Pfarrverband Erdinger Moos

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Kirche St. Nikolaus, Notzing im Pfarrrverband Erdinger Moos


Kirchenansicht aussen
Die Filialkirche in Notzing ist dem hl. Nikolaus geweiht, dessen Verehrung nördlich der Alpen um 1000 n.Chr. einsetzte. Es wäre patroziniumsgeschichtlich durchaus möglich, dass hier eine Kirchengründung für das 11. Jahrhundert anzunehmen ist, da noch dazu als Nebenpatron der hl. Ulrich - er wurde 995 als Erster offiziell heilig gesprochen - verehrt wird. Ausserdem besaß die Filiale nach der ältesten Matrikel 1315 noch keinen Friedhof.

Der älteste Teil des heutigen Kirchenbaus ist im westlich stehenden, mit Dreiecksgiebeln verzierten Sattelturm zu suchen, der bis in die romanische Zeit - aber höchstens bis ins 12.Jh. - zurückreichen kann. Interessant sind dabei die, an der Ostwand unter dem Dachstuhl des Langhauses sichtbaren Ansatzspuren des Giebels einer früheren kleineren Kirche und vor allem die aus der Zeit um 1400 stammende, im Landkreisbereich wohl älteste, durch späte Zubauten (Gewölbe des Seelenhauses) schwer zugängliche gotische Freskogemälde an der Südseite des Turmes (410x245 cm), das sich an der rechtwinklig anstossenden Westwand des Langhauses fortsetzt (210 cm).

Es ist die in unserer engeren Heimat für diese Zeit einzigartige Darstellung des Jüngsten Gerichts: in der Mitte thront (fast lebensgroß) Christus der Weltenrichter in der Mandorla mit rotem Mantel bekleidet, die Rechte im Segensgestus erhebend. Von seinem Munde geht links ein Schwert und rechts ein Lilienstab aus. Zu seiner Seite sitzen die vier Apostel in 2/3 Lebensgröße, über jeder der beiden Apostelgruppen erscheint die Halbfigur eines Engels auf Wolken posaunenblasend. An der Westwand des Langhauses sitzen zwei weitere Apostel, die übrigen zwei an der Westwand des Seelenhauses wurden später zerstört.

Hauptschiff der Kirche
Das eingezogene Presbyterium zeigt sich als spätgotischer Bau der 2. Hälfte des 15. Jh. und umfasst zwei Joche mit Schluß in 3/8-Seiten, die mit schwachen Wandpfeilern gegliedert sind. Das Gewölbe, dessen Rippen abgeschlagen wurden, ruht auf halbrunden Diensten, die mit spitzen Schildern besetzt sind. Das Langschiff ist flach gedeckt, an dessen Südwestseite sich ein spitzbogiges Portal mit zwei profilierten Rundstäben befindet, dem eine mit einem Netzgewölbe ausgestattete kleine Vorhalle vorgelagert ist. Wie in Lindum und Niedergeislbach ruhen dabei die Rippen auf profilierten Schildkonsolen.

Wenn wir uns der inneren Ausstattung zuwenden, so fallen vor allem die barocken Altäre aus der 2. Hälfte des 17. Jh. auf. Dabei gehören die Seitenaltäre der Zeit um 1680 an und dürfen aufgrund stilistischer Vergleiche -mit den gesicherten Seitenaltären in Hofstarring, Niederlern und Kögning- dem Erdinger Bildhauer Philipp Vogl zugeschrieben werden. Der Hochaltar ist jedoch etwas früher anzusetzen. Reich mit Figuren und Ornamenten, ohne jegliches Gemälde, ausgeschmückt, einheitlich im Aufbau - jeweils zwei korinthisierende Säulen (beim Hochaltar glatt, bei den Seitenaltären gedreht, mit Weinlaub umwunden), über den Gebälkstücken verkröpftes Profilgesims, und seitlich am Auszug Voluntenstücke eines durchbrochenen Giebels auf denen zwei Engelsputten sitzen.

Im Mittelteil des Hochaltars befinden sich in einer Rundbogennische drei spätgotische (um 1475) bemalte Holzfiguren im bischöflicen Ornat (Mitra, Pedum und Pluviale): Der hl. Nikolaus (Kirchenpatron), in der Linken das geschlossene Buch mit den daraufliegenden Goldkugeln haltend; links von ihm sitzt der hl. Ulrich (zweiter Kirchenpatron), auf dessen rechter Hand das Buch mit dem Fisch, und rechts von der Mittelfigur ausgehend der hl. Wolfgang, in der Linken das Kirchenmodell tragend. Im Ovalrahmen des quadratischen Auszugs sehen wir die Figuren der Dreifaltigkeit bei der Krönung Mariens. An den Seiten des Hochaltars befinden sich unter baldachinartigen Anschwüngen auf Konsolen ebenfalls Heiligenfiguren, in der rechten erkennten wir Antonius von Padua (mit dem Jesuskind), der linke hält einen Zweig und ein Buch.

