Dem Bau unserer Pfarrkirche St. Anton im Zeitraum von 1908 bis 1911 lag ein einheitliches Gesamtkonzept zu Grunde, das alle Ausstattungsteile bis hin zur Orgel umfasste. Der Regensburger Architekt Heinrich Hauberrisser plante nicht nur den Kirchenbau, sondern auch die Innenausstattung und den Orgelprospekt.
Für den Bau der Orgel selbst wurde ein Vertrag mit der renommierten badischen Werkstätte Heinrich Koulen & Cie., Orgelbauanstalt in Oppenau i. Renchthal geschlossen. Johann Heinrich Koulen, der im Jahre 1905 einen Zweigbetrieb in Augsburg eröffnete und durch seine herausragenden Neubauten im Straßburger Münster (1893), in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg (1903) und später im Münster St. Martin in Landshut (1914) zu internationalem Renommee gelangt ist, lieferte bis Ende 1911 das Orgelwerk.
Für die bayerische und süddeutsche Orgellandschaft ist die mit 33 klingenden Registern auf zwei Manualen und Pedal konzipierte historische Koulen-Orgel in mehrfacher Hinsicht von herausragender Bedeutung: Zum einen ist sie integraler Bestandteil eines gesamtheitlichen Konzepts des Kirchenraumes und bildet in diesem Sinne zusammen mit Architektur und den ausstattenden Künsten quasi als klangliches Pendant ein eindrucksvolles „aus einem Guss stammendes“ Gesamtkunstwerk. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Pfarrkirche St. Anton eine zusätzliche Bedeutungsebene und repräsentiert heute eines der selten gewordenen einheitlichen künstlerischen Gesamtkonzepte aus dem frühen 20. Jahrhundert, in denen alle Künste fein aufeinander abgestimmt sind.
Zum anderen kommt der Koulen-Orgel als Vertreterin des spätromantischen Orgelbaus in Süddeutschland eine herausragende Bedeutung zu. Nach den massiven Verlusten romantischer Orgeln in den Nachkriegsjahrzehnten stellt sie heute nicht nur das wichtigste Dokument für die Orgelbaukunst der renommierten Werkstätte Koulen dar, sondern zählt darüber hinaus - neben den wenigen erhalten gebliebenen spätromantischen Orgeln jener Baugröße - zu den wichtigsten Beispielen des spätromantischen Orgelbaus in Bayern. Das trotz einiger technischer Umbauten in allen wesentlichen Teilen erhalten gebliebene Instrument dokumentiert heute auf anschauliche Weise die technische Leistungsfähigkeit der Erbauerfirma und insbesondere die schon von den Zeitgenossen gerühmte „kunstgerechte Intonation“, die besonderes Markenzeichen der Werkstätte Heinrich Koulen war.
Quelle: Dr. Nikolaus Könner, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Details zur Haushamer Koulen-Orgel sind unter folgendem Link zu finden:
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Bernadetta Schlichting (geb. Šuňavská) studierte Orgel, Klavier, Cembalo und historische Tasteninstrumente an den Musikhochschulen Bratislava (Ferdinand Klinda), Freiburg (Klemens Schnorr) sowie Stuttgart (Bernhard Haas und Jon Laukvik) und ist vielfache Preisträgerin bedeutender Wettbewerbe in ganz Europa.
Ihre gefeierten Aufführungen von originalen und bearbeiteten Orgelwerken von frühem bis zu zeitgenössischem Repertoire sind regelmäßig bei Orgelfestivals sowie bei philharmonischen Konzerten zu erleben. 2016 war sie in der Philharmonie Essen mit einer seltenen Darbietung von Niccolò Castiglionis „Sinfonie guerriere et amorose“ (zusammen mit Bernhard Haas) zu hören und gastierte beim internationalen Orgelfestival Toulouse les Orgues. Beim Abschlusskonzert der Spielzeit 2016 der Slowakischen Philharmonie Bratislava spielte sie die Premieren eigener Bearbeitungen von Stravinskys „Trois mouvements de Pétrouchka“ und der „Kleinen Suite mit Passacaglia“ des slowakischen Komponisten Eugen Suchoň.