Unter den „Movimenti“ oder den geistlichen Gemeinschaften werden in der Regel Gemeinschaften jüngeren Datums verstanden. Doch kann man mit gutem Grund auch die 1833 gegründete „Gemeinschaft von St. Vinzenz von Paul“ dazuzählen. Die Vinzenzgemeinschaft ist der Zusammenschluss von weltweit rund 60.000 Vinzenzkonferenzen, die mit mehr als einer Millionen aktiver Mitglieder die größte ehrenamtliche Laienorganisation der Welt darstellen.
Die erste Vinzenzgemeinschaft gründete 1833 der Student und spätere Professor Frédéric Ozanam mit anderen Studenten in Paris. Der Auslöser waren die schlechten sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft, die Ozanam aus christlichem Geist und Verantwortung zum Handeln bewegten. Neben der praktischen Hilfe lag Ozanam aber auch die Veränderung der ungerechten Strukturen am Herzen. Er gilt als einer der Vordenker der katholischen Soziallehre, in der fest verankert ist, dass persönliche Hilfe durch staatliche Gesetze und soziale Einrichtungen ergänzt und gestützt werden muss, um soziale Gerechtigkeit entstehen zu lassen und aufrechtzuerhalten.
Die Idee, die gemeinschaftliche Hilfe für Notleidende in Konferenzform zu organisieren, verbreitete sich schnell: 1845 entstand die erste Vinzenzkonferenz in Deutschland (www.vinzenz-gemeinschaft.caritas.de), 1849 in Österreich. Die einzelnen Konferenzen sind in ihren Pfarrgemeinden beheimatet; ihre Aufgaben sind überaus vielfältig – immer stehen jedoch die Not und die Bedürfnisse der Armen im Fokus. Damit folgen sie dem Vorbild des heiligen Vinzenz von Paul (1851–1660), dessen Wahlspruch lautete: „Liebe sei Tat.“
Der Priester, auf den sich unter anderem auch der Orden der Vinzentinerinnen beruft, gilt als Begründer der neuzeitlichen Caritas. Die Armen erkannte er als seine Brüder an, in denen er Gott begegnete. Das veranlasste ihn aber auch dazu, die Ursachen der Armut an den Wurzeln zu bekämpfen.