„Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.“ Stimmt das noch? Kündet uns der Lauf der Sonne noch vom Wirken Gottes? Ist es nicht vielmehr so, dass wir die uns umgebenden Naturphänomene ganz gut ohne Gott erklären können? Und gilt das nicht auch für den zweiten Teil des Psalms, in dem David die Klarheit von Gottes Geboten preist? Sind die Gebote Gottes wirklich so offensichtlich oder haben wir sie nicht längst durch menschliche Gesetze ersetzt, zum Teil außer Kraft gesetzt? Ist der Psalm 19 nicht ein Relikt aus längst vergangener Zeit, einer Zeit der Naturromantik und einfacher Gesellschaftsstrukturen? Ich möchte eindrücklich warnen vor solcher Überheblichkeit. Was hat der Mensch – neben vielem Guten – denn alles vollbracht mit seinem Wissen? Verpestete Meere, zerstörte Wälder, ungesunde Luft. Und im Bereich der Gebote: kein Tag ohne Krieg irgendwo auf der Welt, massive Ungerechtigkeiten, Vereinsamung, Verzweiflung. Natürlich gibt es keinen Weg zurück in die Zeit Davids, aber von ihm lernen können wir allemal: Die Natur wieder als Gottes Schöpfung zu achten und zu schützen. Aufzuhören, den Menschen zum Maß aller Dinge zu machen, sondern auf die Gebote zu hören, die uns geschenkt sind. Natürlich in unsere Zeit hinein angepasst, aber nicht verfälscht. Der Mensch kann die Schöpfung nicht machen und der Mensch kann kein Paradies auf Erden errichten – all das dürfen wir uns schenken lassen. Und Gott dafür danken und loben – gerne auch mit den Worten des 19. Psalms.
Text: Tillmann