Lie|be, die: starkes [inniges] Gefühl der Zuneigung, des Hingezogenseins
Ich weiß es noch wie heute. Wir trafen uns zum ersten Mal 1984. Und zwar im Pfarrheim von St. Konrad in Neuaubing. Es war, wie man so schön sagt, Liebe auf den ersten Blick. Sehr viel Zeit haben wir damals miteinander verbracht und uns zweimal die Woche abends getroffen – jeweils für mindestens drei Stunden! Alles, was wir bei unseren Treffen machten, war neu, sehr intensiv und hat allen Beteiligten riesig Spaß gemacht.Nach ungefähr acht Wochen waren wir dann soweit: Wir gaben unsere Treffen unter der Woche auf und trafen uns fortan nur noch am Wochenende, dreimal Freitags und Samstags. Wir hatten so viel Spaß bei dem was wir taten, dass sogar Leute – Zuschauer - kamen, die dabei sein wollten und uns applaudierten! Wahnsinn war das. Und die Wochenenden hatten es so richtig in sich. Zuerst spürte ich Nervosität, Anspannung und dachte, Du kannst es nicht schaffen – viel zu aufgeregt. Den Moment bevor ich dann zu den Zuschauern rausging, um sie an diesem Abend zu unterhalten, zum Lachen, zum Weinen oder zum Nachdenken zu bringen, spielte ich kurz mit dem Gedanken, umzudrehen und wieder nach Hause zu gehen. Das ist wahrscheinlich etwa so, als ob man aus dem Flugzeug aussteigt, um seinen ersten Fallschirmsprung zu machen. Als ich dann aber draußen war und die Atmosphäre, die Reaktionen der Zuschauer spürte, wusste ich, dass jede Minute, die ich in den letzten acht Wochen mit dem Theater verbracht hatte, es wert war. Es war eine schöne Zeit damals. Aufregend, anregend und manchmal bis zur Erschöpfung anstrengend. 18 Jahre ist das jetzt her. Seitdem hatte ich beinahe jedes Jahr zur selben Zeit regelmäßig intensiven Kontakt, zweimal die Woche, so von Mitte September bis Mitte November. Und was soll ich sagen, die Liebe ist heute so frisch wie am ersten Tag. Jedes Jahr entdecke ich das Theater neu, jedes Jahr gibt es völlig neue und unerwartete Höhen und Tiefen. Und jedes Jahr gibt mir das Theater den ganz speziellen Kick (Stichwort: Fallschirmsprung), ohne den ich wohl nur sehr schwer auskommen könnte.
(Bernd Roth)