Fußwallfahrt nach Altötting
Über die diesjährige Fußwallfahrt nach Altötting schreibt Vorbeter Sepp Stangl im Gottesdienstanzeiger wie folgt:
"Bei bestem Pilgerwetter machten sich 81 Gläubige am 10. Mai pünktlich um 4 Uhr morgens auf den Weg nach Altötting. Große Freude bereitete uns die Anzahl Jugendlicher. Ein Dankeschön an die Kreuzträger und Martin Burgmair fürs Begleiten mit dem Auto und für die Organisation. Ein besonderes Vergelt's Gott gilt unserm Ruhestandspfarrer Thomas Zehetmaier, der mit uns gemeinsam mit den Haagern (ca. 25 Pilger) die Messe im Kongregationssaal feierte."
Und von PGR-Vorsitzender Irmi Hibler erhielten wir eindrucksvolle Fotos, sowie den hier anschließenden, persönlichen Erfahrungsbericht von Regina Kellner. Beiden Damen ein herzliches Dankeschön - denn je mehr verschiedene Autorinnen und Quellen es in der Homepage gibt, um so abwechslungsreicher und interessanter wird sie.
"Urlaub für den Kopf – die Fußwallfahrt nach Altötting
Die Fußwallfahrt nach Altötting von Isen aus hatte ich schon einmal mitgemacht und zwar als ich 15 Jahre alt war. Das ist nun schon eine schöne Weile her. Der Gedanke, mich einmal wieder mit auf den Weg zu machen, spukte schon länger in meinem Kopf herum. Doch nur zu leicht ließ ich etwas dazwischen kommen. Aber in diesem Jahr marschierte ich mit 80 (!) weiteren Pilgern wieder mit._
Die Strapazen der Fußwallfahrt hat der Zimmerer Albert im letzten Jahr schon sehr eindrucksreich geschildert. Die gab's auch heuer. Da ist die Frage schon berechtigt: Was habe ich davon, wenn es doch am Ende nur Blasen, Druckstellen, Krämpfe und schmerzende Gelenke zu beklagen gibt? Es gibt sie aber, die positiven Eindrücke wenn man zu Fuß und mit Gebet unterwegs ist.
Das geht schon am Anfang damit los, dass ich den Tag begrüße und nicht der Tag mich. Im Dunkeln marschierst du los und wenn vor St. Wolfgang der Weg aus dem Holz rausführt kommt die Morgendämmerung. „Servus Tag, auch schon da?“ Jetzt erst sehe ich vor mir viele bekannte Mitwanderer. Alleine elf sind bei der Blaskapelle und meine Tante, die kein Jahr ausläßt, wenn es nicht unbedingt sein muss, erspähe ich sehr weit vorne. Mit ihnen allen komme ich während des Tages einmal zum reden. Während der Pausen ist Gelegenheit dazu und auch beim Bergaufgehen. Da ist das Beten zu anstrengend aber ratschen geht schon. Lustig ist's.
Was mich aber am meisten beeindruckt hat, war, dass es möglich ist, seinen Kopf einmal komplett frei zu haben und das passiert schleichend, ohne dass es einem so richtig bewußt wird: Nach Wernhardsberg bietet sich uns manch schöner Ausblick. Es liegen auch ein paar schmucke Hofstellen auf dem Weg. Ob dieses Pflaster auch was für unseren Hof daheim wäre? Der Kopf läßt sich von dem Rosenkranzgebet noch nicht ganz abbringen, auch an anderes zu denken.
Nach Stierberg kommt ein längeres Stück Teerstraße, das sich ewig zieht. Außerdem merkt man es nun doch, dass man schon mehr als 20 km zu Fuß bestritten hat. Mein Beten wird intensiver, das lenkt ab. Auch vor Ampfing gibt es eine gemeine, gerade Betonstraße, vor der ich schon gewarnt wurde, da man das Ziel bereits so lange vorher vor Augen hat. Dieses mal mache ich es besser. Ich hefte meinen Blick auf die Füße meines Vordermannes und bete. Tatsächlich ist Ampfing schnell näher gerückt. Jetzt muß ich mich bald entscheiden, ob ich mit dem Zug bis Altötting durchfahre, oder ob ich die letzten 6 km von Heiligenstadt aus noch einmal gehe. Die harten Straßen tun meinen Beinen nicht so gut, doch nach kurzer Rast haben sie sich etwas erholt, sodaß ich mich für die längere Fußwallfahrt entscheide. Ein schöner Kiesweg führt uns nach Altötting, das man schon von Beginn der Strecke an durch die Kirchturmspitzen gut wahrnimmt. Wieder senke ich meinen Blick und konzentriere mich auf's Gebet. Dass der Weg mit den Stationen des Kreuzweges gesäumt ist, weiß ich, bekomme jedoch nur ein paar zu Gesicht. Mit dem letzten Gebetssatz kommen wir auf dem Kirchenplatz an. Und wieder bin ich erstaunt, wie wenig ich in dieser guten Stunde um mich herum noch wahrgenommen habe.
Bis zum Gottesdienst ist es noch eine gute Stunde hin. Die verbringe ich in einem Gasthaus zusammen mit Stangl & Stangl, Vorbeter & (einer der) Kreuzträger und weiteren 8 Pilgern. Darunter auch den 11-jährigen Florian Rappold, dem jüngsten Teilnehmer. Respekt! Auch dem Kora Sepp lobe ich bei dieser Gelegenheit für seine Leistung als Vorbeter. Die ganze Strecke lang immer laut und 100% konzentriert mitzubeten kann ich nach meiner jetzigen Erfahrung nur bewundern.
Beim Gottesdienst sehen wir uns alle wieder und werden von einem der Isner Pfarrer erwartet, nämlich dem Pfarrer Zehetmaier. Es ist schön, am Ziel von einem Heimatpfarrer begrüßt zu werden.
19:30 Uhr, wieder daheim. Während die anderen vermutlich nun ihre Füße hochlegen, muss ich noch einmal weg, da ich dem Oberdorfner Wirt versprochen habe, für zwei Stunden in der Küche mitzuhelfen. Als ich ankomme ist der Bär los und auch ich lege gleich los. Die Arbeit gelingt mir mit Leichtigkeit und ich habe Freude daran. Die Eindrücke der Wallfahrt sind bereits in Verarbeitung, sodass die Pizzen mit friedvollen Gedanken zubereitet werden. Ob man das schmeckt?
Am Sonntag ist Muttertag. Während der Martin mit den Kindern in der Kirche ist, bereite ich das Frühstück vor. Meine Beine haben die Wallfahrt erstaunlich gut mitgemacht. Außer ein paar kleine Muskelkäterchen habe ich keine Blessuren zu ertragen. Der Kopf? – Nun merke ich schön langsam, woran ich gestern alles nicht denken mußte. Kleinigkeiten, aber davon jede Menge. Gewächshaus öffnen, Hühner füttern, Mülltonne rausstellen, Milch holen, kochen.... Aha, der wahre Wert dieser Wallfahrt stellt sich also jetzt erst vor. Er ist noch einige Tage spürbar und ich bin mir sicher, diese Kur werde ich meinem Kopf gewiß ein weiteres mal gönnen.
Regina Kellner"
Verschnaufpause vor der Gnadenkapelle