Pfarrverband Palling - Freutsmoos

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SAKRAMENTE DES GLAUBENS


Bevor wir uns unmittelbar den Glaubenswirklichkeiten zuwenden, die in den einzelnen Sakramenten gegeben sind, ist es erst einmal nützlich einige allgemeinere Überlegungen zu den Sakramenten der Kirche zu versuchen. Wir Menschen existieren in Leib und Seele. Deshalb gehört es zum Wesen des Menschen, dass er seine inneren Überzeugungen, sittlichen Grundhaltungen, seine Stimmungen und Gefühle leibhaftig zum Ausdruck bringt in Worten, Bildern, Symbolen und Handlungen. Das gleiche gilt auch für die Gnade Gottes, die – wie der große deutsche Theologe Karl Rahner es einmal gesagt hat – inkarnatorisch ist, d.h. „die Fleisch und Geschichte von ihrem Wesen her sein will“ (Karl Rahner, Über die Sakramente der Kirche. Meditationen). Die unsichtbare Gnade Gottes braucht Worte, Bilder, Symbole und Handlungen, um sichtbare Gestalt annehmen zu können. Von da her dürfen wir schon einen ersten Definitionsversuch der Sakramente wagen und behaupten: Sakramente sind geschichtliche Erscheinungen der immer und überall in der Welt wirkenden Gnade Gottes. Wir könnten auch mit dem Trienter Konzil das Sakrament als „sichtbare Gestalt der unsichtbaren Gnade Gottes“ definieren.

Im Katholischen Erwachsenekatechismus zudem auf folgendes aufmerksam gemacht: „Betrachtet man die Struktur des sakramentalen Zeichens etwas tiefer, dann wird deutlich, dass sakramentale Handlungen menschliche Grundsituationen (Anfang eines neuen Lebens - Taufe, Anfang des gemeinsamen Lebens – Trauung, Krise durch schwere Schuld – Beichte u. a.) aufnehmen und sie symbolisch darstellen. Dabei handelt es sich um Situationen, in denen der Mensch schon natürlicherweise nach Sinn, Leben, Heil fragt. Durch das Sakrament werden diese menschlichen Grundsituationen geheiligt; sie werden in das Geheimnis unseres Glaubens, in das Geheimnis Jesu Christi, in sein Leben und Sterben, seine Auferstehung und Erhöhung hineingenommen, so dass wir daran Anteil erhalten. Die Sakramente begleiten also unser ganzes Leben in allen seinen wichtigen Situationen und Stationen. So sind Sakramente Glaubenszeichen, die den Glauben wecken und stärken. Hierbei muss man aber auch wissen, dass ohne ein Minimum von innerer Offenheit für den Glauben ein gültiger und erst recht ein fruchtbringender Sakramentenempfang nicht möglich ist. Deshalb verlangt die Kirche immer eine gründliche Sakramentenvorbereitung. Sie sind als Glaubenszeichen zugleich Christuszeichen, durch die Jesus Christus in unserem Leben Gestalt gewinnen will“. Kraft der Sakramente (und durch das Wort des Evangeliums) erfüllt Jesus sein Versprechen: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Matthäus 28, 20). Zusammenfassend können wir mit den Worten des Papstes Leo des Großen festhalten: „Was an Christus sichtbar war, ist übergegangen in die Sakramente“.


