Pfarrverband Pasing

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Der Pasinger Friedensweg - unser jährliches interreligiöses Projekt


Auszeichnung für den „Pasinger Friedensweg“

Unter der Überschrift „Pasinger Friedensweg - von 2015 bis heute nachhaltig weiterwirkend" luden der Katholische Pfarrverband Pasing (München), der Katholische Pfarrverband Menzing (München), die Evangelisch-Lutherische Himmelfahrtskirche (München Pasing) sowie die Pasinger Moschee Haci Bayram Camii, die Liberale Jüdische Gemeinde München Beth Shalom und die Altkatholische Gemeinde St. Willibrord München in diesem Jahr bereits zum neunten Mal zu einem interreligiösen Friedensweg ein. Dieser „Pasinger Friedensweg“ ist nun mit dem Ökumenepreis der ACK 2023 ausgezeichnet worden.
 
In der Begründung der Entscheidung heißt es:
„Das Projekt „Pasinger Friedensweg - von 2015 bis heute nachhaltig weiterwirkend" hat bereits 2021 die Jury beeindruckt, und es ist erfreulich, dass es auch in den folgenden Jahren seine Bemühungen fortgesetzt hat. Die Fähigkeit, eine solche Kontinuität in einem Projekt aufrechtzuerhalten, zeugt von außergewöhnlichem Engagement insbesondere auch von ehrenamtlicher Seite. Besonders bemerkenswert sind die thematische Vielfalt und Aktualität des Pasinger Friedenswegs: Entstanden aus der Flüchtlingshilfe, weitergeführt in Gesprächen über Fragen des Glaubens, im gemeinsamen Gebet und in interessierter Aufgeschlossenheit gegenüber „den Anderen" bis zur geistlichen Solidarität mit der Ukraine und Verantwortung für die Schöpfung. Es ist ein Vorbild für ökumenisches Engagement, Bewahrung der Schöpfung sowie interreligiösen Dialog und Frieden.
Der Pasinger Friedensweg konzentriert sich in seinen Aktivitäten auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der Gemeinschaft vor Ort. Die Jury des Ökumenepreises ist davon überzeugt, dass dieses Projekt ein positives Beispiel zur Nachahmung auch für andere Städte und Stadtteile sein kann. Insbesondere in der Breite der Themen und der Beteiligten ist der Pasinger Friedensweg ein Zeichen gelebter Vielfalt.“
 
„Diese besondere Auszeichnung erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit", beschreibt Marion Stopic von der Pasinger Himmelfahrtsgemeinde die erste Reaktion im Friedensweg-Team und kündigt an: „Die Tatsache, dass unser Engagement nun mit dem Hauptpreis gewürdigt wurde, wird uns bei der Gestaltung des 10. Pasinger Friedensweges im Jahr 2024 zusätzlich beflügeln." Der Mitkoordinator Dr. Ralf Criens stellt in Aussicht: „Wir planen, insbesondere die junge Generation in Zukunft noch mehr einzubeziehen, um gemeinsam an der nachhaltigen Fortführung unseres Projektes zu arbeiten."
 
Die beiden Preisträger wurden von einer multikonfessionell besetzten Jury aus insgesamt 25 Bewerbungen ausgewählt und einstimmig beschlossen. Das Preisgeld für den Ökumenepreis der ACK wurde von der Bank für Kirche und Diakonie, der Bank für Kirche und Caritas und der Friedensbewegung pax christi - Deutsche Sektion e.V. zur Verfügung gestellt.
 
Die Nachricht über diese Auszeichnung hat uns mit großer Freude erfüllt. Im Namen des Seelsorgeteams des Pfarrverbandes Pasing gratuliere ich allen Beteiligten des „Pasinger-Friedensweges“.
Wir sind sehr glücklich und dankbar über die so herausragende und vorbildliche ökumenische Zusammenarbeit in Pasing.
Dafür sagen wir ein großes Vergelt‘s Gott!
 
Für das Seelsorgeteam
Viktor-Roland Spielauer, Pfarrvikar

Initiatoren Pasinger Friedensweg

Friedensweg

Der Pasinger Friedensweg- unser jährliches interreligiöses Projekt

Zeichen setzen für ein friedliches bürgerliches Miteinander vor Ort in Pasing, für Toleranz und Offenheit gegenüber den Angehörigen anderer Konfessionen und Religionen und für Überwindung von Abschottung gegenüber Fremden, Vorurteilen und Diskriminierung: Unter diesem Motto suchten und fanden sich Ende 2015 erstmals eine Reihe in der Flüchtlingshilfe und in den religiösen Gemeinden vor Ort engagierte Menschen zusammen.
 
