Pfarrverband Palling - Freutsmoos

Pfarrei Mariä Geburt Palling
Pfarrei St. Laurentius Freutsmoos
Kopfzeile PV P-F Neues System

GLAUBEN HEUTE:

27604

September 2014

Gemeinden in der „Reichskirche“

28111co - MEV
Foto: MEV
Durch die sogenannte „Konstantinische Wende“ 312 – der Hinwendung Kaiser Konstantins zum Christentum – wurde das römische Reich christlich und durch die in Gang gesetzte Entwicklung wurden Macht- und Strukturfragen für die Kirche wichtiger. Denn indem Konstantin die Gemeinden legalisierte, unterstanden sie ihm als Kaiser. Darum griff Konstantin auch ein, als es innerkirchlich Streit um das rechte Bekenntnis zur Gottheit Christi gab: Er berief im Jahr 325 das erste reichsweite Konzil nach Nizäa ein. Wo nicht ohnehin römische Basiliken christianisiert wurden, ließ Konstantin große Kirchen bauen. Die waren nötig: Nachdem die Christen angstfrei aus dem Untergrund kommen konnten, zeigte sich, dass ihre Zahl besonders ab dem Jahr 250 stärker als angenommen gewachsen war. Mit der Christianisierung des Reiches ging eine schnelle weitere Zunahme einher. Menschen warben für den Glauben, zunehmend ging Mission auch von Klöstern aus. Kirchbauten sicherten neue Missionserfolge. Die Bezeichnung der Ortskirchen war noch uneinheitlich zwischen „paroecia“ (Wortwurzel „Pfarre“), „ecclesia“ (Kirche) und „dioecesis“ (Diözese). Weitere Ortskirchen entstanden, „wenn durch kaiserliches Dekret eine neue Stadt gegründet“ wurde, so die verbindliche Vorgabe des Konzils von Chalkedon (451). Die Kirchengrenzen entsprachen in der Regel den Verwaltungsgrenzen. Für die Seelsorge an der Bevölkerung kleinerer Ortschaften auf dem Land entsandten die Ortskirchen aus ihrem Klerus eigene Wanderseelsorger unter enger Aufsicht des Ortsbischofs. Nach und nach entstanden daraus eigene Seelsorgestellen. Diese gottesdienstlichen Zentren waren noch ohne eigenes Vermögen oder Verwaltungsrecht. Doch zeichnet sich darin schon die Entwicklung zur späteren Pfarrei ab. Die Kirche war nun als Glaubensinstanz zuständig für das soziale und moralische Leben der Gläubigen. Kleriker erhielten eine Ausbildung in Theologie und Seelsorge. Ihre Ämter wurden mit Befugnissen in Seelsorge und Verwaltung ausgestattet. Zunehmend wurde „Geistlichkeit“ an das kirchliche Amt gebunden, immer stärker organisierte sich die Kirche hierarchisch nach dem Vorbild der römischen Reichsidee. Die große Zahl von Taufbewerbern führte zu der Entwicklung, Bestandteile von Lehre und Liturgie als Glaubensgeheimnis zu hüten. Die Rolle des Priesters veränderte sich vom urgemeindlichen „Presbyter“ zum „Sacerdos“, zum Hüter des Heiligen. Eine Kluft zu den Laien entstand. 
 
Angela Reinders