Pfarrverband Odelzhausen

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KAB-Gottesdienst am Erntedanksonntag, 01.10.2017

„Wohlstand auf Kosten anderer“

Einleitung:
Die KAB befasst sich vor allem mit Themen wie soziale Gerechtigkeit, weltweite Solidarität und Bewahrung der Schöpfung. Dabei werden diese Themen im Zusammenhang mit der katholischen Soziallehre und den christlichen Grundwerten betrachtet.
Das Thema „Wohlstand – auf Kosten anderer“ weißt auf die großen Ungleichgewichte in unserer Gesellschaft hin. Wohlstand wird bei uns als rein materieller Wohlstand gesehen: Der Mehrheit bei uns geht es finanziell gut und man will diesen Status erhalten, indem man versucht, immer mehr zu erwirtschaften. Dieses Verhalten führt zu immer größeren Unterschieden zwischen Reich und Arm. Dabei verliert die Mehrheit der Menschen, denen es ja gut geht, den Blick auf die andere Seite und das Ungleichgewicht verstärkt sich.

Ein Ungleichgewicht stellt man am besten mit einer Waage dar. Wir haben hier eine große Balkenwaage aufgestellt, mit der wir jetzt anhand von Beispielen unseren Wohlstand und seine Auswirkungen zeigen wollen.

1.      
Krieg vs. Frieden
In Deutschland leben wir Gott sei Dank in Frieden und Freiheit. Aber in einigen Ländern der Welt herrscht Krieg mit verheerenden Folgen für die Menschen in den betroffenen Ländern.
Menschen sterben, verlieren Wohnungen und Häuser und machen sich auf die Flucht.
 
Deutschland verdient aber gut an Waffenexporten in alle Welt. Wir sind fünfgrößter Waffenexporteur weltweit und besonders mit Kleinwaffen beliefern wir die Kriegsparteien. Schätzungen zufolge stirbt alle 14 Minuten auf der Welt ein Mensch durch eine deutsche Waffe. Wie können wir glaubhaft in der Welt um Frieden verhandeln, wenn wir gleichzeitig unseren Wohlstand mit Waffenhandel sichern?
 
Die Welt ins Gleichgewicht und mehr Frieden bringen wir mit einer Reduzierung von Waffenexporten, Lösung von Konflikten mit Verhandlungen und verlässlichen Abkommen.
Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt.

2.       Fortschritt vs. Ausbeutung
Der technologische Fortschritt und die Globalisierung führen zu Produkten, bei deren Produktion keine Rücksicht auf Umwelteinflüsse, Arbeitsbedingungen und Wirtschaft in den Produktionsländern genommen wird. Man produziert dort, wo die Kosten am geringsten sind.
 
Dieses T-Shirt wurde in Bangladesch hergestellt. Die Baumwolle dafür wird von Bauern aus Indien geliefert, die vollkommen abhängig von Großkonzernen sind, die den Preis für Saatgut, Pestizide und die Wolle festlegen. Genäht wird das T-Shirt in einer von vielen Textilfabriken in Bangladesch, wo die Näherinnen ca. 17 Cent Stundenlohn erhalten und mit den Arbeitsbedingungen ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
Müssen wir unseren Wohlstand dadurch vergrößern, in dem wir Produkte kaufen, die die Armut fördern und die Umwelt belasten?
 
Durch den Kauf von gerecht gehandelten Produkten, sogenannter Fair-Trade Waren leisten wir einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit. Bei der Produktion werden Sozial- und Umweltstandards berücksichtigt, die zu höheren Einkommen der Bauern und Arbeiter führen und die Umweltbelastung durch den Verzicht auf Pestizide und geringeren Wasserbedarf mindert.
Die Schaffung weiterer Handelsabkommen zu Fair-Trade würde immer mehr Menschen den Lebensunterhalt sichern und die Wirtschaft in den Produktionsländern stärken.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

3.       Niedriglohn vs. Menschenwürdige Arbeit
Trotz Abbau der Arbeitslosigkeit und Schaffung neuer Arbeitsplätze sind viele Menschen in Deutschland nicht in der Lage, mit einer einzelnen Tätigkeit, den Lebensunterhalt zu bestreiten.
 