Vertreter/innen aus der evangelischen Himmelfahrtskirche, dem katholischen Pfarrverband Pasing und der islamischen Moscheegemeinde erarbeiteten im kleinen Team ein Konzept für den 1. interreligiösen Pasinger Friedensweg, der dann im April 2016 stattfand.
Über 100 „Pilger/innen“ trafen sich zunächst an der 1. Station, der evangelischen Himmelfahrtskirche, von wo aus der Weg an der Würm entlang durch den Stadtpark zur Moschee führte und schließlich zur Maria-Schutz-Kirche. In allen drei Stationen versammelten sich die Teilnehmer in den jeweiligen Gebetshäusern zu Gebet, Meditation und Gesang. Schließlich bot sich am Ende der Veranstaltung allen Friedensbewegten im Pfarrheim von Maria Schutz die Gelegenheit, sich (besser) kennenzulernen, im persönlichen Gespräch auszutauschen und sich bei einer guten Brotzeit zu stärken, die die katholischen und muslimischen Frauen vorbereitet hatten.
 
Ermutigt durch das nachhaltige Echo, beschlossen wir, auch in den folgenden Jahren zum Friedensweg aufzurufen, und jedes Jahr gingen mehr Menschen mit, große und kleine, junge und alte. Es fanden sich auch mehr Mitorganisatoren, teilnehmende Gemeinden und Gruppen ein. So stießen 2018 Vertreter/innen der liberalen jüdischen Gemeinde wie auch des Pfarrverbands Menzing dazu, was sich als echte Bereicherung erwies, weil zwei neue Stationen den Pilgerweg erweiterten: mit der altehrwürdigen Kirche St. Wolfgang an der Würm wie auch dem jüdischen Mahnmal des „Gebeugten leeren Stuhles“ vor dem Pasinger Rathaus.
 
Was uns über all die Jahre ein besonderes Anliegen war und ist: Wir wollen das Thema `Wege zum Frieden` inhaltlich so erschließen, dass sich einerseits alle Teilnehmer/innen in ihren jeweiligen Glaubenstraditionen und kulturellen Prägungen ernstgenommen und angesprochen fühlen, andererseits sich alle Anwesenden gemeinsam und unterschiedslos als solidarische Schicksals- und Glaubensgemeinschaft vor unserem All-Einen-Gott erleben.
Dazu tragen besonders die Einladungen in die verschiedenen offenen Gotteshäuser bei und das Miterleben der dort heimischen religiösen Handlungen, Riten und Zeremonien.
Wir bemühen uns jedes Jahr aufs Neue um eine alle ansprechende feierliche liturgische Ausgestaltung der verschiedenen Stationen: durch Gebete, Textrezitationen aus den Heiligen Schriften, liturgische Gesänge, Friedenslieder, geistliche Chormusik, meditative Klezmer-Klänge und mystische Sufiweisen. Dabei ist es besonders bewegend, wenn wir alle gemeinsam unisono unseren Ein-Gott-Glauben bekennen: So stimmten an den Stationen des 4. Friedensweges alle Gläubigen in ein Abrahamitisches Glaubensbekenntnis ein- ist doch Araham der gemeinsame Ur-Vater im Glauben der Juden, Christen und Muslime.-
Auch allen vertraute religiöse Zeichen und Symbole kommen jedes Mal zum Tragen. Zu letzteren gehören z.B. „Friedenstauben“, Perlenketten-Gebetsschnüre, Klangstäbe, Abzeichen der Religionen und Friedensfahnen im Zeichen desRegenbogens.
So stand im Mittelpunkt des 5. Friedensweges 2019 das Symbol des Baumes. In vielen Religionen ist der Baum ein Zeichen für Schutz, Kraft, Halt, Beständigkeit, Wachstum in der Vielfalt. Wir hatten das Motto gewählt: „Damit Frieden- wie ein Baum- unter uns wachse“. Höhepunkt dieses Weges waren das Pflanzen eines jungen Bergahorns, „unseres Friedensbaumes“, vor der St. Hildegard-Kirche, der gemeinsame Gesang und Tanz darum und das Aufstellen einer Friedensstele.
 
Unsere Vorbereitungstreffen haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass wir uns nicht nur in unserer Verschiedenheit untereinander schätzen gelernt haben, sondern ein echtes Interesse an der Religion und Glaubenswelt des Anderen und seiner kulturellen Prägung entwickelt haben. Folglich haben wir- unabhängig vom Friedensweg- einen interreligiösen Gesprächskreis gegründet, in dem wir uns in lockerer Folge zusammenfinden, um uns über Glaubens- und Lebensfragen auszutauschen, die uns alle bewegen. Und wie oft stellen wir erstaunt fest, dass wir uns bei allen Unterschieden in unseren religiösen Grundüberzeugungen und -hoffnungen sehr ähnlich sind!
 
