Glücklicherweise sind noch beide Handschriften des "Weges der Vollkommenheit", die von P. Garcia zensiert wurden, erhalten: Die erste wird im Escorial, die zweite im Kloster der Karmelitinnen von Valladolid aufbewahrt. Nur dieser letztere, reifere Text wurde in den Klöstern verbreitet, und zwar zunächst handschriftlich. Doch nicht immer wurden die Kopien sorgfältig angefertigt, und nur wenige wurden von der Heiligen selbst überprüft, verbessert und mit Anmerkungen versehen (zum Beispiel die Texte von Salamanca und Madrid).
Mit der Zeit erwies sich jedoch die handschriftliche Verbreitung als unzureichend, und die Heilige wollte das Buch in Druck geben. Zuvor jedoch hielt sie es für notwendig, es von einem Gelehrten in die rechte grammatikalische Form bringen zu lassen. Doch das Werk war nach dieser Umarbeitung nicht mehr wiederzuerkennen, und die Heilige mußte es in geduldiger Kleinarbeit rückkorrigieren. Dieses bunte Mosaik von Streichungen und Überstreichungen ist in der Handschrift von Toledo erhalten, die als Grundlage für die ersten gedruckten Ausgaben diente (Evora 1583; Salamanca 1585; Valencia 1585). Fray Luis de León endlich griff wieder auf die Handschrift von Valladolid zurück, die er anhand der Escorial-Handschrift ergänzte (Salamanca 1588).
Die heilige Teresa von Jesus zu übersetzen, ist keine geringe Herausforderung. Sie spricht mehr, als sie schreibt, und bringt ihr inneres Bewegtsein mit zu Papier. Ihr sprühender Geist durchbricht die Schranken einer wohlgeordneten Grammatik, ihre Worte sind inhaltsschwer und lassen sich nicht einfach übertragen. Ihr Werk übersetzen kann man nur, indem man dasselbe tut wie sie:sein ganzes Vertrauen darauf setzen, daß Gottes Geist lebendig wirkt und die Feder führt. So hoffen wir, daß ihre glühende Gottes- und Nächstenliebe durchleuchtet und den Weg zur innigen Vertrautheit mit Gott weist, der für uns Mensch geworden ist, um uns die Liebe des Vaters zu offenbaren.