, 1953
Glocke 3 (St. Joseph): h'+3, Gewicht ca. 300 kg - Joh. Ant. Bachmair, Erding, 1893
Glocke 4 (Edith Stein): cis" +4, Gewicht 308 kg - A. Bachert, Heilbronn, 1993
Glocke 5 ("Schloßglöckerl"): +/- c"', Gewicht ca. 40 kg - Joh. Ulrich Schelchshorn, Sonderglocke zum Totengedenken Regensburg, 1712
Die Glocken 1 und 2 sind sehr gute Bronzeglocken des Erdinger Glockengießers Czudnochowsky mit guter Innenharmonie (leicht gesenkte Prim bzw. Unteroktave), während die Glocke 3 (mit Scheibenlaone) von dessen Erdinger Vorgänger Joh. Ant. Bachmair aus dem Jahr 1893 die zeittypischen klanglichen Abweichungen aufweist.
Die Glockengießerei A. Bachert, Heilbronn schuf im Jahr 1993 als Zuguß zum Geläute der Pfarrkirche St. Florian die Glocke 4. Aus statischen Gründen mußte auf eine größere "eI-Glocke" verzichtet werden. Die neue Glocke der Fa. Bachert paßt gut zur vorhandenen Nominallinie.
Die Klangentfaltung und Abklingdauer dieser vier Glocken sind ausgezeichnet, die Mixturtöne sind gut und einheitlich ausgebildet.
Zur Glocke 5: Sie ist eine der wenigen erhaltenen Kapellenglocken des Johann Ulrich Schelchshorn (oder Schelshorn) und läßt sich nicht in das Gesamtgeläute integrieren. Dies ist jedoch kein besonderer Makel, da sie die Funktion der Totenglocke (früher auch oft als "Zügenglöcklein" bezeichnet) einnimmt und somit als sogenannte "Sonderglocke" anzusehen ist (Parallelfall: die sog."Klingel" im Münchner Liebfrauendom). Die kleine Ausbruchstelle am Schlagring dieser wertvollen Glocke ist insofern unerheblich, als der neue Klöppel nun einen guten Anschlagspunkt weiter oberhalb besitzt. .
Der Holzglockenstuhl und sämtliche Armaturen (Klöppel, Läutemaschinen etc., auch der Viertelstunden- und der Stundenschlag) sind neu und vorbildlich ausgeführt, ebenso die fünf formschönen Joche aus massivem Eichenholz (mit Stahleinbindungen).
Die Glocken läuten mit Rücksicht auf die Turmstatik etwas beschleunigt bei relativ niedrigem Läutewinkeln: das musikalische Ergebnis ist sehr gut.
Der schlanke Kirchturm von Fraunberg beherbergt also ein sehr gut gelungenes Geläute, und dies in jeder Hinsicht: musikalisch wie auch technisch.
(Auszüge aus dem Glockengutachten vom 23.09.1997 des
Kirchenmusikdirektors Gerald Fischer - Glockensachverständiger)