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Pfarrverband Feldkirchen-Höhenrain-Laus

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„Die ersten drei Monate sind rum“

Lieber Solidaritätskreis,

ich hoffe es geht Euch allen gut zu Hause und ihr genießt die staade Zeit bei Plätzchen und Glühwein.

Ganze drei Monate bin ich nun schon in einem Land, so fern von der Heimat. Die Kultur, die Sprache, die Menschen und ihre Lebensweisen kamen mir so fremd vor.

Jetzt nach drei Monaten wirkt alles auf einmal vertraut und normal. Natürlich sind die Straßen mittags wie leergefegt, schließlich kann man bei dieser Hitze nicht rausgehen. Natürlich suchen die Kinder panisch ihre Flip-flops bevor sie einen Schritt vor die Türe setzen, schließlich tun die kleinen „Torrito“-Pflänzchen im Rasen wirklich weh. Natürlich trinkt man alles eisgekühlt, schließlich ist es draußen schon heiß genug.

Ich habe schon so einiges von den Argentiniern gelernt und auch selbst übernommen. Allerdings gibt es auch viele Sachen, die ich nicht verstehe, zum Beispiel das Schulsystem hier. Die Kinder beginnen mit 4 Jahren mit dem Kindergarten, der auch schon im Gebäude der Schule untergebracht ist und von den Kindern auch „Escuela“ genannt wird. Diesen verlassen sie nach zwei Jahren, wobei im letzten Jahr schon ein wenig mit Zahlen und Buchstaben gearbeitet wird. Danach geht’s auf in die 7-jährige „Primaria“. Hat man diese beendet kommt man in die 5-jährige „Secundaria“. Nach insgesamt 12 Schuljahren ist man dann fertig und mehr oder weniger bereit für die Arbeits- und Studentenwelt.

Die Kinder können in der zweiten Klasse schon riesige Zahlen dividieren und multiplizieren, schaffen es aber nicht 3+5 im Kopf auszurechnen. Die ganzen Rechensysteme sind so ausgelegt, dass man alles an seinen zehn Fingern abzählen kann. Reichen die nicht ganz aus, werden eben noch zwei Stifte dazu gelegt. Außerdem werden Texte grundsätzlich nur abgeschrieben und Hefteinträge auswendig gelernt. Fällt man durch die Klasse, hat man drei weitere Chancen die Proben in den Fächern, in denen man nicht bestanden hat, noch einmal zu schreiben und zu bestehen.

Ich mache jeden Morgen mit den sieben Schulkindern und der Tia aus Haus 4 Hausaufgaben und von diesen sieben Schülern hat eine einzige das Jahr aufs erste Mal geschafft. Es wundert mich allerdings auch nicht, denn wie soll man denn vernünftig lernen, wenn sieben Kinder aus den unterschiedlichsten Jahrgängen gemeinsam an einem Tisch sitzen, Jorge seine Lesekünste zum Besten gibt, Adrian sich auf das 3er-Einmaleins konzentrieren soll und Soledad seitenweise Hefteinträge auswendig lernen muss. Zum Glück sind nun endlich die wohlverdienten Sommerferien losgegangen und das 3er- Einmaleins wurde erst einmal auf nächstes Jahr verschoben.

Jetzt haben wir auch mehr Zeit größere Aktionen, die nichts mit Schule und Nachhilfe zu tun haben, zu starten. Am beliebtesten ist mit Abstand der Ausflug zum ca. 3 Kilometer entfernten Bach, wo eine erfrischende Wasserschlacht den langen und heißen Weg belohnt. Mit den „Chiquititos“, den Kleinsten bis 6 Jahre, ist auch der Ausflug auf den Spielplatz immer wieder ein Erfolg, obwohl sie dort auch keine anderen Spielgeräte vorfinden als in ihrem eigenen Garten.

Obwohl mir die Weihnachtsstimmung noch komplett fehlt, bereiten wir uns natürlich auch allmählich auf Weihnachten vor. Dabei wird hier der Advent mit Adventskalender, -kranz und Plätzchen gar nicht „gefeiert“. Die Häuser haben von uns dennoch einen Adventskalender bekommen und auch mit dem Plätzchenbacken haben wir schon fleißig begonnen. Die arten hier eher in bunte Zuckerklumpen aus, aber es sind alle voller Eifer dabei, ob die Kleinsten, die Großen oder die Tias. Außerdem sind wir gerade dabei Weihnachtslieder für den Papa Noel vorzubereiten. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal herzlich bei Catalina bedanken, die den Kauf einer Gitarre fürs Kinderdorf durch eine Spende ermöglicht hat.

Wie man schon sieht, hab ich mich mittlerweile schon sehr gut eingelebt und hab auch schon ein paar Freunde gefunden mit denen ich mich nun fast jeden Abend treffe, um einen Terere zu trinken und ein bisschen Musik zu machen. Das macht mir wirklich großen Spaß, da hier ganz andere Musik gehört und gespielt wird, als in Deutschland. Es wird fast ausschließlich in Landessprache, höchstens noch in Portugiesisch, gesungen und die Gitarre ist einfach der ständige Wegbegleiter.

Außerdem kann ich nun auch endlich von den berühmten Iguazu-Wasserfällen berichten. Sie sind wirklich sehr beeindruckend und dürfen zurecht den Namen „Welterbe“ der UNESCO tragen. Leider war das Wasser vom tagelangen Regen sehr dreckig, dennoch war es unbeschreiblich wie sich diese Wassermassen auf einmal in die Tiefe stürzen, fließt der Fluss doch ein paar Meter davor noch so friedlich und ruhig.

Jetzt bin ich schon sehr gespannt, was das diesjährige Weihnachtsfest mit sich bringt, bevor ich mich dann mit meinen Mitfreiwilligen auf den Weg nach Brasilien an den Strand mache, um dort Silvester zu feiern. So wünsche ich Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Im nächsten Rundbrief werde ich dann ausführlich von den Feierlichkeiten hier berichten.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Argentinien,

Andrea
Schminken
Schminken
Adventskalender
Adventskalender
Christbaum auf Argentinisch
Christbaum auf Argentinisch
Plätzchen backen
Plätzchen backen
Gracias
Gracias - Danke
Wasserfälle des Iguazú
Wasserfälle des Iguazú
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