Einen bemerkenswerten Vortrag zur – vereinfacht ausgedrückt – neuen Bibelübersetzung hielt Reinold Härtel am Samstag, 30. März, um 17.15 Uhr im Pfarrheim.
Der Anfang des Vortrages war der Begriffserklärung „Einheitsübersetzung“ (Altes und Neues Testament in einer für alle deutschsprachigen Diözesen einheitlichen Übersetzung durch katholische Theologen unter Beteiligung evangelischer Theologen) und der Historie der Bibelübersetzung gewidmet. Härtel gab einen Überblick von den ersten bekannten Bibelübersetzungen über die im Mittelalter verbreitete, lateinische Fassung der Bibel (Vulgata), über die Lutherbibel und über die Einheitsübersetzung 1962-1980 unter dem Einfluss des Zweiten Vatikanischen Konzils, bis hin zur jetzt aktuellen „revidierten Einheitsübersetzung“. Neben geschichtlichen Daten hielt er für die Besucher auch eine Menge Zusatzwissen bereit, und so erfuhr man zum Beispiel, dass Benedikt XVI in der lateinischen Vulgata die maßgebliche Übersetzung sieht.
Im Mittelteil zeigte Härtel auf, welch vielschichtige und zahlreiche Faktoren für die Übersetzer zu berücksichtigen sind. Man denke nur an die Berührungspunkte mit dem jüdischen Glauben, an Zeitgeist, Wissensstand und Kulturen. Wer da geglaubt hatte, das Beste wäre es doch, die Urtexte wortgetreu zu übersetzen, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Und die aufmerksamen Zuhörer staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass bei den Urtexten, als das Papier eine Kostbarkeit war, die Wörter ohne Zwischenräume, Punkt und Komma aneinander gereiht wurden, und dass ein einziger Punkt an entsprechender Stelle von immenser Bedeutung sein kann (und auf keinen Fall überlesen werden darf), weil er Sinn und Aussage ganzer Folgeabsätze bestimmt.
Im letzten Teil des Vortrages schließlich ging es um die neue Bibelübersetzung im Vergleich zu bisherigen. Hier konnte Härtel anhand seiner Folien interessant und konkret aufzeigen, was neu ist, wo Chancen genutzt oder ausgelassen wurden und wo Kompromisse unvermeidlich waren.
Reinold Härtel ist es gelungen, in seinem Vortrag das neue Werk vorzustellen, relevantes Wissen in einer für Laien verständlichen Form und Sprache zu übermitteln und seinen Zuhörern zu helfen, die neue Einheitsübersetzung besser zu verstehen.
Der Homepageschreiber durfte eine Menge lernen, manches sieht er nun mit anderen Augen, manches diskussionswürdig. Ein Satz, den er so ähnlich auch schon von Diakon Willibald Greinsberger gehört hatte, gefiel ihm besonders: Wichtig ist, was jeder für sich selbst in den Worten der Heiligen Schrift erkennt.
Lieber Reinold Härtel, herzlichen Dank!