Pfarrverband Palling - Freutsmoos

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Überschrift Glaubensbekenntnis

23912sw Der Allmächtige - S Schmithausen
Bild: S. Schmithausen

Er sagt sich so leicht, dieser Satz: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …“ – doch nicht nur Menschen nach harten Schicksalsschlägen fragen sich, wie sie ihre Erfahrung zusammenbringen mit dem Bekenntnis zum allmächtigen und zugleich gütigen Gott. Manchen von ihnen fällt es schwer, dieses Glaubensbekenntnis mitzusprechen.

In welchem Sinne ist Gott „allmächtig“? Für den jüdischen Philosophen Hans Jonas hat Gott mit der Erschaffung der Welt und des Menschen bewusst auf einen Teil seiner Allmacht verzichtet – er überließ die Schöpfung der Evolution, die unerschöpfliche Vielfalt hervorbrachte. Dem Menschen gab er Freiheit, auf dass er sie verantwortlich nutze. Gott verfüge zwar, so Jonas, weiterhin über die allein ihm eigene Allmacht, aber er habe sich entschieden, sie nicht gegen die Naturgesetze und gegen des Menschen Freiheit zu brauchen.

Das ist ein schöner und interessanter Gedanke – aber tröstet er angesichts des Leides, das etwa aus dem Tod eines Kindes erwächst? Das Christentum erläutert den Gedanken der Allmacht auf andere Weise: Es bekennt sich zu einem Gott, der selbst als schutzloses Kind in einer Krippe geboren wird und den Menschen in Liebe und Achtsamkeit begegnet. Am Ende stirbt er gottverlassen am Kreuz. Das ist Gottes Antwort auf menschliche Fantasien von unantastbarer, von Leid und allen Einschränkungen unberührter Allmacht.

Gott ist jene Liebe, die am Lebensweg Jesu erkennbar wird – ganz besonders an dessen Ende. Dort, wo sinnlos gestorben wird, dort ist Gottes Liebe am stärksten. Liebe wird durch den Tod zwar in Schmerz verwandelt, aber nicht beendet. So entsteht eine andere Allmacht: Die Liebe ist nicht zu Ende, wo alles verloren scheint. Sie geht selbst hinein in die Verzweiflung und weist am Ende des Weges einen Anfang. Eberhard Jüngel hat dies so formuliert: „Gottes Allmacht ist als die Macht seiner Liebe zu verstehen. Nur die Liebe ist allmächtig.“ Eine solche Allmacht schließt Ohnmacht nicht aus. Sie hilft aber dabei, sie etwas besser zu ertragen.

Text: Uwe Rieske