Es ist in der römisch-katholischen Kirche seit Jahrhunderten Brauch,
Gott Dank für Schöpfung und Ernte auszusprechen.
Und so wird die Eucharistie am
ersten Oktobersonntag als
»Dank für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit«
am reichlich mit Erntegaben geschmückten Altar gefeiert.
Das Erntedankfest ist kein christliches Fest im eigentlichen Sinne,
da es nicht wie Weihnachten oder Ostern auf einem Ereignis
aus dem Leben Jesu basiert.
Dennoch ist es den Menschen seit jeher ein Bedürfnis gewesen,
Gott für die Gaben der Natur zu danken.
Noch bis in die frühe Neuzeit war der größte Teil der Bevölkerung
in der Landwirtschaft tätig und musste für das tägliche Brot hart arbeiten.
Die Menschen wussten, dass eine reiche Ernte,
die sie über den Winter bringen würde,
nicht selbstverständlich war und sie als Teil von
Gottes Schöpfung verantwortungsbewusst mit ihr umgehen mussten.
Mit den Erntedankfeiern brachten die Menschen nicht nur die Freude
über die eingefahrene Ernte,
sondern auch den Dank über Gottes Fürsorge zum Ausdruck.
Mit der Industrialisierung hat der ursprüngliche Sinn des
Erntedankfestes an Bedeutung verloren.
Viele Obst- und Gemüsesorten sind durch den weltweiten Handel das ganze Jahr über verfügbar.
Das Wissen um den Zeitpunkt der Aussaat, Reife und Ernte
ist nicht mehr jedem bekannt.
In den letzten Jahrzehnten hat dennoch ein Umdenken stattgefunden.
Das Umweltbewusstsein vieler Menschen ist gestiegen
und Themen wie Klimawandel, Globalisierung, Umweltverschmutzung,
Massentierhaltung, Verschwendung von Lebensmitteln
und gleichzeitige Hungersnöte spielen eine immer größere Rolle.
Diese Gesichtspunkte fließen heute bei der
Feier des Erntedankfestes mit ein.
Das Erntedankfest spricht besonders Kinder an
und oftmals sind Kindergartengruppen, Grundschulklassen oder
Ministrantengruppen in die Vorbereitung
und Gestaltung des Gottesdienstes eingebunden.
Gefeiert wird Erntedank mit einem Kinder- und Familiengottesdienst
in der Kirche.
Der Altar wird mit heimischen Früchten, Gemüse, Getreide
oder auch handwerklichen Erzeugnissen bunt geschmückt.
In vielen Gemeinden ist es üblich, dass die Kinder mit
einem Teil der Gaben in die Kirche einziehen und den Gottesdienst
mit einem Lied eröffnen.
Während dem Gottesdienst werden die Erntegaben gesegnet.
Das Erntedankfest ist eine gute Gelegenheit,Kindern wie Erwachsenen
den Wert unserer Lebensmittel deutlich zu machen und zu erklären,
dass Brot, Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wachsen
und wie viel Arbeit von der Aussaat bis zur Ernte darin steckt.
Themen des Gottesdienstes sind neben dem Dank für die Lebensmittel
auch die Bewahrung der Schöpfung und unsere Verantwortung
gegenüber Natur und Tieren.
Zum christlichen Kern des Erntedankfestes gehört neben dem Dank
auch das Teilen.
Deshalb werden die Lebensmittel vom Erntealtar meist an Bedürftige, Obdachlosenheime oder andere Einrichtungen gespendet.
Oft wird auch zu Spendenaktionen für Hilfsprojekte aufgerufen.