Lapidar fasst das Credo zusammen, was in Evangelien und Briefen des Neuen Testaments in verschiedenen Varianten berichtet wird: Jesus von Nazaret, der Karfreitag auf Golgatha am Kreuz starb, kehrte zurück ins Leben. In den Evangelien sind es Frauen, die das Grab am Ostermorgen leer finden, Paulus dagegen benennt Petrus als den ersten Zeugen der Auferstehung (1. Korinther 15,5) und überliefert eines der ältesten Zeugnisse von der Auferstehung: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tage auferweckt worden gemäß der Schrift.“ (1. Korinther 15,3f) Erst und endgültig mit diesem Bekenntnis ist aus dem Judentum eine neue Religion hervorgegangen. Gleich zweimal nimmt das knappe, von Paulus zitierte Bekenntnis Bezug auf die Tora. Gleichwohl ist für Juden, aber auch für die übrige hellenistische Welt unerhört, dass ein Toter zu den Lebenden zurückkehrt. Unter den Wundererzählungen des Neuen Testaments sind die Osterberichte die stärksten, aber zugleich auch die anfechtbarsten Argumente, um die Messianität Jesu zu beglaubigen.
Bereits im Matthäus-Evangelium wird von Vorkehrungen berichtet, die Zweifel an der Plausibilität der Auferstehung ausräumen sollen (Matthäus 27,62-66) – Jahrhunderte später brach die Frage massiv auf, ob und inwiefern die Auferstehungsberichte „historisch“ sind. Die jahrhundertelange Debatte zeigt, dass der Glaube an die Auferstehung fragil und anfechtbar bleibt – und gerade darin entfaltet er eine immens starke Kraft, die das Christentum prägt und zu seiner Ausbreitung führt. Auf der erstaunlich „schmalen Spur“ (Karl Barth) des österlichen Bekenntnisses von einem Leben, das den Tod besiegt, wird das Christentum zu einer Weltreligion. Die angreifbare, verletzliche und vom Tod bedrohte Liebe wird im Licht des Ostermorgens in ihrer Lebensbedeutung und Lebensmacht erkennbar. Das verstörende, finstere Sterben bleibt nur Episode auf einem Weg, der das Leid wandelt und aus dem Kreuz einen Lebensbaum werden lässt. Der Tod bleibt. Aber er bleibt nicht allein.
Diese Lebensmacht will Vertrauen – und einen Glauben an Gott, der das Nichtseiende ruft, das es sei.
Text: Uwe Rieske