Alljährlich zu beginn der Fastenzeit war es üblich, den Altarraum der Kirchen mit einem großen Tuch zu verhängen. Dies sollte den Gläubigen zeigen, dass es mit den Ausschweifungen des Faschings endgültig vorbei sei. Aus diesem Grund heisst es auch Hungertuch.
Dieser Brauch wurde zuerst in den Kathedral- und Klosterkirchen eingeführt, später auch in den Pfarrkirchen, vor allem in England und Frankreich. In den katholischen Kirchen behielt man das Fastentuch auch während und nach der Reformationszeit bei. Es wurde aber verkleinert und höher gehängt, damit das Geschehen am Altar ungehindert verfolgt werden konnte. Nur in ländlichen Gegenden von Spanien, Sizilien, Kärnten, Tirol und im westfälischen Münsterland gibt es den Brauch noch in seiner alten Form.
Warum weißes (helles) Leinen? Vielleicht als Hinweis auf das Grabtuch Christi oder weil Weiß in der alten Farbsymbolik die Farbe der Trauer war. Neben leinenen Tüchern gab es sie aus Wolle, Seide oder Leder. Gestickte Fastentücher sind seit dem 13. Jahrhundert in Niederdeutschland, Hessen und Westfalen nachzuweisen. Das größte und bedeutungsvollste nach dessen Vorlage auch das Fastentuch in Heufeld angefertigt wurde, befindet sich im
Religio-Museum in Telgte bei Münster. Das Telgter Hungertuch ist 7,4 Meter mal 4,4 Meter groß und hat 34 Bildfelder. Es stammt aus der dortigen Pfarrkirche St. Clemens und ist laut Inschrift im Jahre 1623, also mitten im 30-jährigen Krieg entstanden.
Das Fastentuch aus Heufeld wurde im Jahre 2003 von Helga Hess, Marlene Gerzer, Sabine Brixl, Hilde Heinrich, Rosmarie Laar, Annemarie Radke, Rosmarie Schwan und Ursula Rieder in mühevoller Arbeit genäht und gestickt.