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Wieskirche Freising - Geschichte

Wieskirche Freising im Frühling
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Kurz und knapp

Ereignis
1745
Bild des Wiesheilands an einem Baum
1746
Hölzerne Kapelle
1748
Chorteil der Kirche ist fertig
1760
Anbau des Langhauses
1848
Jubiläum, neue Altäre
1903
Augustinerkloster (bis 1954)
1984
Wiederherstellung der Dachfenster im Chor
1984
Gesamtrenovierung der Kirche
1998
250jähriges Jubiläum

Wallfahrtsgeschichte

Die Volksfrömmigkeit der Barockzeit hat eine ihrer wesentlichen Quellen in der Betrachtung des Leidens Jesu. Wallfahrten zur Schmerzhaften Muttergottes unterm Kreuz, zu Kalvarienberg und Heiliger Stiege, besonders der seit 1730 bald in jeder Kirche vorzufindende Kreuzweg sind die verbreitetsten Ausdrucksformen. Es gehört ganz zu diesen Erscheinungen, dass das Bild des gegeißelten Heilands zu einer der meistbesuchten Wallfahrten wurde. Im Prämonstatenserkloster Steingaden hatte man 1732 bis 1734 bei der Karfreitagsprozession eine Figur des Heilands an der Geißelsäule mitgetragen. Da diese aber nur flüchtig aus verschiedenen Teilen zusammengeleimt war, wurde sie 1735 als unschön wieder ausgeschieden und schließlich dem Bauern Martin Lori in der Wies bei Steingaden geschenkt. Dort sahen am 14. Juni 1738 die Bäuerin, ihr Mann und auch der Abt von Steingaden Tränen an den Wangen des Bildes. Dieses Ereignis wurde Anlaß einer Wallfahrt, die 1739 den Bau einer Kapelle und schließlich 1746 bis 1756 den der berühmten Wieskirche veranlasste.

Baugeschichte

Schon bald stellten sich dort auch Wallfahrer aus Freising ein und brachten Abbildungen des Gnadenbildes in Form von Kupferstichen mit. Nach einem solchen Bildchen ließ der Domkapitlische Forstbereiter (Forstaufseher) Sylvester Hupf von dem Freisinger Maler Johann Jäger ein Holztafelbild des Heilands in der Wies malen und hängte es am 6. Mai 1745 an einen Baum in seinem Forst an der Straße von Freising nach Zolling auf. Bald wurden dort Votivgaben und Opfer niedergelegt oder an dem Baum befestigt. Da das Gebiet zum forstbischöflichen Territorium gehörte, dem Domkapitel als Grundherrn und dem Pfarrer von St. Georg seilsorglich unterstand, wurden diese Freisinger Autoritäten bald damit befaßt. Versuche, die neue Wallfahrt zu unterdrücken, hatten keinen Erfolg.So entstand schon 1746 eine kleine hölzerne Kapelle, für die 1747 die Erlaubnis Messe zu lesen erteilt wurde und bei der zunächst ein Eremit als Messner und Lehrer wohnte. Da die Opfergaben reich flossen, genehmigte schon am 30. September 1746 Fürstbischof Johann Theodor den Bau einer dauerhaften Kirche. Diese bestand nur aus dem Oval des heutigen Chorraums. In diese damals noch nicht ausgezierte Kirche wurde am 11. November 1748 das Gnadenbild durch Weihbischof Poedikeim feierlich übertragen. Dieser Vorgang ist wohl mit der Darstellung auf dem Deckengemälde gemeint. Am Vortag war die Kirche vom Stadtpfarrer Joseph Krimer benediziert worden. Südlich and der Kirche schloß sich das Haus des Wallfahrtspriesters an, das kleiner war als heute und dessen Walmdach mit einem hölzernen Glockentürmchen bekrönt war. Das Mesnerhaus wurde 1751 an der Nordseite durch den Freisinger Mauermeister Ignatz Schwaiger angebaut.

Das starke Anwachsen des Besucherzahl machte die Vergrößerung der Kirche nötig. 1760/61 wurde an den querelliptischen Hauptraum das jetzige Langhaus als Vorhaus angebaut. Am 13. Mai 1764 wurde die Kirche von Weihbischof Franz Ignaz Albert v. Werdenstein geweiht. 1767 wurde die Fünf-Wunden-Bruderschaft begründet. Die Betreuung der Kirche geschah durch weltgeistliche Wallfahrtskuraten; nach 1803 waren es pensionierte Ordensleute aus dem Kloster Neustift, die auch für die Tüntenhausener und Haindlfinger Kinder Schule hielten. 1803 aber wurde die Seelsorge an Stipendiaten des erzbischöflichen Klerikalseminars übertragen, die auf dem Domberg wohnten. Die Verwaltung der Kirche ging dadurch ebenfalls an das Klerikalseminar über (heute wird sie durch die Erzbischöfliche Finanzkammer geführt). Erst der 1846 ernannte Kurat Matthias Ertle nahm 1853 wieder seinen Wohnsitz in der Wies selbst. Er hatte seit 1848 durch den Freisinger Baumeister Maximilian Heigl größere Umbauten vornehmen lassen. Das Kuratenhaus wurde auf das Doppelte der Breite vergrößert und mit dem ebenfalls veränderten Mesnerhaus durch einen zweistöckigen Gang, der an der Ostseite des Chores entlang führt, verbunden. Auf diesen Gangbau wurde als Ersatz für das Glockentürmchen ein richtiger Kirchturm aufgesetzt und mit einem Spitzhelm in Anlehnung an mittelalterliche Formen bekrönt.