Auf dem nördlichen Seitenaltar befindet sich die Figurengruppe der Grablegung Christi. In der Mitte steht Maria auf einer bogenförmigen Erhöhung, den Leichnam des Sohnes tragend, dessen Kopf rechts von Johannes gestützt wird. Links hilft Maria Magdalena den Leichnam an den Knien tragen. Im Hintergrund rechts erblickt man eine klagende hl. Frau mit gekreuzten Armen. Die Rückwand des 92cmx63cm großen, aus der Zeit um 1525 stammenden Holzreliefs wird muschelförmig abgeschlossen. Als weitere Figuren sind am nördlichen Seitenaltar im Auszug (zwischen geschuppten Konsolen in einer Rundbogennische) St. Michael (mit der Seelenwaage und dem Schwert) und seitlich des Altaraufbaus (unter baldachinartiben Anschwüngen, auf Konsolen stehend) Johannes der Täufer und Sebastian zu sehen.

Desgleichen trifft man auf dem identisch aufgebauten südlichen Seitenaltar im Mittelfeld den hl. Florian (mit der Fahne in der linken Hand, in der Rechten mit einem Wasserkübel ein brennendes Haus löschend) an, seitlich davon links der hl. Alexius (mit Buch und Treppe) und rechts ein anderer Heiliger (mit Messer), im Auszug Jakobus d. Ä. (mit Schwert und Buch).

Die Kanzel stammt ebenfalls aus der Zeit um 1680, gegliedert durch fünf weinlaubumrankte, gedrehte Säulen mit in Rundbogennischen gemalten Evangelisten. Auf dem ähnlich aufgebauten Schalldeckel sind die Kirchenlehrer dargestellt.

Unter dem Chorbogen hängt die Madonna im Rosenkranz aus dem 15. Jh. stammend. An der Nordwand befindet sich eine kleine Pieta, darüber aus der Brunnermühlenkapelle eine barocke Muttergottesfigur (mit dem Jesuskind und Zepter). Das Kruzifix (Korpus 90cm) stammt aus der Zeit um 1500.
Das Deckengemälde im Altarraum zeigt uns noch einmal drei Heilige, die wir auf den Altären schon dargestellt fanden: St. Wolfgang, Nikolaus, Ulrich, und zusätzlich unten eigenartigerweise den bistumsgründer Korbinian. 1734 hatte der Erdinger Maler Michael Rieder diese Farbkomposition geschaffen.

Blickt man vom Altarraum zurück, so fällt einem die mit Pilaster gegliederte Empore aus der Zeit um 1700 auf, die mit Apostelbildern und darunter mit Akanthus umrankten Medaillons geschmückt ist. Die Orgel - sie ist die zweite in dieser Kirche - wurde als opus 24 vom Orgelbauer Georg Beer aus Erling bei Andechs 1884 gebaut und besitzt in der Anlage als Brüstungswerk hinter einem vierteiligen Flacjfelderprospekt (bei überhöhten Seitentürmen) in neuromanischen Formen ein Schleifladenwerk (Manual C-f''': Salicional 8', Gedeckt 8', Principal 4', Flöte 4', Octav 2'; Pedal C-c': Bourdonbaß 16'). Nicht zu vergessen sind die überdurchschnittlich gut erhaltenen Grabsteine der Notzinger Adligen. Aus der klassizistischen Zeit (1812) befindet sich an der äusseren Ostseite der Kirche ein Kruzifix, die Farbfenster wurden 1888 gestiftet. Aus dem 19. Jh. stammt auch der Kreuzweg und 1898 wurde ein neues Schieferdach angeschafft. 1900 goß Anton Josef Bachmair (Erding) für Notzing ein neues Geläute (Töne fis-a-cis) mit je 1482, 890 und 408 Pfund schweren Glocken. Die früheren Glocken wurden von Bachmair eingeschmolzen, sie stammten aus dem Jahren 1526 und 1719. Die Turmuhr wurde 1901 eingebaut. Die jetzigen 3 Glocken goß 1948 Karl Czudnochowski aus Erding.

(Text von Georg Brenninger, Schröding)

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