Ein idyllischer Platz mit einer tragischen Geschichte
Mit der bedingungslosen Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht am 7. / 8. Mai 1945 in Reims und Berlin-Karlshorst ging der Zweite Weltkrieg auf europäischem Boden zu Ende.
Am 16. Juli 1945 begann sich einmal mehr für 1.200 Gefangene des Lagers Bad Aibling der Traum von der Entlassung in die Heimat zu verwirklichen.
Sie stammten vornehmlich aus dem Rheinland sowie aus Westfalen, Territorien, die nun von den Briten besetzt waren, und sollten deshalb zu ihrer endgültigen Entlassung per Bahn in das in der britischen Besatzungszone gelegene Lager Wunstorf bei Hannover überstellt werden.
Der von amerikanischen Wachposten begleitete Zug fuhr sodann zunächst auf der Nebenstrecke bis nach Rosenheim. Kurz nachdem der Zug gegen 21 Uhr unter Gesang der Soldaten die Station Aßling passiert hatte, blieb er etwa eineinhalb Kilometer weiter in einer langgezogenen, seitlich bewaldeten Linkskurve wegen der Stromschwankungen und wegen des Aussetzens des Ölschalters der Lokomotive liegen.
Der diensthabende Aßlinger Fahrdienstleiter, der nur noch einige wenige Worte des Telefonates mithörte, verstand das Gespräch offenbar als fernmündliche Abnahme des Zuges, verzichtete darauf, die Rückmeldung aus Oberelkofen abzuwarten, und gab statt dessen den vom liegengebliebenen Gefangenenzug blockierten Gleisabschnitt für einen von Rosenheim her kommenden Transportzug, der mit 50 amerikanischen Sherman-Panzern beladen war, frei. Eine tödliche Katastrophe nahm damit ihren Lauf.
Mit einem furchterregenden, gleichsam explosionsartigen Krachen, das noch in den umliegenden Dörfern zu hören war, prallte der Panzertransport um 21.40 Uhr bei Kilometer 43 / 4-5 nahezu ungebremst auf den Gefangenenzug.
Die Folgen waren entsetzlich. Die hinteren sechs Waggons des stehenden Zuges wurden von der auffahrenden Lokomotive in- und übereinander geschoben.
Unverzüglich nach dem Unglück begann die Bergung und Versorgung der Opfer.
Zunächst halfen zahlreiche Gefangene ihren betroffenen Kameraden. Um 22.30 Uhr trafen, durch das Streckentelefon alarmiert, von Aßling her amerikanische Truppen mit sechs Lastkraftwagen an der Unglücksstelle ein.
Mit dabei hatten sie Sanitätspersonal und Hilfsmannschaften aus den umliegenden Dörfern.
Am 20. Juli 1945 konnten 95 der 105 Todesopfer beerdigt werden.
Ein östlich der Kirche von Oberelkofen gelegenes Grundstück wurde von Graf Wolfgang von Rechberg als dauerhafte Grabstätte für die Todesopfer des Zugunglücks zur Verfügung gestellt.
Die Wahl des Ortes war dabei keineswegs unwillkürlich gewesen:
zum einen schloss sich das Gelände für das Sammelgrab unmittelbar an einen kleinen Bestattungsplatz für 17 in den Jahren 1944/45 im
Reservelazarett Oberelkofen verstorbene Weltkriegsteilnehmer an, zum anderen lag es nur drei Kilometer nördlich der Unfallstelle.
Heute befindet sich die Kriegsgräberstätte Oberelkofen in der Obhut der
Stadt Grafing.
In ihrem Bemühen um die Bewahrung der Erinnerung an die Katastrophe des Jahres 1945, die neben Genthin (1939: 136 Tote) und Eschede (1998: 101 Tote) zu den größten Eisenbahnunglücken in Deutschland zählt, wird sie unterstützt durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., den Kreisverband der Soldaten- und Kriegervereine des Landkreises Ebersberg e.V. und die örtlichen Veteranenvereine.
Jedes Jahr am Volkstrauertag findet um 10 Uhr dort eine Hl. Messe statt.
Textquelle:
Bernhard Schäfer
"Neues aus der Geschichte von Grafing und Umgebung I"
"Grafinger Wappenbär" Band 2