Sakramente als Christuszeichen

Die Kirche weiß sich, wie der Apostel Paulus im Korintherbrief schreibt nur als „Verwalterin von Gottes Geheimnissen (vgl. 1 Kor 4, 1). Sie kann darum Sakramente nicht in eigener Vollmacht einsetzen. Es ist verbindliche Lehre der Katholischen Kirche: „Alle Sakramente des Neuen Bundes sind durch Jesus Christus eingesetzt worden“. Der Katholische Erwachsenenkatechismus hält deshalb fest: „Mit dieser Lehre ist nicht gemeint, dass Jesus während seines irdischen Lebens alle Sakramente ausdrücklich eingesetzt hat, wie dies etwa von der Eucharistie gilt. Die ausdrückliche Einsetzung kann auch durch den erhöhten Herrn geschehen, wie etwa bei der Taufe. Wir brauchen auch nicht in jedem Fall an ein ausdrückliches Stiftungswort oder einen ausdrücklichen Stiftungsakt Jesu zu denken. Wenn die Kirche dennoch davon ausgeht, dass alle Sakramente der Intention Jesu Christi entsprechen, dann deshalb, weil Jesus Christus durch den Heiligen Geist bleibend in der Kirche gegenwärtig ist, um sein ein für allemal geschehenes Heilswerk auszulegen und zu vergegenwärtigen. So dürfen wir von vornherein gar nicht erwarten, dass Jesus Christus selbst schon alle Einzelheiten des Ritus festgelegt hat; es genügt, wenn die Sakramente ihrem allgemeinen Wesen nach im Ganzen des Heilswerkes Jesu Christi grundgelegt sind. So gilt von der Einsetzung der Sakramente durch Jesus Christus, was von der ganzen Verkündigung und vom gesamten Heilswerk Jesu Christi gilt, dass sie uns nämlich nur im Zeugnis der Kirche fassbar sind“. Die Kirche hat zwar einzelne Sakramente erst im Laufe der Geschichte ausdrücklich als solche erkannt und von anderen Riten klar unterschieden, jedoch hat sie diese von Anfang an vollzogen. Da die Sakramente von Jesus Christus eingesetzt worden sind, folgt, dass selbst die Kirche das Wesen der Sakramente nicht verändern darf. Die Sakramentenliturgie ist in ihren Grundabläufen immer vorgegeben. Damit ist die Frage „Wie viel Spontanität und Kreativität menschlicherseits in der Sakramentenliturgie erlaubt ist?“ im Grunde genommen schon beantworten. Da man aber beim Sakramentenempfang verhindern muss, dass sie Seitens der Gläubigen nur „konsumiert“ werden und diese als stumme Zuschauer des Geschehens dastehen, dürfen viele Elemente (in Absprache mit dem Priester) selber gestaltet werden (Auswahl von Schrifttexten, Liedern und Musikstücken, Einbezug verschiedener Gesten und religiöser Symbole, Formulierung der Fürbitten, Mittgestaltung der Einführung in den Gottesdienst, Übernahme verschiedener Dienste usw.). Das entspricht auch dem Wunsch des Zweiten vatikanischen Konzils, der von den Gläubigen ein aktives Mitwirken verlangt („actuosa participatio). Die persönliche Gestaltung der Sakramentenliturgie soll jedoch dem Geist der katholischen Liturgie entsprechen und nicht zur „Selbstfeier der Gemeinde“ führen, sondern zum „Gottes-Dienst“ werden.

Sakramente als Heilszeichen


Der katholischen Sakramentenlehre nach wiesen die Sakramente der Kirche auf das Heil nicht nur äußerlich hin; sie enthalten und schenken das Heil, das sie bezeichnen. „Die katholische Lehre spricht darüber hinaus davon, dass die Sakramente die Gnade schenken kraft der vollzogenen sakramentalen Handlung (ex opere operato). Diese Formel wird oft missverstanden. Sie meint keine mechanische oder magische Wirksamkeit der Sakramente. Auf Seiten des Menschen setzt die Heilswirksamkeit der Sakramente den Glauben voraus; ja vom Maß der Offenheit und Bereitschaft des Menschen hängt das Maß der Gnade, das wir empfangen, ab. Aber der Glaube wirkt nicht die Gnade, er empfängt sie bloß (Katholischer Erwachsenenkatechismus).“ Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die Sakramente für die Gläubigen zum Heil notwendig sind. Die sakramentale Praxis ist zwar nicht das einzige was einen Christen auszeichnet, aber doch ein wesentliches Kriterium für ein ernsthaftes christliches Leben. Dies muss ganz besonders heute angesichts der Unregelmäßigkeit der Kirchenbesucher bei Sonntagsgottesdiensten und der Krise des Sakramentes der Buße betont werden. Zu einem bewussten und entschiedenen Christsein gehört vor allem der regelmäßige Empfang der Buße und der Eucharistie.

Sakramente als Zeichen der Kirche
(Kirche als Grundsakrament)


