Die Pfarrkirche St. Zeno in Isen gehört zu den ältesten Kirchen in der Erzdiözese München und Freising und wurde wahrscheinlich unter Bischof Ermbert (739-747) gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie in Zusammenhang mit Bischof Josef (748-764), der als eigentlicher Gründer und Förderer gilt. In den Ungarnstürmen des 10. Jahrhunderts verwaiste das Kloster St. Zeno, wurde aber ab 1025 wieder besiedelt. Als Stiftskirche diente das Münster bis 1803, danach war es Pfarrkirche der Pfarrei Isen. Die gut 1200 jährige Geschichte hat in der Isener Kirche viele Spuren hinterlassen, und der Zusammenklang der verschiedenen Bauepochen macht den besonderen Reiz des Isener Gotteshauses aus.
Aus dem Jahre 1180 (die Datierung verdanken wir der lateinischen Portalumschrift, in der Propst Ulrich genannt wird!) sind das romanische Portal und die Krypta erhalten. Das ursprünglich farbige Portal ruht in gut mittelalterlicher Symbolik auf sechs Säulen, die die sechs Weltalter darstellen, und hat entsprechend der Siebenzahl der Sakramente sieben Bögen. Das Portal verjüngt sich von außen nach innen, und über dem Türsturz mit 10 Palmzweigen (10 Gebote) thront Christus, der mit seinen Füßen einen Drachen zertritt. Die vier Pfeilerköpfe zeigen vier Laster; so steht der Mann mit zwei Bärten für Meineid…. Die einzelnen Elemente des Portals sind eine Art Bilderpredigt, deren Gesamtaussage lautet: durch Vergehen und Sünden wird der Eingang ins Paradies eng, aber durch das Beachten der 10 Gebote und die Gnade Christi öffnet sich der Himmel. Gleich alt wie das Portal ist die Krypta, die in der Karwoche ein stimmungsvolles Ambiente für das heilige Grab ist. In der Krypta soll die Nebenpatronin der Kirche, die hl. Juliana, bestattet sein.
Über dem romanischen Portal erhebt sich ein gotisches Gemälde des jüngsten Gerichts, das allerdings erst 1897 freigelegt wurde. Aus der Zeit der Gotik stammen auch die Vorhalle (ursprünglich war das romanische Portal bis 1400 der Außeneingang in die Kirche gewesen!), der Taufstein und das daneben befindliche Grabdenkmal aus rötlichem Marmor: „da ist die sepultur und gremeß der Pfäffing“.
Da die Kirche 1490 und 1638 abbrannte, sind nur noch wenige Spuren aus der Zeit vor 1638 vorhanden. Da wäre v. a. der lebensgroße Kruzifixus gegenüber der Kanzel aus dem Jahr 1530 zu nennen. Nach dem Marktbrand 1638, und besonders im Hinblick auf das Stiftsjubiläum 1760, wurde die Kirche entsprechend der damaligen Mode ausstuckiert. Die Künstler gehören der Wessobrunner Schule an. Hauptkünstler war sicherlich Johann Eustachius Kendlbacher, aber auch die Gebrüder Zimmermann dürften in der Isener Kirche mitgewirkt haben, um beschwingte Fröhlichkeit in den Raum zu zaubern. Besonders erwähnenswert ist allerdings das Gemälde der apokalyptischen Frau über dem nördlichen Seitenausgang. Dieses Bild war ursprünglich das Hochaltarbild in der Isener Kirche und ist eine durch Ulrich Loth im 17. Jahrhundert angefertigte Kopie des Freisinger Hochaltargemäldes von Peter Paul Rubens. Übrigens ist die gesamte Isener Kirche eine verkleinerte Kopie des Freisinger Domes, da Isen in politischer Hinsicht dem Hochstift Freising unterstand.
Die Herrlichkeit von Barock und Rokoko fanden in Isen durch die Säkularisation 1803 ein rasches Ende. Die Naturwissenschaften waren auf dem Vormarsch, und auch in der Kirchenarchitektur wollte man sich möglichst wissenschaftlich dem Urzustand annähern. Deshalb wurden barocke Fresken entfernt: so entstanden die weißen Felder in der Decke und die nazarenischen Apostelgemälde (Künstler: Johann Müller). Auch ein neugotischer Hochaltar wurde geschaffen, das dafür geschaffene Altarblatt befindet sich heute an der Südwand der Vorhalle und stellt Bischof Zeno dar!
Im Jahre 1904 konnte dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend (dank einer größeren Erbschaft) wieder ein fröhlich barocker Hochaltar samt Kanzel geschaffen werden. Künstler waren Anton Ranzinger und Josef Elsner. Dargestellt ist auf dem Hochaltargemälde der heilige Bischof Zeno, der der Kirchenpatron ist. Der heilige Zeno war von 362 bis zum 12.4.372 Bischof von Verona und hatte sich vor allem durch seine Mildtätigkeit und Bemühungen um die Mariologie einen Namen gemacht.
Der Akkord der verschiedenen Stilrichtungen, die in der Isener Kirche wohltuend zusammenklingen, ist eine Mahnung zu gemeinsachaftlichem Leben und Zeugnis der vielfältigen und doch geeinten Hoffnung, dass unser Leben einen Sinn hat: Jesus Christus!
Reinold Härtel
Der lebensgroße Kruzifixus