Ein für die Wirkung des Inneren wie des Äußeren schwerwiegender Eingriff geschah 1857: Auf dem Ovalraum befanden sich in den vier Diagonalachsen vier Fenster, die mittels Stichkappen in die Kuppelwölbung eingefügt waren und nach außen zierlich geformte Dachgauben bildeten. Zunächst zur Abwehr der hier eindringenden Feuchtigkeit, aber auch in Ablehnung barocker Formen, die durch ein Gutachten Joachim Siegharts gestützt wurde, ließ Ertle die Gauben abbrechen und die Kuppelschale innen schließen. Auf die gerade durchgezogene Gewölbefläche wurden Scheinfenster gemalt. Dadurch verlor der Ovalraum seine eigentliche Belichtung, er wurde dunkel und seine räumliche Weite war nicht mehr spürbar. Das Landgericht Freising verlangte die Wiederherstellung der Fenster, deren Anlage sei nicht etwa willkürlich, sondern in dem Baustil der Kirche wohlbegründet. "Die aus der Zopfzeit stammenden Bauwerke bewahren nur in der Gesamtheit ihrer Beigaben, sogar ihrer Schnörkeleien, ein im ganzen auf Effekt bemessenes, namentlich malerischen Ansehen, das sie aber durch Entfernung solcher Beigaben verlieren." Aber diese für eine barockfremde Zeit erstaunlich weitsichtige Auffassung konnte sich damals noch nicht durchsetzen. Trotz dieses Mißgriffs bleibt das Wirken Ertles bemerkenswert. Er hat aus einer verdämmernden Wallfahrt wieder eine lebendige Seelsorgestelle gemacht, die auch auf eigenen Füßen stand. Ertle erwarb weitgehend aus seinem Privatvermögen Grundstücke um die Wies und errichtete eine Ökonomie, deren Baumeister zugleich Mesner war, sowie eine eigene Kuratiestiftung. Ertle starb in der Wies 1882.

Im Jahre 1903 wurde die Wieskuratie dem Orden der Augustiner-Eremiten anvertraut, die die Wallfahrt mit neuem Leben erfüllten. So führten sie das beliebte Pfingsttriduum ein, das bis heute - wenn auch in reduzierter Form - gefeiert wird. Für die Patres und Brüder, die auch die Ökonomie betrieben, wurde östlich des alten Kuratenhauses ein Kloster gebaut. Der Architekt war August Riesch (1904 vollendet). 1929 bis 1930 wurde die Kirche einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen. 1954 berief man die Mönche ab, die Kuratie wurde mit Weltgeistlichen besetzt. In das Kloster kam die katholische Dorfhelferinnenschule, die 1966 einen Neubau von Siegfried Oestreicher östlich der Wieskirche erhielt. 1984 wurde das Kloster renoviert und zu Wohnungen umgebaut. In den Ökonomiegebäuden richtete die Erzdiözese einen Bauhof ein. Die Kirche wurde von 1984 bis 1985 außen und innen durch das Erzbischöfliche Baureferat grundlegend renoviert. Dabei wurde der seit 1897 verschieferte Glockenturm wieder verschindelt, wurden die 1857 beseitigten Dachfenster im Chorraum wiederhergestellt und dieser Bauteil wie das Langhaus mit Ziegeln gedeckt. Die Außenwände erhielten wieder die alte Farbigkeit mit den gemalten Pilastern am Langhaus. Im Inneren wurden die vorher durch Tönung der Wände verunklärten Farbakzente gemäß dem barocken Befund wiederhergestellt. Der Hochaltar bekam wieder seine originale Weiß-Gold-Fassung. Im Altarraum wurden die Stufen neu geordnet. Der Eingang von der Sakristei wurde wieder - wie ursprünglich - an die Südseite verlegt (bisher unmittelbar rechts vom Hochaltar). Die Votivschränke wurden rechts und links vom Hochaltar aufgestellt. Die Kirchenmalerarbeiten besorgte die Firma Wilhelm Böck in Langenbach.