Coronabedingt konnten wir im Herbst 2020 den 6. Friedensweg nur mit wenigen Vertreter/innen unseres Vorbereitungs- und Gesprächsteams gehen. Sein Motto: „Pasinger Friedensweg gegen Rassismus! Dem Frieden eine Stimme geben!“
 
Der 7. Pasinger Friedensweg im Herbst 2021, der ein Neustart nach einem Jahr Corona-Pause war, begann mit dem Gedenken an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ am Mahnmal „Gebeugter leerer Stuhl“ vor dem Pasinger Rathaus.
Anschließend wurden die Teilnehmer aufgefordert, sich persönlich die Frage zu stellen, was sie selbst für einen Beitrag leisten „für eine friedliche Welt“, wie sie sich gegen Hass, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit engagieren (können). Unser Planungsteam, zu dem jetzt auch Vertreter/innen der Altkatholischen Kirche dazugestoßen waren, hatte sich entschieden, an der „Wander-Tüten-Kunstaktion“ teilzunehmen, die sich 5 katholische Organisationen gemeinsam mit dem Künstler J. Volkmann ausgedacht hatten. „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“ Diese Aufschrift stand sowohl auf der 3 Meter hohen Friedenstüte in der Moschee als auch auf den vielen kleinen Papiertragetaschen, in die jeder „Pilger“ an den einzelnen Stationen symbolträchtige „Wegzehrung“ hereinlegen konnte bzw. die er zum Beschriften und Bemalen mitnehmen konnte, um sie später einer eindrucksvollen bunten Ausstellung (u.a. in München u. Nürnberg) beizufügen.
Unser Weg führte uns dann in die nächste, dieses Mal „christlich-ökumenische Station“, die Pfarrkirche Maria-Schutz, und schließlich in den Gebetsraum der Pasinger Moschee, wo wir uns alle zum interreligiösen Friedensgebet zusammenfanden. Danach überraschten uns unsere muslemischen Nachbarn mit einem schmackhaften Gastmahl, das wir alle am Ende dieses langen Tages sehr genossen.
 
Der 8. Pasinger Friedensweg im Herbst 2022 stand unter dem Thema: „Brücken bauen zur Versöhnung“. Die 1. Station war dieses Mal der Gebetsraum der Moschee, in dem wir auf das Thema eingestimmt wurden. Von dort aus führte unser Weg zur ältesten Pasinger Kirche an der Würm- „Maria Geburt“-, danach war es nicht weit zur 3. Station, der Würmbrücke im benachbarten ehemaligen Klostergarten der Englischen Fräulein, wo unsere Altkatholischen Freunde zum kurzen Innehalten und Besinnen einluden. Wir zogen dann weiter zur nächsten Station, dem Jüdischen Mahnmal am Pasinger Rathaus, wo das alle verbindende ökumenische Gebet um Frieden und Versöhnung besonders eindringlich - auch in Hebräisch- zum Vortrag kam. Die letzte und längste Wegetappe bot noch einmal eine gute Gelegenheit, mit den anderen „Mitpilgern“ ins Gespräch zu kommen. Schließlich erreichten wir die 5. und letzte Station: die Evangelische Himmelfahrtskirche.
 
An den einzelnen Stationen hörten die Teilnehmer mitreißende Erzählungen und Geschichten von Menschen, die zu „Brückenbauern“ wurden, so z. B. in der Moschee die Geschichte von der friedenstiftenden Begegnung zwischen Franz von Assissi und dem Sultan Al Malik Al Kamil am Nil im 13.Jhdt. während der Zeit der Kreuzzüge.
 
Ebenso wichtig war es uns, alle Teilnehmer in symbolträchtige Aktionen mit einzubeziehen: So war in der alten Pasinger Kirche aus einseitig negativ beschrifteten Kartons eine „Mauer des Unfriedens“ aufgebaut worden, die vor Ort abgetragen wurde; die belastenden „Mauersteine“ wurden von den „Pilgern“ mit auf den Weg genommen und erhielten auf dem Pasinger Rathausplatz ein neues „friedliches Gesicht“. Mit entsprechenden Beschriftungen, Bildern und bunten Papieren ließen die Teilnehmer dabei ihrem Einfallsreichtum freien Raum. In der letzten Station bauten wir aus diesen umgewandelten „Bausteinen“ eine „Brücke des Friedens und der Versöhnung“ auf- eine Aktion, die nicht mehr vieler Worte bedurfte, stattdessen von meditativer Musik begleitet wurde.
 
Im Gemeindesaal der Himmelfahrtskirche fand dann der bewegte und bewegende Nachmittag bei gemeinsamem Essen und Gesprächsaustausch seinen angemessenen Abschluss.
 
Maria-Anna (Mary) Berg
PG St. Hildegard, Pasing