1315
Die Kirche in Faistenhaar besteht schon mindestens seit 1315. Sie wird als Filialkirche der Urpfarrei Sauerlach in den Diözesanmatrikeln erwähnt.
Der ursprüngliche Ortsname "harde" taucht bereits in Klosterurkunden des 11. und 12. Jahrhunderts auf. Den Namen "vaestenhard" finden wir erstmals 1241 in einer Urkunde des Klosters Diessen am Ammersee.
1683-1789
Die Anfänge der heutigen Barockkirche liegen weitgehend im Dunkeln. Die Tradition besagt, dass im Jahre 1683 Baubeginn war.
Es finden sich keine Aufzeichnungen und Kirchenrechnungen aus dieser Zeit. Stilvergleiche lassen an einen qualitätvollen Baumeister aus der Residenzstadt München denken. Johann Georg Ettenhofer wird oft genannt, der hat die Hofoldinger Kirche geplant. Neuere Forschungen schreiben die Bauausführung dem Mauermeister Johann Mayer dem Älteren zu. Das wird dadurch begründet, dass dieser zur Hausstätter Baumeistergruppe zählt, einem Ort Hausstätt unweit von Aibling, von wo bedeutende Baumeister dieser Zeit herkamen. Die Ortschaft Faistenhaar gehörte damals zum Verwaltungsbezirk des Pfleggerichts Aibling.
Als Weihedatum durch Weihbischof Pedigkam ist der 14. September 1735 überliefert. Gründe für die lange Bauzeit waren wohl die Sparzwänge wegen der teuren Kriegskosten des Österreichischen Erbfolgekrieges.
Der entstandene Bau musste die nächsten Jahre noch ergänzt werden:
1750 z.B. kam auf der Ostseite die Sakristei hinzu. Der Hochaltar wurde 1784 mit einem Tabernakel ausgestaltet und 1789 schaffte die Gemeinde eine Kanzel an, die für 20 Gulden aus Arget erworben werden konnte.
Im Inneren der Kirche St. Peter und Paul.
1874
1874 fand die erste größere Umgestaltung der Kirche statt: die farbige Gestaltung der Gewölbe des Altarraumes und die Ausbesserung der Altäre. Das irreparable Hochaltarbild wurde durch ein neues ersetzt. 1932 hat Expositus Otto Pfaffinger Robert Rupp aus München mit der Ausführung der Deckengemälde im Langhaus beauftragt; auch eine zweite Empore wurde eingebaut. Renovierungen waren immer wieder notwendig- bis zum heutigen Tag engagiert sich hierfür die Gemeinde.
Der Kirchenbau ist ein vierjochiger Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor. An der Nordseite erhebt sich der Turm mit Zwiebelhaube. Außen gliedert sich das Langhaus durch Rundbogennischen zwischen Pilastern und hohen Rundbogenfenstern, darüber Ovalnischen. Chor- und Langhausinneres überspannt eine flache Stichkappentonne über Pilastergliederung.
Der Hochaltaraufbau umrahmt ein Leinwandgemälde, auf dem die Kirchenpatrone Petrus und Paulus, zu Füßen einer Marienkrönung dargestellt sind. Es ist dies das Werk des Malers Gustav Kitzinger von 1874. Die Assistenzbilder sind älterer Ausführung und zeigen Papst Silvester und den Apostel Bartholomäus. Der Altar wird gekrönt von Engelsfiguren und einem Gemälde des heiligen Sebastian. Der Tabernakel verbindet die Landgemeinde Faistenhaar mit der Residenzstadt München: Augustin Demmel, Hofmaler in München, hat ihn gefasst.
Die Seitenaltäre wurden bei der letzten Innenrestaurierung schräg gestellt.
Der nördliche birgt als Hauptfigur eine Muttergottes, seitlich assistiert vom heiligen Papst Silvester (links) und einem Bischof, wohl der heilige Emmeram; im Auszug ein Bildwerk der heiligen Katharina.
Der südliche Seitenaltar ist dem Bistumspatron Korbinian geweiht, dessen Statue in der Mitte von den ältesten Schnitzwerken der Kirche gerahmt wird (16. Jahrhundert): rechts ein heiliger Bischof. Die linke Figur ist heute wieder der heilige Johannes, in der Vergangenheit war daraus mit dem Schrägkreuz ein heiliger Andreas gemacht, als Hinweis auf die zuständige Pfarrkirche St. Andreas in Sauerlach. Im Altaraufbau befinden sich der heilige Laurentius (links) und der heilige Florian (rechts), darüber der heilige Sebastian.
Aus der Zeit des Baubeginns der heutigen Kirche stammt die Kanzel, angekauft aus Arget. Den Kanzelkorb umschließen Gemälde der vier Evangelisten und des auferstandenen Christus.
Die Kirchenwände zieren Kreuzwegtafeln, die der Münchner Bierbrauer Johann Trappentreu 1876 gestiftet hat. Kunstgeschichtliche Bedeutung haben die Apostelbilder an der unteren Emporenbrüstung aus dem Jahre 1683.
Im Altarraum fallen die Halbfiguren der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus und das Chorbogenkruzifix ins Auge.
Eine auch volkskundlich interessante Votivtafel hängt an der Nordseite im vorderen Kirchenraum, die sog. "Perlacher Tafel". Darauf ist das Dorf Perlach in seinem Aussehen im 18. Jahrhundert abgebildet. Zu Füßen des Papstes Silvester weidet eine Viehherde im Umfeld der Bauernanwesen. Ein ausführlicher Text erläutert, dass die Gemeinde Perlach 1709 gelobte, wegen einer Viehseuche einen Bittgang zum St. Silvester in Faistenhaar zu machen und da eine Kuh zu opfern im Wert von 12 Gulden. Die Wallfahrten hierher sind bis 1784 aktenmäßig belegt.
Die St. Peter- und Paulskirche in Faistenhaar kann zwar keine großen Künstlernamen aufweisen. Sie ist aber in ihrem qualitätvollen Bau ein Schmuckstück in der Landschaft. Ihre Innenausstattung, besonders der plastische Schmuck, reiht sie ein in die Sehenswürdigkeiten unserer Heimat.
Rudolf Krautsieder