Der Niedriglohnsektor in Deutschland wächst rasant. Lt. Statistiken arbeiten 20% der Deutschen für einen Stundenlohn unter 10 Euro – in den neuen Bundesländern  sind es sogar 30%. Immer höhere Preise für die Mieten führen diese Menschen an die Armutsgrenze und sie müssen eine zweite Beschäftigung aufnehmen.
Können wir von Wohlstand sprechen, wenn es immer mehr Menschen in Deutschland gibt, die trotz Arbeit nicht mehr davon leben können?
 
In einem Gleichnis benennt Jesus als gerechten Arbeitslohn für einen Arbeitstag einen Denar - das ist der Betrag, den eine Familie mit Kindern damals brauchte um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Mindestlohn muss so hoch sein, dass er für eine Familie den Grundstandard zum Leben sichert - ich finde dieses Maß von Jesus auch für uns heute hilfreich.
  
4.       Individualverkehr vs. öffentlicher Verkehr
Die Anzahl der Autos und LKWs auf den Straßen nimmt stetig zu. Die Straßen sind verstopft, die Anwohner leiden unter der Luftverschmutzung und der Lärmbelästigung.
 
Mobilität ist weltweit zum Ausdruck von Freiheit, Unabhängigkeit, Wohlstand, Individualität und Selbstbestimmung geworden. Die Umweltbelastungen durch die Autos sind ja uns allen bekannt.
Jeden Morgen fährt eine Autokolonne in die Städte – meist besetzt mit 1 Person in jedem Auto – und am Abend wieder zurück. Viele Personen ärgern sich täglich im Stau zu stehen und rufen nach besserem Ausbau der Straßen. Aber die oft geforderte zeitliche Flexibilität in der Arbeitswelt und auch der Gewinn an persönlicher Freiheit wiegen doch größer als die Rücksichtnahme auf die Umwelt. Hier entsteht ein großes Ungleichgewicht zwischen dem Wohlstand der Menschen und der Belastung von Mensch und Umwelt.
Wollen wir in einer Welt leben, in der unser Wohlstand auf Kosten anderer basiert?
  
Die Nutzung von Fahrgemeinschaften und öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn helfen, die Umweltbelastungen zu reduzieren.
Jesus wäre wohl auch nicht alleine Auto gefahren. Er hat die Begegnung mit den Menschen gesucht.
  
5.       Brot
Unser Erntedankaltar ist wieder reichlich gefüllt und wir danken Gott auch dieses Jahr für die üppige Ernte.
 
Leider gibt es auf der Welt viele Gebiete, in denen die Ernte aufgrund Dürre oder Naturkatastrophen komplett ausfällt.
 
Wir können durch Teilen unserer reichen Ernte den Menschen helfen, die Hunger leiden. Wir dürfen nicht handeln, wie der Reiche im Evangelium und alles nur für uns selbst anhäufen ohne zu teilen.
 
Das Symbol des „Brotteilens“ sagt jedoch für uns Christen mehr aus: Wenn der Priester in der Hl. Messe das Brot teilt und wir den Leib Christi empfangen, dann gehören wir alle zu Christus. Es entsteht eine große Gemeinschaft, in dem wir alle an Christus teilhaben.
 
So kann es auch mit den anderen Beispielen funktionieren:
Wir teilen die Verkehrsmittel
Wir teilen den Lohn gerecht auf die Arbeiter
Wir verteilen die Ressourcen auf der Welt gerecht
Wir verteilen den Frieden in der Welt
 
Bei der Brotvermehrung waren die Jünger zunächst ungläubig und zweifelten, wie 5 Brote und 2 Fische 5.000 Menschen satt machen können. Jesus sagt darauf: «Fangt doch einfach einmal an.» Dann lädt er die Vielen ein, sich zu lagern. Er nimmt das Wenige, das da ist, spricht das Segensgebet, verteilt das Brot und das Wunder geschieht.
Jesus setzt unserem Rechnen und unserem Realismus seine Dankbarkeit und sein Vertrauen gegenüber Gott entgegen.
 
Lassen wir uns alle persönlich darauf ein, das zu tun was wir können. Und wenn unser rechnender Verstand sagt: „Das lohnt sich eh nicht!“ – so sollten wir es doch wagen und den ersten kleinen Schritt tun.
KAB Gottesdienst 2017 <br/>Wohlstand auf Kosten anderer
Mit einer Waage wurden die verschiedenen Aspekte anschaulich dargestellt