Denn die zwei gehören zusammen: Glaube und Gott.“ So formuliert es Martin Luther einfach und treffend in der Auslegung des Ersten Gebotes im Katechismus von 1529. Aber wie kommen sie zusammen, diese beiden? Wie wächst und reift er, der Glaube an Gott?
Die Antwort liefert der dritte Artikel des Apostolikum, der den Glauben an den Heiligen Geist entfaltet. Gottes Geist, die Ruach Jahwe, ist im Ersten Testament Gottes ureigene Lebensmacht, die am Anfang aller Zeiten die Schöpfung ins Leben ruft. An diese Lebensmacht Gottes, so betet der Psalm 104, bleibt alles Leben auf der Erde gebunden. Der Prophet Ezechiel vertraut darauf, dass eben dieser gute Geist Gottes den Menschen ein reines, neues Herz gibt und ihnen die Fähigkeit verleiht, nach Gottes Gebot zu leben (Ezechiel 36, 26f).
Der Geist Gottes ist die Kraft, die in den Schriften des Neuen Testaments bei Jesu Empfängnis und bei seiner Taufe auf dem Plan ist – und sie bleibt über Tod und Auferstehung Jesu hinaus wirksam. Gottes Beistand und seine helfende Macht, so erläutert der Evangelist Johannes, sind identisch mit Gottes tröstender Kraft, die in der Wahrheit hält und in ihr leitet (Johannes 16, 13). Diese Kraft wird gebraucht, wenn Zweifel, Leid und Anfechtung gegen den Glauben antreten, sich gegen das Vertrauen auf Gottes Lebensmacht stellen und es untergraben. Deswegen wird am Pfingstfest allen Jüngern diese Kraft des Heiligen Geistes verliehen (Apostelgeschichte 2, 4).
Glaube und Gott – diese zwei gehören zusammen oder besser noch, wie Martin Luther schreibt: „zuhaufe“: Denn auch der Glaube selbst gehört zur angehäuften Fülle von Gottes freier, lebendiger Kraft, die man nicht festhalten und sichern, sondern nur spüren und ihr vertrauen kann. Sie lässt sich nicht herstellen oder garantieren. Auch der Glaube wird geschenkt und wächst als Voraussetzung und als Folge der Kraft des Heiligen Geistes. Sie baut immer neu auf unser Vertrauen. Und sie allein ist es, die in der zerbrechlichen und anfechtbaren Stärke des Glaubens die Kirche Jesu Christi – erstaunlich genug – seit 2.000 Jahren führt.
Text: Uwe Rieske