Pfarrverband Oberes Priental

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Die Anbaham-Kinderdörfer in Indien

Vor vielen Jahren gründete Msgr. Diedrich Kinderdörfer in Indien

Pfarrer Diedrich in Indien
Die Kinderdörfer Saint Boniface Anbaham wurden von Monsignore Albert Diedrich und seiner Mitarbeiterin Sabine Gehrling betreut.
Anbaham, übersetzt „Heim der Liebe“, wurde gegründet und geleitet von Monsignore Albert Diedrich, der vier Jahre als Ruhestandspfarrer in Frasdorf im Chiemgau lebte. Er verstarb am Allerheiligentag 2011.

Anbaham, übersetzt "Heim der Liebe" steht für drei Kinderdörfer in südindischen Bundesstaat Tamil Nadu.
Seit Gründung der Kinderdörfer konnten dort bereits über 2000 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 6 und 20 Jahren – die Ärmsten der Armen, Voll- und Halbwaisen, Straßenkinder und Kinderarbeiter – ein menschenwürdiges Zuhause finden, mit gesunder Ernährung, medizinischer Betreuung, mitmenschlicher Zuwendung und mit Ausbildungsmöglichkeiten, für einige bis hin zur Studienreife. Religion und Kastenzugehörigkeit der Kinder spielen dabei keine Rolle. Viele der aufgenommenen Kinder sind Kastenlose, sind Dalits, die in unvorstellbarem Elend leben, praktisch völlig rechtlos sind, in jeder Hinsicht diskriminiert werden und keinen Anteil haben an dem wirtschaftlichen Aufschwung und an der zunehmenden Verwirklichung der Menschenrechte in Indien.
Pfarrer Diedrich schrieb von seinem letzten Besuch - ein halbes Jahr vor seinem Tod - diesen Brief:

Gruß aus den Anbaham-Kinderdörfern in Indien
Mädchen und Jungen aus den drei im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu gelegenen Kinderdörfern von Msgr. Pfarrer Albert Diedrich senden Grüße in tamilischer Schrift.
Zusammen mit Frau Sabine Gehrling habe ich die Kinderdörfer von Nagamangalam, Vadamelpakkam und Zionpuram besucht. Wir haben uns wieder von der hervorragenden Entwicklung unseres Hilfsprojektes und vom Wohlergehen der Jungen und Mädchen überzeugen können. Leider sind unsere Anbaham-Dörfer auch weiterhin ganz auf die Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Während die Reichen im aufstrebenden Indien immer reicher werden, werden vor allem durch die ständige Erhöhung der Lebensmittelpreise die Armen immer ärmer. Mehr als 300 Millionen Inder leben unter dem Existenzminimum. Durch den Hinduismus mit seinem Kastenwesen fühlen sich die Menschen für die Kastenlosen, die Dalits, und die niederen Kasten nicht verantwortlich und zeigen kein Mitgefühl. Im Gegenteil, sie verachten die Unterdrückten und Ausgegrenzten.
Ein paar Mal war ich wieder mit einigen Kindern aus Anbaham in ihren Heimatdörfern. Es handelt sich dabei um ganz erbärmliche Behausungen aus Stroh und Lehm, Blech und Lumpen. In einem solchen Hüttendorf leben Hunderte, zuweilen Tausende von Menschen ohne sanitäre Einrichtung wie z. B. Toiletten oder Waschbecken. Es gibt gewöhnlich nur einen Brunnen. Unter diesen Umständen ist es erstaunlich, wie sauber die Menschen in ihrer einfachen Kleidung sind. In den Hütten ist der Lehmboden gekehrt, die wenigen Habseligkeiten sind zum Schutz vor Ungeziefer mit Schnüren aufgehängt.
Ein ganz besonderes Ereignis war im Januar die Grundsteinlegung zum Bau von Schulen, einer Grundschule (Primary School) mit Kindergarten und weiterführenden Schulen (High School und Higher Secondary School) im Kinderdorf von Vadamelpakkam. An der eindrucksvollen Feier haben über 50 Jesuiten mit ihrem Provinzial teilgenommen. Ich bin sehr dankbar, dass ich für die künftige Leitung dieser Schulen die Jesuiten der Jesuit Chennai Mission gewinnen konnte. Der Auftrag dieser im Jahre 2007 gegründeten Mission ist ausschließlich der Einsatz für die Ärmsten der Armen, d. h. für die Dalits, die Kastenlosen, und für die arme Landbevölkerung. Sofort nach der Grundsteinlegung haben die Bauarbeiten begonnen. Sie machen so gute Fortschritte, dass wir im Schuljahr 2011/2012 mit dem Kindergarten und dem Unterricht in der 1. und in der 6. Klasse beginnen können.
In diesem Sommer haben wieder Jungen und Mädchen nach dem Abschluss des 10. bzw. des 12. Schuljahrs die Kinderdörfer verlassen, um mit einer Berufsausbildung oder sogar mit einem Hochschulstudium zu beginnen. Ohne die Unterstützung von hochherzigen Paten und Einzelspendern hätten diese Jugendlichen keine Zukunftschancen gehabt. Es ist eine große Freude zu wissen, dass seit Gründung des ersten Anbaham-Dorfes vor 25 Jahren bis heute über 2.000 jungen Menschen durch unser Hilfswerk eine gute Zukunft und ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden konnte.
Im Januar d. J. habe ich wieder Not leidende Jungen und Mädchen aufgenommen, die dann im Juni zum Schuljahresbeginn in die drei Kinderdörfer gekommen sind. Unter ihnen ist auch die 13-jährige K. Umamaheswari. Sie hat ihren Vater bei einem Autounfall verloren. Ihre Mutter ist einem Feuer zum Opfer gefallen, als sie noch ein Baby war. Für diese Vollwaise wie für viele andere Kinder suche ich nun Paten. Wer bereit ist, eine Patenschaft mit monatlich 31,00 Euro zu übernehmen, möge sich mit mir in Verbindung setzen. Paten erhalten den Lebensbogen eines Kindes mit dessen Foto. Vom Patenkind kommt als Lebenszeichen eine Karte oder ein Brief zur Weihnachtszeit. In der Regel sende ich den Paten zweimal im Jahr einen Rundbrief, der Januarpost liegt jeweils eine Zuwendungsbestätigung zur Vorlage beim Finanzamt für die Steuerrückerstattung bei. Die Spendengelder werden von zwei gemeinnützigen, eingetragenen Vereinen, deren Vorsitzender ich bin, verwaltet. In Deutschland arbeiten wir grundsätzlich ehrenamtlich. Die geringen Verwaltungskosten werden von mir als dem Gründer der Kinderdörfer und den Vorständen der beiden Vereine getragen. So kommt jede Spende ungekürzt den indischen Kindern zugute.
Vielmals danke ich allen, die bisher schon unsere indischen Anbaham-Kinderdörfer unterstützen. Ihnen sage ich ein herzliches Vergelt’s Gott! Alle Leserinnen und Leser bitte ich zu prüfen, ob nicht auch Sie, soweit es nicht schon geschieht, eine Patenschaft übernehmen können oder ob Sie unser Hilfswerk mit einer Einzelspende unterstützen wollen. Hier die Bankverbindung:
Anbaham-Kinderdörfer in Indien e.V.: Volksbank Kassel Göttingen  IBAN: DE28 5209 0000 0001 2814 02 BIC: GENODE51KS1


