Schwester M. Felicitas Ellmerer wurde Ende des Zweiten Weltkriegs erschossen, weil sie sich und andere gegen die Rote Armee verteidigte.
Schwester M. Felicitas Ellmerer am Tag
ihres 25-Jahr-Professjubiläums im Mai 1937.
(Foto: Museum der Stadt Grafing)
Am 11. Juni 2022 findet im Dom zu Breslau die Feier der Seligsprechung von zehn Ordensfrauen der Kongregation der Schwestern von der hl. Elisabeth statt.
Diese künftigen Seligen hatten nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Schlesien gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und kurz danach in der Verteidigung ihrer gelobten Keuschheit gegenüber Soldaten der Roten Armee den Tod gefunden.
Unter den derart gewürdigten Märtyrerinnen, die stellvertretend für zahlreiche weitere Schicksalsgefährtinnen der Kongregation stehen, befindet sich mit Schwester M. Felicitas Ellmerer auch eine gebürtige Grafingerin.
Dies gibt uns Anlass, an dieser Stelle den Lebensweg dieser Nonne, die zu den wenigen der ausgewählten Ordensfrauen der Elisabethinnen gehört, die nicht in Schlesien geboren wurden, in knappen Zügen nachzuzeichnen.
Schwester M. Felicitas Ellmerer erblickte am 12. Mai 1889 im Griesseiler-Anwesen in Grafing, Haus Nummer 35 (heute: Griesstraße 6), als Anna Ellmerer das Licht der Welt und wurde tags darauf in der Pfarrkirche im benachbarten Öxing getauft. Ihre Eltern waren der Käser Christoph Elmerer und dessen Ehefrau Maria, eine geborene Haller. Beide stammten ursprünglich aus Tirol (Westendorf, Kitzbühl) und waren erst zwei Monate vor der Geburt Annas mit ihren Kindern Christoph, Maria und Katharina von München her nach Grafing zugezogen, wo sie das Haus der verwitweten Schwester Christoph Ellmerers übernahmen.
Nach ihrer Schulzeit trat Anna Ellmerer – wie zuvor schon ihre Schwester Katharina – am 20. Juni 1911 in Neisse in die Kongregation der Schwestern von der hl. Elisabeth ein. Es folgte die Zeit des Noviziates, die mit der Einkleidung am 15. April 1912 begann. Zwei Jahre später legte sie am 16. Juni 1914 ihre Erstprofess ab, am 5. Juli 1923 schließlich ihre Ewigprofess.
In ihrem Orden, in dem sie den Namen M. Felicitas annahm, wurde sie als Lehrerin und Erzieherin in Breslau, Düsseldorf, Kupp und Neisse tätig.
Ihr Martyrium erlitt Schwester M. Felicitas Ellmerer am 25. März 1945 in Neisse. An diesem Tag drangen Soldaten der Roten Armee, die im dortigen St.-Elisabeth-Haus stationiert waren, auf der Suche nach jungen Mädchen, Frauen und auch Ordensschwestern in das Refektorium der Elisabethinnen ein, die dort gerade versammelt waren. Als die Oberin M. Arcadia Kroll für ihre Mitschwestern bitten wollte, schlug einer der Soldaten ihr mit dem Gewehrkolben auf den Kopf, so dass sie bewusstlos zu Boden fiel. Schwester M. Felicitas trat hierauf hervor, um der Verletzten zu helfen. Da packte sie der Angreifer und wollte sie aus dem Zimmer zerren. Weil sie sich aber mit aller Kraft zur Wehr setzte, feuerte er einen Warnschuss ab. Als Antwort darauf stellte sie sich an die Wand, breitete ihre Arme in Form eines Kreuzes aus und rief laut: „Es lebe Christus, der Kö…!“ Der Ausruf wurde von einer tödlichen Kugel unterbrochen. Voller Wut trat der Aggressor schließlich auf den Kopf und die Brust seines zu Boden gesunkenen sterbenden Opfers ein.
Schwester M. Felicitas Ellmerer fand nach dem grausamen Geschehen im gemeinsamen Schwesterngrab im Klostergarten in Neisse ihre letzte irdische Ruhestätte.
Bernhard Schäfer, Archiv- und Museumsleiter
der Stadt Grafing