Liebe Schwestern und Brüder,
es war ein schönes Osterfest heuer – in unseren Kirchen und Gottesdiensten, endlich wieder mit volleren Kirchen nach zwei Jahren eingeschränkter Möglichkeiten.
Zur gleichen Zeit geht der Krieg in der Ukraine mit unverminderter Brutalität weiter, selbst am orthodoxen Osterfest gab es keine Pause.
Es ist gar nicht so leicht, dass ich meine Osterfreude und meinen Osterglauben in den Alltag rette oder gegen den Schrecken in anderen Teilen der Welt setze.
Die Schrifttexte heute verstehe ich fast als ein Hilfspaket, das uns die Kirche zusammengeschnürt hat zum Durchhalten und neue Kräfte gewinnen.
In der Apostelgeschichte werden einerseits Erfolgsgeschichten der ersten Christengemeinschaften erzählt. Da werden Gemeinden gegründet, Menschen bekehrt, Kranke geheilt, die Jesus-Leute haben alles gemeinsam, in den Häusern wird gegessen und es werden Jesusgeschichten erzählt.
Andererseits hören wir im heutigen Abschnitt, dass die Apostel vor die Gerichte gestellt werden, dass man sie einsperrt und misshandelt.
Sie haben aber Mut bekommen und lassen sich nicht durch Predigtverbote und Gerichtsprozesse davon abhalten, das Evangelium von der Liebe Gottes weiterzusagen. Es dauerte noch lange, bis die Christen die Mehrheit bildeten im römischen und germanischen Reich. Der Anfang der Jesusbewegung war alles andere als glanzvoll.
Das müssen wir uns wieder bewusst machen in unserer heutigen Zeit.
Wir Christen sind in Deutschland deutlich weniger geworden. Nicht einmal mehr die Hälfte aller Deutschen gehören zu einer christlichen Kirche. Wo anders sind sie klar in der Minderheit, werden verfolgt oder schwer benachteiligt.
Dort wird ihnen ähnlicher Mut abverlangt, wie den ersten Jüngern und Jüngerinnen in der Apostelgeschichte.
Ich frage mich, was heutzutage den verfolgten Christen Hoffnung gibt. Wie in Pakistan oder Afghanistan, wo es großen Mut braucht, öffentlich Ostern zu feiern.
Im Evangelium von heute begegnet Jesus den Jüngern nochmal in ihrem Arbeitsalltag als Fischer.
Typisch Jesus!
Jesus war seinen Freunden Gefährte und Lehrer mitten im Alltag der einfachen Leute.
Die Netze auswerfen und übervoll wieder einholen – das hat er sie gelehrt. Zu Menschenfischern hat Jesus sie und uns berufen, zu Lebensrettern für viele, damit sie ein Leben bekommen, das menschenwürdig und gesegnet ist.
An Petrus erinnert diese Ostererzählung auch.
Bekannt übereifrig, möchte immer der Erste sein. Es hat ihn aber auch der Mut verlassen, als es draufankam. Petrus steht hier für einen Typ von Jünger, der anpackt, der das übervolle Netz schleppt, der Fehler eingesteht, der sich dann auch traut, sich hinzustellen für Gott, der mutig ist, weil er sich innig verbunden weiß mit Gottes Liebe.
Ja, und das wichtigste Erkennungszeichen für Jesus ist in dieser Geschichte – das gemeinsame Essen. Ein paar Fische und Brot in der Freundesrunde am See.
Jesus hält den Jüngern keine Moralpredigt. Er lädt sie herzlich ein: Kommt her und esst. Und indem sie es so halten, wie sie es immer miteinander gemacht haben, ist Jesus da.
Er ist immer noch da auch bei uns, weil wir uns an seine Rede und an seine Taten erinnern, weil wir uns anstecken lassen von seiner Menschenliebe und Gottesliebe, weil wir teilen, was wir haben und weil wir dem Bösen um uns Gutes entgegensetzen.
Wie wir uns auch an geliebte verstorbene Menschen erinnern und sie mit ihren typischen Eigenschaften, vielleicht auch mit den weitergegebenen Talenten und Interessen bei uns weiterleben lassen.
Letztlich sind wir wie die Jünger Jesu herausgefordert, unseren österlichen Glauben im Alltag lebendig zu halten.
Das ist nicht immer leicht. Gerade in einer Krisenzeit, wie wir sie erleben.
Mir hilft dazu die Überzeugung der Osterzeugen und Osterzeuginnen:
- Sterben und Tod sind nicht das Ende.
- Jesu Wort von der Liebe Gottes gilt - auch wenn wir schwach sind und Fehler machen.
- Miteinander essen in Frieden verbindet uns mit Gott, mit der Vergangenheit und untereinander.
Mögen wir gestärkt durch die Gemeinschaft im Glauben, im Gebet und in der Kommunion die anstehenden Aufgaben angehen.
Amen
Ihre Monika Langer