Mit Segenswünschen und herzlichen Grüßen
Ihr Pfarrer Albert Diedrich

Anbaham - Haus der Liebe

Anbaham<br/>eine indische Familie
Eine indische Familie vor ihrer mit Bananenblättern gedeckten Hütte
Das Lebenswerk von Monsignore Albert Diedrich wird im Chiemgau fortgeführt – Johanna Abel aus Frasdorf sorgt weiter für die Unterstützung von indischen Kinderdörfern. Vor 25 Jahren gründete Monsignore Albert Diedrich das Kinderhilfswerk „St. Boniface Anbaham“ in Südindien. Dort werden in den drei Kinderdörfern derzeit rund 480 Kinder aus ärmlichsten Verhältnissen auf ein normales Leben und auf einen Beruf vorbereitet. Als vor einem halben Jahr Monsignore Diedrich in Frasdorf verstarb, versprachen seine von ihm an zwei früheren Wirkungsstätten gegründeten Fördervereine „Anbaham Kinderdörfer in Indien e.V.“ mit Sitz in Isny im Allgäu sowie in Kassel, auch im Chiemgau weiterhin im Sinne des Verstorbenen aktiv zu bleiben.
Dies gilt besonders für Frau Sabine Gehrling, die fast von Anfang an als ehrenamtliche Mitarbeiterin dabei war. 1986 wurde von Delhi aus das erste Kinderdorf Zionpuram gegründet. Frau Gehrling teilte mit Monsignore Diedrich alle täglichen Arbeiten für Anbaham – zuerst in Indien, später von Deutschland aus, bis zu seinem Ruhestand und seinem Tod in Frasdorf. Bislang war neben Monsignore Diedrich Sabine Gehrling Ansprechpartnerin in Frasdorf. Bereits 38 Patenschaften aus dem Chiemgau wurden und werden von Frasdorf aus betreut. Nachdem Frau Gehrling nun nach dem Tod von Monsignore Diedrich Frasdorf verlässt und zu ihrer Familie nach Westdeutschland zieht, galt es im Förderverein Isny eine neue Kraft zu finden, um das Lebenswerk von Monsignore Diedrich fortzusetzen und zu sichern. Für das Amt der Zweiten Vorsitzenden dieses Fördervereins und als Ansprechpartnerin im Chiemgau stellte sich bei den nunmehrigen Neuwahlen zum Vorstand Frau Johanna Abel aus Leitenberg in der Gemeinde Frasdorf zur Verfügung. Sabine Gehrling ist weiterhin als Vorstandsmitglied dem großen Lebenswerk verpflichtet, da sie Monsignore Diedrich über 22 Jahre lang begleitet hat.

