Das Gnadenbild der frühbarocken Rastkapelle in Hohenaschau bewegt den Besucher: O Haupt voll Blut und Wunden.
Zweimal am Tag kam ab Juli 1648 Herrschaftsverwalter Wolf Scheer, der Stifter der Rastkapelle, mit seiner Frau Helena und seinen Beamten von seinem Wohn- und Amtssitz (heute „Rentei“) herüber zur Andacht. Scheer berichtet: Es wurden „täglich bey unsers Herrn Rhue vor- und nachmittag Letaneyen gehalten und alzeit ... von ganzer freundt- und Nachbarschafft besuecht...Nach verrichter Letaney bettet man mit ausgespannten Armen 5 Vaterunser und 5 Ave Maria neben dem glauben(sbekenntnis), darauf singt Herr Paulus (Stainherr, der Gerichtsschreiber) die oration, nach solcher würdet ein Teutsch gsang geschlagen“ (=gesungen), (begleitet) von 2 Flöten „und ainer passgeigen, danach würdet die Benediction (= der Segen) geben.“
Pest, Schweden, Franzosen, Raubgesindel hatten jenseits des Inns schmerzhaft gewütet. Wen wunderts, dass in Aschau der Schmerzensmann angerufen wurde und als Kirchenpatron eingesetzt bei der „weich“ am „Pfinstag“ (Donnerstag), 13. Oktober 1650 durch „Ir fürstlich Gnaden Franz Virgil Graf Spaur“ (Fürstbischof von Chiemsee).
Der geschundene Heiland, das Kreuz an seinen Rücken gelehnt, hält auf einem Felsen sitzend inne. Im Schmerz fasst seine Hand die rechte Wange. Als Spottkönig muß er die Dornenkrone erdulden und zu seiner Marter den Rohrstock mitführen. Sein göttliches Wesen aber symbolisiert das gold-gefasste Lendentuch.
Blasius Maß aus Rosenheim (1632-1692), hat diese ausdrucksstarke, fast lebensgroße Statue mit Meisterhand geschaffen. Stimmig sind Proportionen und Farbgebung. Rahmung, Altaraufbau und die Fassung in Gold und dunklem Holzbraun stammen von unserem Hohenaschauer „Kistler" Sebastian Lettenpichler. Die nicht ursprüngliche Farbe Blau und der pietätvoll hinzugefügte Stoffumhang, beides noch auf einem Foto von 1948 zu sehen, blieben bei den Renovierungen 1980 und 2003 stilvoller Weise weg.
Siegfried Gattinger