Es gibt viel Elend in der Welt und viel Böses. Das wusste der Psalmbeter vor nahezu 3.000 Jahren, wie wir es heute wissen. Vielleicht wusste er es sogar ein wenig besser, denn er traut sich, es klar auszusprechen. Davon hört man heute auch in kirchlichen Verkündigungen eher wenig, es scheint eine Scheu zu geben, das Böse beim Namen zu nennen. Wir scheinen es erst immer im Nachhinein zu erkennen und anzusprechen. Vielleicht fällt es vielen auch deshalb schwer, Gottes gutes Wirken zu erkennen und anzusprechen. „Gott, wie köstlich ist deine Huld! Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel, sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.“ Wer empfindet heute noch so, geschweige denn, dass jemand es offen ausspricht? Dazu möchte ich einladen. Ich lebe ganz und gar aus der Gnade und dem Erbarmen Gottes. Bei ihm bin ich geborgen, bin ich zu Hause. Das erfahre ich gerade dann, wenn es düster ist in meinem Leben, wenn – um im Bild zu sprechen – die Wolken überwiegen. Dann darf ich immer wieder auch Sonnenstrahlen sehen. Vielleicht wird das nicht immer so sein, vielleicht werde ich Leid erfahren, dass stärker ist als meine Zuversicht. Ich hoffe, dass ich Gottes gutes Wirken, das ich in meinem Leben erfahren habe, dann nicht vergesse. Ich hoffe, dass ich dann immer noch beten kann: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, deine Treue, so weit die Wolken ziehen.“ Ich hoffe, dass mich Gott dann trägt, wenn ich aus eigener Kraft keinen Halt mehr finde.
Text: Tillmann