Jesus Christus ist der eigentliche Spender der Sakramente. Jesus Christus ist es, wie der heilige Augustinus sagt, der tauft, konsekriert, die Sünden vergibt usw. In der Liturgie handelt also Jesus Christus selbst. Die Liturgie der Kirche ist Vollzug seines Priestertums. Jesus Christus hat aber die Kirche als Heilswerk gegründet und er selbst handelt primär in der Kirche und durch die Kirche. Die Sakramente haben demnach ihren Ort innerhalb der liturgisch versammelten und feiernden Gemeinde und außer im Notfall werden alle Sakramente im Zusammenhang einer liturgischen Feier gespendet. In der Liturgie wird Gott in gemeinschaftlicher und öffentlicher Weise verherrlicht. „In der das Wort Gottes verkündenden, Gott Dank sagenden, „in Freude und Einfalt des Herzens“ (Apg 2, 43) das Vermächtnis des Herrn feiernden, opfernden, fürbittenden und auf die Ankunft des Herrn hoffenden Gemeinde ist Jesus Christus selbst gegenwärtig (Katholischer Erwachsenenkatechismus).“ Dabei ist der Akzent auf dem Wort „Gemeinde“, womit man alle privatisierenden Tendenzen der individualistisch orientierten Gesellschaft im Bereich Glauben verhindern möchte, weil Jesus selbst gesagt hat: „…wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18, 20). Die Sakramente haben also Gemeinschaftscharakter. Sie sind nicht private Handlunge und ihr ureigenster Ort ist die Kirche. Die Kirche ist jedoch nicht nur Spenderin der Sakramente – durch sie wird die Kirche aber auch als Heilszeichen immer wieder neu auferbaut, durch sie wächst und erneuert sich die Kirche selbst. Zusammenfassend könnten wir mit Karl Rahner sagen, dass die Kirche als die gesellschaftlich verfasste Präsenz Christi durch alle Zeiten das Grundsakrament des Heils der Menschheit genannt werden darf, d. h. sie ist das unaufhebbare bleibende, dauernd Christus in der Welt präsent machende Zeichen. Das Dokument des Zweiten vatikanischen Konzils über die Kirche Lumen Gentium nennt in der Nummer 48 u. a. die Kirche als das „universale Sakrament des Heils“. Als Gläubige können wir Jesus Christus begegnen und sein Heil an uns wirksam machen lassen in den Sakramenten. „Das geschieht“ definiert der Katholische Erwachsenenkatechismus „entweder dadurch, dass wir durch die Sakramente in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen (Taufe) und zu voll mitverantwortlichen Gliedern der Kirche gemacht werden (Firmung), oder indem diese Gliedschaft vertieft und vollzogen wird (Eucharistie) und eine besondere Sendung in der Kirche gegeben wird (Weihe, Ehe) oder indem sie wieder voll hergestellt wird, wenn sie durch die Sünde gestört wurde (Buße, Krankensalbung)“. Hier haben wir auch schon eine erste Kurzdefinition aller sieben Sakramente der Kirche. Appropos 7 Sakramente, muss noch unterstrichen werden, dass die Siebenzahl der Sakramente ein wesentliches Merkmal der Katholischen Kirche ist. Wir finden zwar eine ausdrückliche Zusammenfassung und eine entsprechende Lehre von der Siebenzahl der Sakramente erst im 12. Jahrhundert, aber alle sieben Sakramente gehören seit unvordenklichen Zeiten zum Leben der Kirche. Auch die orthodoxen Kirchen stimmen in dieser Praxis mit der Katholischen Kirche überein. Es ist notwendig dies besonders hervorzuheben, denn „die Frage der Einsetzung und der Zahl der Sakramente gehört zu den klassischen Themen der konfessionellen Unterscheidung zwischen zwischen der katholischen und protestantischen Lehre. Im Unterschied zur katholischen Kirche kennen die Reformatoren nur zwei Sakramente (Taufe und Abendmahl), manchmal auch drei Sakramente (Taufe, Abendmahl und Buße)“ (Katholischer Erwachsenenkatechismus). Zu dieser Unterscheidung kam es im Mittelalter als der Reformator Martin Luther und seine Anhänger die falsche Praxis der kirchlichen Sakramentenpastoral ins kritische Visier nahmen. Leider wurde seitens der Reformatoren nicht nur die falsche Art und Weise des Umganges mit den Sakramenten angefochten, sondern das Wesen der Sakramente auch. Leider wurde in diesem Streit das Baby samt dem Badewasser durchs Fenster geworfen. Kursänderungen, Korrekturen und Annährungen finden heutzutage beiderseits unter ökumenischen Anstrengungen statt.

Spender und Empfänger des Sakraments


Die Spendung des Sakramentes ist dem Amt in der Kirche vorbehalten. Zur Gültigkeit der Sakramente ist außerdem erforderlich, dass der Spender das wesentliche Zeichen des Sakramentes in der rechten, d. h. in der von der Kirche festgelegten Weise vollzieht und dass er ferner die Absicht hat zu tun, was die Kirche tut. Der Erwachsenenkatechismus sagt dazu folgendes: „Deshalb ist etwa eine Taufe, die nicht in trinitarischer Form gespendet wird, oder eine Taufe zum Scherz nicht gültig; ebenso ungültig ist das Ja-Wort bei der Ehe, bei dem wesentliche Inhalte des kirchlichen Verständnisses der Ehe ausgeschlossen werden. Für die würdige Spendung der Sakramente ist es notwendig, dass der Spender sich bemüht, das zu leben, was er sakramental vollzieht. Deshalb sagt der Bischof bei der Priesterweihe: „Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“ Zur gültigen Spendung eines Sakraments ist die subjektive Heiligkeit und Rechtgläubigkeit des Spenders jedoch nicht erforderlich. Zwar haben verschiedene schwärmerische Bewegungen schon in der alten Kirche und bis heute immer wieder versucht, die Gültigkeit der Sakramente von der persönlichen Heiligkeit und Glaubwürdigkeit des Spenders abhängig zu machen. Doch damit ist verkannt, dass die Sakramente ihre Kraft nicht aus der menschlichen Heiligkeit des Spenders, sondern aus dem Heilswerk Jesu Christi schöpfen und dass Jesus Christus selbst der eigentliche Spender des Sakramentes ist, der sich auch unwürdiger Diener bedienen kann.“

Text: P. Pavo Filipovic - Verwendung des Textes nur durch schriftliche Genehmigung des Autors (Copyright by Autor)

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(Diese Links werden in kürze freigeschalten!)
  • Taufe
  • Firmung
  • Eucharistie
  • Beichte
  • Krankensalbung
  • Priesterweihe
  • Ehe