Das steinerne Haus von Aquila und Priska, die Etagenwohnung von Familie Meyer, das biblische Häuschen („casíta bíblica“) von Familie Gonzalez in Kolumbien und die Küche von Kommunionkatechetin Claudia – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind christlicher Mittelpunkt an ihrem jeweiligen Ort. Hier sammeln sich Christen und wissen sich von hier wieder ausgesandt. Das Haus ist schon zur Zeit Jesu ein besonderer Ort. Ein Privathaus kann eine Haussynagoge sein, auch ein Lehrhaus. Wenn ein Rabbiner in seinem Haus eine besonders ausgeprägte Lehre vertritt, so steht „Haus“ auch für „Lehre“.
Jesus sendet seine Jünger paarweise in die „Häuser“ (Markus 6,10f., Lukas 10,5-7; Matthäus 10,10b.12f.). Als Paulus mit seiner Mission als Apostel Jesu Christi beginnt, sucht er die Stadtzentren auf, bewusst auch die Stätten der Heiden. In Korinth ist es das Ehepaar Aquila und Priska, das die „sich hausweise konstituierende Kirche“ (Hans-Josef Klauck) leitet und damit, wie man vermutet, auch liturgische Funktion erfüllt. Paulus tauft Stephanas (1. Korinther 1,16, 1. Korinther 16,15) und fügt der korinthischen Kirchenstruktur einen weiteren Baustein hinzu. Wenn sich der Hausvorstand zum Glauben an Christus bekehrt, dann folgt damit das ganze „Haus“, Familie und Bedienstete, so etwa bei der Purpurhändlerin Lydia (Apostelgeschichte 16,15).
In seinem Brief an die Römer gibt Paulus Hinweise darauf, dass auch die Gemeinde in der Hauptstadt des Reiches in Hauskirchen organisiert ist. Um das Ehepaar Aquila und Priska haben sich nicht nur in Korinth, sondern auch in Ephesus und schließlich in Rom weitere Christen versammelt; offenbar gibt es in Rom mehrere davon. Eine Hausgemeinde wird von Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten aufgesucht (Römer 16,10b.11b).
Hauskirchen sind Zellen des Glaubens. Im frühen Christentum sind sie die Bausteine, aus denen die Kirche sich zusammenfügt, Stätten für das Herrenmahl und die Glaubenslehre. Mitunter sind sie als Stätten des Konflikts (1. Korinther 1,10-13; 1. Korinther 11,17-22.33f) Orte, an denen sich zeigen muss, wie Menschen als Schwestern und Brüder in Christus Jesus leben können. Sie sind Orte des Gebets, sei es, dass sie einem regelmäßigen Bibelteilen Raum geben, sei es eine „Kirche im Kleinen“, wie sie in der Familie gelebt werden kann, seien es Orte der Glaubensvermittlung, wo Kinder und Jugendliche bei ihren Eltern und bei Katecheten im Glauben so zu Hause sind, wie sie das Leben überhaupt lernen.
Angela Reinders