Seit dem Minifest 2008 in Aarau ist der Bronze-Tarzisius auf Reise. Im Jahr 2010 war er anlässlich der internationalen Ministranten-Wallfahrt im Jahr 2010 in Rom angekommen. Dort, wo man das Grab des Märtyrers Tarzisius vermutet – auf einem idyllischen Gelände neben der Via Appia Antica in der Nähe der Callistus-Katakomben – ist für ihn ein Platz vorgesehen.
Er ist allen Ministrantinnen und Ministranten gewidmet und macht unübersehbar auf ihren Dienst in der Kirche aufmerksam. Die Skulptur ist ein „Botschafter für die Minis“ und ermutigt zugleich alle Kinder und Gott und den Menschen zu dienen in der Kirche und auf den Straßen der Welt.
Ministrantinnen und Ministranten haben ihm in seinem Innern eine Urkunde mit Unterschriften, Fotos und Dokumente mit auf seine Reise gegeben.
Die bekannte Schweizer Schriftstellerin und Benediktinerin im Kloster Fahr, Silja Walter mit dem Ordensnamen Schwester Hedwig, hat im Blick auf die Tarzisius-Skulptur im Juni 2008 dieses Gedicht geschrieben. Silja Walter schenkt es allen Ministrantinnen und Ministranten und allen, die sich angesprochen fühlen.
Ich trag dich, mein Christus,
ich trage dich,
Brot
in die Stadt.
Du weisst, dass sie krank ist
und Hunger hat.
Hilf ihr,
mein Christus!
Ich trag dich in mir,
schon lange,
schon lang,
ein Leuchten wie Licht,
wie leiser Gesang.
Drum lauf ich
und sing ich und trag dich
mit mir.
Du trägst mich,
trägst Menschen und Welt
immer näher zu dir,
in dem Brot hier
verborgen,
mein Christus!
Silja Walter
Der heilige Tarzisius ist der Schutzpatron der Ministrantinnen und Ministranten. Sein Leben und sein Martyrium sind uns durch ein lateinisches Gedicht von Papst Damasus (366-384) überliefert. Demzufolge wurde der junge Tarzisius von Heiden getötet, als er in Rom unterwegs war, um kranken oder gefangenen Christinnen und Christen die heilige Kommunion zu bringen, und sich geweigert hatte, diese zur Schändung auszuhändigen. Papst Damasus nennt die Todesart nicht, aber die betonten Parallelen zum heiligen Stephanus deuten darauf hin, dass auch Tarzisius mit Steinen erschlagen worden ist.
Im 6./7. Jahrhundert fügen eine Passio sowie zeitgenössische Itinerarien weitere Informationen hinzu. So sei Tarzisius Akolyth und als solcher zu einer liturgischen Aufgabe im Gottesdienst beauftragt gewesen und am 15. August des Jahres 257 getötet worden. Diese Angaben lassen sich heute nicht mehr verifizieren. Ebenso bleibt unklar, ob Tarzisius im Rahmen einer Christenverfolgung – es wäre dabei an die Verfolgung unter Kaiser Decius bzw. Valerian zu denken – oder aufgrund einer singulären Begebenheit getötet wurde.
Nach Itinerarien des 7. Jahrhunderts wurden Papst Zephyrin (+217) und der junge Märtyrer Tarzisius – wenn auch zu verschiedenen Zeiten – in einer gemeinsamen Grabstätte im Coemeterium des Callistus an der Via Appia Antica überirdisch beigesetzt. Später wurden die sterblichen Überreste des Tarzisius in die römische Kirche San Silvestro in Capite überführt. Dort wurde seiner am 26. Juli gedacht. Aber in das römische Martyrologium wurde er unter dem Datum des 15. August aufgenommen.
Tarzisius war ein junger Märtyrer im 3. Jahrhundert in Rom – begraben in einer Krypta bei den Callistus-Katakomben an der Via Appia Antica. Unter den zahlreichen großen und kleinen Heiligen gehört Tarzisius zu den ganz wenigen Kindern und Jugendlichen, die als heilig verehrt werden.
Gedächtnis: Sein Gedenktag ist am 15. August. Weil die Kirche aber seit alters her am gleichen Tag das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel feiert, geriet das Fest des heiligen Tarzisius nach und nach in Vergessenheit.
Patronat: Schutzheiliger aller Ministrantinnen und Ministranten. Tarzisius ist außerdem noch der Patron der Erstkommunionkinder.
Namenserklärung: Sein Name stammt ursprünglich aus dem Griechischen und wurde später lateinisiert. Bedeutung: der Mutige! Es gibt verschiedene Schreibweisen: Tarzisius, Tarcisius, Tharsitius, Tharsizius.
