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Pfarrverband Haar

St. Konrad, St. Bonifatius, St. Martin

Weihnachtszeit im Pfarrverband Haar

Krippendarstellung vor dem Pfarrhof
Liebe Kinder und Jugendliche
Liebe Schwestern und Brüder im Pfarrverband Haar

wir möchten die Hoffnung in den Mittelpunkt stellen.
Mit der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem hat Gott uns den Anfang einer neuen Hoffnung geschenkt. Jesus wurde geboren mitten in einer turbulenten Zeit, mitten in einer Zeit, in der Palästina von den Römern besetzt war, in der die Römer mit militärischer Macht die ganze Welt erobern wollten. Es war für die Menschen in Judäa eine hoffnungsarme Zeit, ähnlich wie unsere Zeit arm an Hoffnung ist. Doch in Jesus ist die Hoffnung aufgebrochen auf eine neue Menschlichkeit. Wenn Gott Mensch wird in diesem Kind, dann dürfen wir darauf hoffen, dass die Menschen von diesem Kind lernen, menschlich in dieser Welt zu leben. In jedem Kind sehen wir die Hoffnung auf einen neuen Anfang, die Hoffnung, dass wir wieder werden wie die Kinder: ursprünglich, liebevoll, frei, lebendig, fröhlich.
Die Hoffnungsbotschaft, die der Engel den Hirten verkündet, fasst der Evangelist Lukas in die knappen Worte: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2,11). In diesen drei Worten drückt der Engel unsere Hoffnung aus. Es ist die Hoffnung, dass Gott uns errettet aus den Verwirrungen unserer Zeit, dass er uns eine neue Orientierung gibt. Das griechische Wort „soter“ bedeutet nicht nur Retter, sondern auch Heiler. Wir hoffen darauf, dass Gott unsere Wunden heilt, dass er auch die durcheinander geratene Gesellschaft heilt. Und Jesus ist der Messias, der uns in die Freiheit führt, in die innere Freiheit, aber auch in die Freiheit von menschlichen Tyrannen und zerstörerischen Mächten, die sich heute in der Welt austoben. Und das Kind in der Krippe ist der Herr. Das ist gegen den Kaiser gerichtet, der sich als der Herr der Welt aufspielte. Auch heute hoffen wir, dass die Welt nicht in der Hand derer ist, die sich als die Herren der Welt fühlen, sondern in der Hand Gottes. Wenn Gott in unserer Welt herrscht, dann hören die Menschen auf, sich gegenseitig zu beherrschen. Und wenn Gott in uns herrscht, dann werden wir nicht mehr beherrscht von den Erwartungen und Forderungen durch Menschen.
 
