Mitte der 1970er Jahre fand eine umpfangreiche Sanierungsmaßnahme der Kirche statt. Das Dachtragwerk wurde dabei als hauptsächlich für Risse und Schäden des Gewölbes angesehen. Es wurde komplett neu errichtet und und rund um das Hauptgewölbe eine großflächige Stahlkonstruktioneingebaut.
Befunde in der Ebene des Hauptgewölbes. Risse im Mauerwerk (rot/blau), Verformung der Aussenwände (orange), Stahlbetonbauteile 1975 (grün)
Bereits wenige Jahre nach der Fertigstellung der Maßnahme wurden erneut Risse am Gewölbe festgestellt. Nachdem sich auch im Kircheninnenraum das Rissbild kontienuierlich verschlimmerte, wurde die Kirche 2020 gesperrt und ein statistisches Gutachten in Auftrag gegeben.
Die Schäden und die Zunahme der Verformungen am Hauptgewölbe wurden als so gravierend eingestuft, dass umgehend eine Notsicherung des Gewölbes erfolgte.
Historisches Dach
* Schubkraft auf Aussenwände (roter Pfeil)
* Druckhölzer zwischen Gewölbeoberseite und Dachstuhl (blaue Pfeile)
Durch den Dachneubau vor ca. 50 Jahrenwurden die Aussenmauern planmäßig entlastet. Allerdings wurden radial angeordnete Druckhölzer zwischen Gewölbe und Dachwerk nicht wieder vorgesehen.
Neues Dach seit 1975
*Schubfreie Dachkonstruktion ohne Druckhölzer
*Gewölbe verformt sich sukzessive weiter (gelb), neue Risse entstehen
*Bereichsweise labiler Zustand
Seither fehlt deren stabilisierende Wirkung und es findet ein stetig fortschreitender Verformungsprozess des Gewölbes statt. Trotz stabiler Aussenwände senkt sich der Scheitel nach unten während die Viertelspunkte diagonal nach außen weichen.
Dieser sogenannte "Fünf-Gelenk-Mechanismus" innerhalb der Gewölbeschale ist statisch als besonders kritisch einzustufen.
Da die Standsicherheit des Hauptgewölbes nicht gegeben ist, wurde Anfang 2022 eine temporäre Notsicherung eingebaut. Zudem wurde ein Monitoring System installiert, das die Rissbewegungen kontinuierlich misst, dokumentiert und automatisiert an die Beteilgten verschickt.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 wurden umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt, die als Grundlagen für eine denkmalgerechte Instandsetzung erforderlich sind, u.a.
* Baugrunduntersuchungen zur Ermittlung von Fundamenttiefe und Qualität des Bodens
* Hubsteigerbefahrung zur Befundung und Datierung der Gesimse, Putz- und Farbfassung
* Erkundungsbohrungen im Mauerwerk zur Validierung von Stein- und Mörtelqualitäten sowie zur Prüfung geeignerter Bohrverfahren für eine minimalinvasive Instandsetzung
Im Zuge der Sanierung werden statische Mängel an der Bausubstanz behoben. Die Maßnahmen werden derzeit detailiert geplant:
* Sicherung des Hauptgewölbes mit einer oberseitig angebrachten Stahlkonstruktion
* Rissüberbrückende Verankerungen im innern des Emporen- und Turmmauerwerks
* Einbau eines Ringankers im Südbau
* Zimmermannsmäßige Dachreparatur über dem Klostergang und Sicherung der Ganggewölbe
Begleitend zu diesen statisch notwendigen Sicherungen werden alle erfoderlichen Maßnahmen für den dauerhaften Erhalt der Kirche durchgeführt
Quelle: Staatliches Bauamt Rosenheim