Der junge Märtyrer aus frühchristlicher Zeit mag uns heute fremd erscheinen. Doch beim Betrachten beginnt er zu sprechen und stellt aktuelle Fragen:
1. Tarzisius – der Mutige. Das Leben des Tarzisius ist eine „Mutmachgeschichte“: Für wen stehe ich ein? Wofür mache ich mich auf den Weg? Wo ist meine Zivilcourage gefragt?
2. Tarzisius brachte die Kommunion in die Stadt zu den Kranken, Betagten und Gefangenen: Wie begegnet die Kirche und die Gesellschaft heute den Randständigen und Hilfsbedürftigen? Machen wir Schritte auf die Armen und Kranken zu? Mit wem teile ich mein Brot?
3. Das Martyrium hat sich im Lauf der Zeit gewandelt: Wo und wie werden heute Menschen verfolgt, ausgebeutet, getötet?
4. Tarzisius war offen für Gottes Gegenwart im eucharistischen Brot: Ahne ich etwas von Gottes geheimnisvoller Gegenwart? Suche ich Gottes Spuren?
5. Tarzisius erhielt in seiner Gottesdienst-Gemeinschaft einen konkreten Auftrag: Ein konkreter Dienst am Mitmenschen kann auch Gottesdienst sein. Und umgekehrt ist der Gottesdienst eine Kraftquelle für den Dienst am Mitmenschen. Welchen Stellenwert hat bei mir der Menschendienst? Welchen Stellenwert hat bei mir der Gottesdienst?
6. Tarzisius ist der „erste Ministrant“ – mit ihm übernahm ein junger Mensch eine wichtige Aufgabe innerhalb der Gemeinde: Was trauen wir den Jungen zu? Nennen nicht die Jüngsten die Wahrheit beim Namen und richten unsere Augen auf das Wesentliche? Wie ermutigen und begleiten wir junge Menschen, in der Kirche verschiedene Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen?
Auf Bildern wird Tarzisius meist während seines Martyriums im Moment seiner Steinigung dargestellt. Der Basler Künstler Bernhard Lang rückt mit der bewegten Tarzisius-Skulptur die kindliche Offenheit und den Dienst des Ministrantenpatrons an den Mitmenschen in den Vordergrund. Er hat sich von den heutigen Ministrantinnen und Ministranten inspirieren lassen und diese Gestik für die Skulptur herausgearbeitet.
Die Skulptur steht nicht auf einem Sockel, denn junge Menschen sind ständig in Bewegung. Auch Tarzisius, der Patron der Ministranten, ist solch ein junger Mensch gewesen. Mehr als ein Jahr hat sich der Künstler intensiv damit beschäftigt, gezeichnet und mit Ton modelliert. Das Resultat der aufwändigen Arbeit hat er im großen Gussmodell festgehalten: ein Kind in Bewegung, das mit seiner Überzeugung mutig hinauszieht, ein Geheimnis in den Händen.
Die Ministrantinnen und Ministranten (lat. ministrare = dienen) übernehmen zuverlässig und selbstverständlich in vielen Gottesdiensten eine wichtige Aufgabe am Altar. Dieser „kleine große“ Dienst soll für einmal unübersehbar gezeigt werden verbunden mit einem großen DANK an die vielen Kinder und Jugendlichen. Auch Jesus hat die Kinder in die Mitte gestellt und sie als Vorbild empfohlen. Für einmal soll der Dienst der Ministrantinnen und Ministranten, der Tag für Tag im Kleinen geleistet wird, im Mittelpunkt stehen.
Jesus selber nimmt im Evangelium immer wieder das Spiel der Dimensionen auf, in dem er zum Beispiel das kleine Senfkorn mit dem Reich Gottes vergleicht. Bei Gott erscheint das Große klein und das Kleine groß. Gott ist grösser als groß und kleiner als klein – Gott erfüllt das ganze All und wirkt in jedem Menschen.
Von der großen Skulptur gibt es auch kleine „Tischfiguren“, die verkauft werden. Sie sind 15 cm hoch, ebenfalls aus Bronze und in der Kunst- und Glockengießerei Rüetschi AG in Aarau gegossen. Ein besonderes Geschenk, das hier an der Klosterpforte oder direkt bei der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für MinistrantInnen-Pastoral DAMP in Luzern bestellt werden kann: Telefon 041 410 46 38 oder
www.minis.chDie Deutschschweizerische Arbeitsgruppe für MinistrantInnen-Pastoral DAMP engagiert sich seit 1984 ehrenamtlich für die Minis in den deutschsprachigen Diözesen der Schweiz. Die DAMP erarbeitet Hilfsmittel, bietet Kurse für Leiterinnen und Leiter an, organisiert alle drei Jahre ein Minifest und alle fünf Jahre eine Reise zur internationalen Ministranten-Wallfahrt nach Rom. Aktuelles und weitere Informationen unter
www.minis.ch