Den Verkündigungsengel umgeben auf einmal viele Engel, die gemeinsam Gott loben: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ (Lk 2,14). Durch die Geburt Jesu werden Himmel und Erde miteinander verbunden. In dem Kind in der Krippe leuchtet Gottes Herrlichkeit, Gottes Schönheit auf. Und Widerschein dieser Schönheit ist der Friede auf Erden. Das griechische Wort für Frieden „eirene“ meint dabei nicht nur die Beseitigung von Krieg und Streit, sondern das Heil, das Gott wirkt. Das hebräische Wort „shalom“ meint den Zustand des Menschen, so wie er eigentlich sein soll. Gott stellt in der Geburt Jesu den Menschen wieder so her, wie er eigentlich gedacht war. Das griechische Wort „eirene“ meint die Ruhe, die Seelenruhe. Wenn Gott Mensch wird, kommt der Mensch in seinem unruhigen Herzen zur Ruhe. Da wird seine Sehnsucht erfüllt. Und „eirene“ bezieht sich auch auf die Harmonie.
Alles stimmt zusammen. In der Geburt Jesu stimmen Gott und Mensch zusammen, Himmel und Erde. Es gibt einen Einklang zwischen Gott und Mensch, zwischen Geist und Materie, zwischen Engeln und Menschen. Dieser Friede, die Ruhe, die Harmonie, ist den Menschen des göttlichen Wohlgefallens zugesprochen. „Eudokia“ meint das Wohlgefallen Gottes, die liebevolle Bewegung Gottes zum Menschen hin. In diesem Wort klingt das Gottesbild des Lukas an. Es ist das Bild eines Gottes, der voller Gefühle ist, der mit uns fühlt, der uns von Herzen liebt. Und aus dieser Liebe heraus möchte er uns Frieden schenken. Aber dieser Friede hat auch eine politische Bedeutung. Lukas stellt die Geburt Jesu in die politische Welt des Kaiser Augustus hinein, der als Friedenskaiser galt. Doch Augustus hat den Frieden mit Waffengewalt hergestellt, indem er die Völker unterdrückt hat. Er hat den Völkern den Frieden aufgezwungen, so wie heute Russland der Ukraine und China den Menschen in Taiwan ihren gewaltsamen Frieden aufzwingen möchten. Der Friede, der von dem hilflosen Kind in der Krippe ausgeht, ist ein Friede, der zuerst das Herz verwandelt, der unser Herz befreit von unseren Machtgelüsten, die letztlich zum Streit und zum Unfrieden führen.
Wenn wir auf den Frieden in unserer Welt hoffen, dann erscheint diese Hoffnung so unscheinbar wie das Kind in der Krippe. Und doch ist von dem Kind eine Bewegung ausgegangen, die die ganze Welt erfasst hat. So dürfen wir auch an Weihnachten hoffen, dass der Friede, der jetzt in allen Kirchen verkündet wird, nicht ohne Wirkung bleibt. Manche meinen, in dieser friedlosen und aufgewühlten Zeit könne man nicht Weihnachten feiern. Das wäre eine fromme Flucht in eine heile Welt. Aber gerade weil unsere Zeit so durcheinander geraten ist, braucht es das Weihnachtsfest, an dem uns eine andere Welt vor Augen geführt wird. Diese andere Welt von Liebe und Friede, die in dem Kind aufleuchtet, ist ein Gegenprogramm gegen die Welt, die uns täglich in den Medien vor Augen geführt wird. Sie zeigt uns, dass es noch etwas anderes gibt als das, was wir in den Nachrichten hören. Wir dürfen vertrauen, dass die Hoffnung auf Frieden, die an Weihnachten ihren Anfang findet, sich mehr und mehr in die Welt hinein durchsetzt.
 
Die Weihnachtsbilder, die uns die Künstler gemalt haben, und die vielen Krippendarstellungen wollen uns allen die Hoffnung vermitteln, dass Gott uns auch heute einen neuen Anfang schenkt, dass wir nicht festgelegt sind durch die eigene Lebensgeschichte, aber auch nicht festgelegt sind durch die politischen Auseinandersetzungen. Der Friede, der in diesen Bildern zum Ausdruck kommt, will sich immer mehr in uns einbilden, damit unser Herz von Frieden erfüllt wird und wir diesen Frieden in die Welt ausstrahlen. Dann wird Weihnachten nicht ohne Wirkung bleiben.
So wünschen wir Ihnen und euch ein gesegnetes Weihnachtsfest, ein Fest, das neue  Hoffnung schenkt, die Hoffnung, dass Gott auch in dieser Welt bei uns ist und uns immer wieder neue Anfänge ermöglicht, so wie er in dem Kind in der Krippe einen Anfang gesetzt hat, der die ganze Welt verwandelt hat und auch heute noch zu verwandeln vermag.
Und wir wünschen Ihnen und euch Gottes Segen für das neue Jahr 2025, dass Sie und ihr hoffnungsvoll in ein gesegnetes Jahr, in eine gesegnete Zeit hineingehen, nicht in eine dunkle und hoffnungslose Zeit, sondern in eine Zeit, die in Gottes Händen ruht, der auch im kommenden Jahr neue Anfänge bei uns und in der Welt wirken kann.

Pater Gabriel mit dem Pastoralteam

Gottesdienste in der Weihnachtszeit