Durch soziale Umbrüche in der Gesellschaft und einen gleichzeitig immer ausgeprägteren Fortschrittsglauben verloren die Bruderschaften Ende des 19. Jahrhunderts ihren großen Einfluss auf das dörfliche und kirchliche Leben.
Schließlich war die Allerseelenbruderschaft in den 50 er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kaum mehr im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Erst nachdem sich auf Initiative von Hans Rechenauer, Kaufmann und Bürgermeister von Oberaudorf, aus zwölf alteingesessenen Anwesen der Pfarrei Oberaudorf die Familienoberhäupter zusammenfanden, um sich als Bruderschaftsräte zur Verfügung zu stellen, blühte die Allerseelenbruderschaft wieder auf.
Mit seelsorgerlicher Unterstützung des Pfarrers, Geistlicher Rat Pater Walter Hartmann (SAC), tritt die Allerseelenbruderschaft seitdem wieder verstärkt in der Öffentlichkeit auf und will damit auch ein sichtbares christliches Bekenntnis in einer zunehmend säkularen Gesellschaft geben.
Aus den Reihen der Mitglieder werden stets zwölf angesehene bestimmt, welche die Bruderschaftsräte stellen. Die Räte treffen sich regelmäßig und regeln alle Angelegenheiten der Bruderschaft.
Bei kirchlichen Prozessionen (siehe
Laurentius-Prozession) werden die zwölf Bruderschaftszeichen eine hölzerne schwarze Stange, an deren oberen Ende ein aus Blech geschnittener bemalte Totenkopf mit kleinen Umhang befestigt ist, von den Räten getragen.
Bis zum Jahre 2006 fungierte Hans Rechenauer als Vorsitzender (Bruderschaftsmeister). Seitdem steht Sepp Obermayer als Bruderschaftsmeister an der Spitze der Vereinigung. Er sieht sich verpflichtet, diese Tradition weiterzuführen. Die Vernetzung von Vergangenheit und Moderne sei faszinierend.
Geschichte Auftrag für die Zukunft – Die über 300 Jahre währende wechselvolle Geschichte ist der Bruderschaft Auftrag für die Zukunft. Professor Dr. Dr. Michael Langer: „Insofern ist die Allerseelenbruderschaft Oberaudorf nicht nur ein schönes und bewahrendes Relikt aus Frömmigkeits- Geschichte vergangener Jahrhunderte, sondern ein vitaler Beweisgegen den gesellschaftlichen Zeitgeist. Sie verweist auf Hoffnung, die uns als Christen im letzten trägt: dass der Tod nicht das letzte Wort hat und dass wir durch Gebet, Opfer und Eucharistie auch für unsere Verstorbenen Gnade erbitten können.“