Anbaham<br/>Übergabe der Unterlagen
Bei der Übergabe der Amtsgeschäfte, die unter anderem die Ausstellung von Zuwendungsbestätigungen für das Finanzamt beinhalten, an Frau Abel, erinnerte Frau Gehrling daran, dass in den 25 Jahren des segensreichen Wirkens von Monsignore Diedrich insgesamt bereits 2.500 Kinder in den Genuss einer Betreuung, Schulbildung und Berufsausbildung kamen. In den verschiedenen Einrichtungen können bis zu 600 Mädchen und Buben gleichzeitig behütet, ernährt und unterrichtet werden. Ein weiterer Ausbau und Aufbau ist vorgesehen, damit den Kindern der Anbaham-Familie eine behütete Kindheit und – ihrer Begabung gemäß – ein Schulabschluss nach der 9., 10. oder 12. Klasse oder eine Berufsausbildung bis hin zu einem Studium ermöglicht wird. In Zusammenarbeit mit der Jesuiten Chennai Mission ist eine dem deutschen Gymnasium vergleichbare Schule mit hohem Bildungsniveau entstanden.
unbeschreibliche Armut in Indien
Für jedes neu aufgenommene Kind gibt es ein ganz besonderes persönliches Schulheft. Darin sind alle Details der Herkunft und des Schicksals des Kindes festgehalten. So zum Beispiel kann man nachlesen, dass der Bub Ramki viel von seinem alkoholabhängigen Vater geschlagen wurde, ehe er von seinen Geschwistern weg kam und von seiner Mutter ins Kinderdorf gebracht wurde. „Ramki war ein wunderbarer Mensch, er hat mein Leben bereichert und er hat dank der Schule und der Spenden ein Ingeneur-Studium abschließen können“, so der entsprechende Eintrag von Pfarrer Diedrich. Von dem Mädchen Soroya, das ohne Vater und mit fünf Geschwistern aufwuchs und das ins Kinderdorf Anbaham, d. h. Heim der Liebe, kam, weil die Mutter ihre Kinder nicht mehr alle ernähren konnte, ist festgehalten, dass es die Ausbildung als Krankenschwester abschließen konnte. Wenn die Kinder aus den Dörfern kamen, um in Anbaham Aufnahme zu finden, mussten sie oft erst einige grundsätzliche Dinge des täglichen Lebens lernen, wie Benutzung der Toilette, regelmäßiges Essen, Konzentration, Umgang mit Papier etc. Oft gab es den Hefteintragungen nach langjährige und größte Schwierigkeiten mit dem Lernen, wenn z.B. Frau Gehrlings Patensohn in der Schule saß und die Blätter seines Schulheftes in den Mund steckte und zerkaute. Andere Kinder aßen Sand und verdorbene Abfälle. Aber geduldige Fürsorge schafft es immer wieder, aus den vernachlässigten, oft elternlosen Kindern lernwillige Persönlichkeiten zu machen, denen es mit den erworbenen Fähigkeiten schließlich gelingt, auf eigenen Füßen zu stehen und damit die Klassenschranken der indischen Gesellschaft zu durchbrechen. Der Wirkungskreis von Anbaham geht weit über die drei Kinderdörfer hinaus: Es gibt einen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem vor allem Jugendliche Arbeit finden, eine Klinik und Gesundheitsstationen in den umliegenden Dörfern, in denen auch die dort lebende Bevölkerung medizinisch behandelt wird, ein Ausbildungszentrum für Kindergärten, Wohnhäuser für verarmte Familien, Essensausgabe und Hilfestellungen in einem nahegelegenen Lepradorf. Die Einrichtungen sind Arbeitgeber für über 110 Mitarbeiter vor Ort in Indien. In Deutschland sind sämtliche Mitarbeiter ehrenamtlich tätig.
Pfarrer Diedrich in Indien
Um auch weiterhin das Kinderdörfer-Projekt St. Boniface Anbaham in Indien unterstützen und am Leben erhalten zu können, werden alte Patenschaften fortgesetzt und neue Patenschaften gesucht. Der derzeit monatliche Betrag von 31 Euro reicht jedoch fast nicht mehr aus, um ein Kind versorgen zu können. Glücklicherweise gab es aber auch zweckgebundene Einzelspenden, mit denen beispielsweise ein ganzes Haus finanziert werden konnte. Wie die Zweite Vorsitzende des Isnyer Fördervereins Johanna Abel aus Frasdorf versicherte, kommt jeder Euro unmittelbar bei den Kinderdörfern zum wirksamen Einsatz. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.kinderdorf-anbaham.de sowie bei Frau Johanna Abel, Telefon 08052-5439.

Anbaham-Kinderdörfer in Indien e.V.: Volksbank Kassel Göttingen  IBAN: DE28 5209 0000 0001 2814 02 BIC: GENODE51KS1
Text: Anton Hötzelsperger
Fotos: Sabine Gehrling