Ein herzliches Grüß Gott im 
PFARRVERBAND OBERES INNTAL

Oberfeldweg 2, 83080 Oberaudorf, Telefon: 08033-1459
E-Mail: PV.Oberes-Inntal@ebmuc.de

Allerseelenbruderschaft Oberaudorf

Allerseelenbruderschaft Oberaudorf
Die Allerseelenbruderschaft Oberaudorf besteht seit dem Jahr 1677 und ist eine der ältesten noch aktiven Bruderschaften im deutschsprachigen Raum.
Theologieprofessor Dr. Dr. Michael Langer: „die Gemeinschaft setzt ein Zeichen gegen die Tabuisierung des Todes in unserer Zeit.

Oberaudorf – Die Angst vor dem eignen Tod sowie die Sorge um die im Fegefeuer vergessenen Seelen ließen die Menschen im späten Mittelalter eng zusammenstehen.
So ist auch in der Satzung der Audorfer Allerseelenbruderschaft zu lesen: „Zweck der Bruderschaft ist, den Armen Seelen im Fegefeuer in ihrem Leidenszustande, insbesondere den verlassenen und vergessenen, durch gottgefällige Werke, besonders das heilige Messopfer und das Gebet, zu Hilfe zu kommen, damit sie so bald wie möglich von ihren Peinern befreit werden und zur Anschauung Gottes gelangen.“
Die sprichwörtliche Sterbensangst war ganzjährig und lebenslänglich präsent. Das Leben im Angesicht des Todes eine unabweisbare Realität, gegen die der gläubige Mensch sich vielfältig zu sichern suchte.
Eine Hilfe dabei waren Bruderschaften, welche freiwillige Zusammenschlüsse von Christen auf dem Weg zum Seelenheil waren.

Daher schloss man sich zusammen, stellte die Bruderschaft unter das Patronat eines Heiligen, wählte einen Bruderschaftsmeister und vereinbarte regelmäßige Treffen, bei denen Gottesdienst gefeiert wurden.

Die lebenslängliche Bitte um einen gnädigen Tod verband man stets mit dem Gedächtnis an die verstorbenen Mitglieder der Laienbruderschaft. Darüber hinaus vollbrachten die Bruderschaften gute Werke.

Im Jahre 1677 wurde auch in Oberaudorf durch den „gestrengen Herren“ Peter von Prugglach, Pfleger auf der Auerburg, eine Seelenbruderschaft unter dem Patronat des Heiligen Laurentius gegründet.
Diese Bruderschaft wurde von Albrecht Sigismund von Bayern, ab dem Jahre 1652 Fürstbischof von Freising, approbiert und am 7. Mai 1677 von Papst Innozenz XI. mit Ablässen und Privilegien versehen.

Aufnahmegebühr wird erhoben – Von Anfang an konnten Gläubige beiderlei Geschlechts in die Oberaudorfer Allerseelenbruderschaft eintreten. Grundvoraussetzung war ein freiwilliger Beitritt, das Anerkennen der Satzung sowie die Einzahlung einer Aufnahmegebühr.
Wer allerdings nicht viel hatte, konnte auch zum Beispiel mit einem Pfund Wachs (für Kirchenkerzen) die Gebühr bezahlen.
Als Zeichen der Aufnahme wurde stets die Satzung der Allerseelenbruderschaft an das neue Mitglied ausgegeben. In der ausgehändigten Satzung wurde die Aufnahme natürlich bestätigt und dem neuen Bruderschaftsmitglied eine bestimmte Gebetszeit zugeteilt.
Neben dem Patronat des heiligen Laurentius begab sich die Allerseelenbruderschaft auch verstärkt unter den gnadenreichen Schutz Mariens, welche seit Anbeginn in der Oberaudorfer Pfarrkirche als Kirchenpatronin besonders verehrt wird.

Durch soziale Umbrüche in der Gesellschaft und einen gleichzeitig immer ausgeprägteren Fortschrittsglauben verloren die Bruderschaften Ende des 19. Jahrhunderts ihren großen Einfluss auf das dörfliche und kirchliche Leben.
Schließlich war die Allerseelenbruderschaft in den 50 er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kaum mehr im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Erst nachdem sich auf Initiative von Hans Rechenauer, Kaufmann und Bürgermeister von Oberaudorf, aus zwölf alteingesessenen Anwesen der Pfarrei Oberaudorf die Familienoberhäupter zusammenfanden, um sich als Bruderschaftsräte zur Verfügung zu stellen, blühte die Allerseelenbruderschaft wieder auf.

Mit seelsorgerlicher Unterstützung des Pfarrers, Geistlicher Rat Pater Walter Hartmann (SAC), tritt die Allerseelenbruderschaft seitdem wieder verstärkt in der Öffentlichkeit auf und will damit auch ein sichtbares christliches Bekenntnis in einer zunehmend säkularen Gesellschaft geben.

Aus den Reihen der Mitglieder werden stets zwölf angesehene bestimmt, welche die Bruderschaftsräte stellen. Die Räte treffen sich regelmäßig und regeln alle Angelegenheiten der Bruderschaft.
Bei kirchlichen Prozessionen (siehe Laurentius-Prozession) werden die zwölf Bruderschaftszeichen eine hölzerne schwarze Stange, an deren oberen Ende ein aus Blech geschnittener bemalte Totenkopf mit kleinen Umhang befestigt ist, von den Räten getragen. 
Bis zum Jahre 2006 fungierte Hans Rechenauer als Vorsitzender (Bruderschaftsmeister). Seitdem steht Sepp Obermayer als Bruderschaftsmeister an der Spitze der Vereinigung. Er sieht sich verpflichtet, diese Tradition weiterzuführen. Die Vernetzung von Vergangenheit und Moderne sei faszinierend.

Geschichte Auftrag für die Zukunft – Die über 300 Jahre währende wechselvolle Geschichte ist der Bruderschaft Auftrag für die Zukunft. Professor Dr. Dr. Michael Langer: „Insofern ist die Allerseelenbruderschaft Oberaudorf nicht nur ein schönes und bewahrendes Relikt aus Frömmigkeits- Geschichte vergangener Jahrhunderte, sondern ein vitaler Beweisgegen den gesellschaftlichen Zeitgeist. Sie verweist auf Hoffnung, die uns als Christen im letzten trägt: dass der Tod nicht das letzte Wort hat und dass wir durch Gebet, Opfer und Eucharistie auch für unsere Verstorbenen Gnade erbitten können.“