Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach

Kirchenstr. 26, 83098 Brannenburg, Telefon: 08034-90710, E-Mail: PV-Brannenburg-Flintsbach@ebmuc.de

Kirchenchor Flintsbach

Der Kirchenchor Flintsbach wird von Regina Sprinzing geleitet.

Frauen und Männer die Spaß an kirchlicher Musik haben und gerne Singen,
sind zum Mitmachen eingeladen.
Chorprobe ist in der Regel jeden Donnerstag um 19.45 Uhr.
Geehrte Kirchenchormitglieder 2023

Chorehrungen beim Patrozinium St. Martin in Flintsbach

Es ist nun schon Tradition, dass beim Gottesdienst am Patrozinium unserer Kirche St. Martin verdiente Chormitglieder für langjähriges Singen im Kirchenchor geehrt werden. Dieses Jahr konnten 7 Sängerinnen und Sänger die Urkunde vom Erzbischöflichen Ordinariat entgegennehmen. Geehrt wurden Rita Grad und Martin Obermair für 25 Jahre, Irmengard Schmid und Georg Binder für 35 Jahre, Johanna Astner für 40 Jahre und Lothar Heusler für 45 Jahre. Auf 80 (!) Jahre Mitwirken im Flintsbacher Kirchenchor kann Josef Wieland zurückschauen. Dieses Jubiläum bedarf natürlich einer besonderen Würdigung. Lesen Sie dazu das Interview mit Sepp Wieland, in dem er über sein langes Sängerleben erzählt.
Text: Irmingard Weiner
Foto: Bernhard Obermair
Regina gratuliert S. Wieland sen.
Die Chorleiterin Regina Sprinzing gratuliert dem dienstältesten Chormitglied Sepp Wieland für 80 Jahre Kirchenchor.

Ein besonderes Jubiläum: Sepp Wieland feiert 80 Jahre singen im Kirchenchor

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. So beginnt der Psalm 98. Dies hat sich Sepp Wieland zu Herzen genommen, er singt seit geradezu unglaublichen 80 Jahren im Kirchenchor Flintsbach. Aus diesem Anlass führte Irmi Weiner mit Sepp Wieland ein Gespräch und befragte ihn über die Anfänge.
Irmi Weiner:  80 Jahre singen im Kirchenchor – eine unvorstellbar lange Zeit. Wie kam es, dass du schon mit 13 Jahren im Kirchenchor mitgesungen hast?
Sepp Wieland:  Die Familie Wieland war von jeher mit dem Kirchenchor verbunden. Das Amt des „Kalkanten“, so nannte man den Orgelaufzieher, war von der Pfarrei dem Anwesen vom Obersternegger (so der frühere Hausname) übertragen worden. Als Bub habe ich immer wieder die Orgel aufgezogen. Erst 1960 fiel diese Aufgabe weg, da eine neue Orgel mit elektrischem Blasebalg eingebaut wurde. Meine Eltern und Schwester Kathi sangen schon während meiner Kinderzeit im Kirchenchor. 1943 nahm mich Kathi das erste Mal mit zum Singen. Anfangs habe ich Alt gesungen, nach dem Stimmbruch dann Bass.
 
Irmi W:  Mir scheint, dir wurde das Singen schon in die Wiege gelegt.
Sepp W:  Solange ich zurückdenken kann, wurde bei uns oft und viel gesungen. Bei Geburtstagsfeiern sang die ganze Verwandtschaft sogar vierstimmig. Das gemeinsame Singen und Musizieren war und ist auch heute noch bei uns daheim üblich. Verschiedenste Instrumente erklangen im Hause Wieland.
Die Kirchenchorproben leitete damals Frau Magdalena Vittinghof aus Milbing, eine ausgebildete Sängerin. Sie war sehr streng mit dem Chor, auch mit den Organisten. Die Schule bei Frau Vittinghof hat mir aber sehr gutgetan. Bei lateinischen Messen durfte ich öfter Solo singen. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten aufregenden Einsatz: Beim Magdalenenfest auf der Biber, die damals zur Pfarrei Flintsbach gehörte. Der Kirchenchor sang die Obersteinermesse mit Blasmusik. Ich durfte das Bass-Solo beim „Et incarnatus est“ singen.
Auch die Ölbergandacht von Caspar Ett jedes Jahr am Gründonnerstag habe ich sehr gern gesungen.
 
Irmi W:  In 80 Jahren Kirchenchorzugehörigkeit hast du wahrscheinlich eine große Zahl an Organisten und Chorleitern erlebt.
Sepp W:  Das kann man sagen. Am Anfang gab es kriegsbedingt mehrere Wechsel bei den Organisten. Die Chorleiter kann ich noch gut aufzählen. Nach Frau Vittinghof kamen Johann Frisch, Werner Rohowski, Hannes Brucker, Lisa Obermair und jetzt aktuell Regina Sprinzing. Genau nachlesen kann man das in der Broschüre „Die neue Orgel von St. Martin Flintsbach am Inn 2010“.
 
Irmi W:  Die Kirchenmusik hat sich in deiner aktiven Chorsingzeit sicher stark verändert.
Sepp W:  Natürlich, alles unterliegt dem Wandel. 1940 ist der Organist zum Kriegsdienst eingezogen worden. Während seiner Abwesenheit haben dann fünf Chorsänger, darunter meine Eltern, werktags um 7.15 Uhr a-capella Messen von Simon Molitor, Josef Gruber, Caspar Ett und anderen gesungen. Bis in die 1960er Jahre wurden verschiedene lateinische Messen einstudiert und vorgetragen. Ich denke noch gerne an die Mozartmessen mit Streichmusik (2 Geigen, Cello, Flöten, Klarinetten, Trompeten, Baßgeige) oder die Obersteinermesse mit Blasmusik zurück. Später kamen dann Werke von Valentin Rathgeber, Joseph und Michael Haydn hinzu. Nach dem Konzil und in der Zeit von Pfarrer Rosenegger waren lateinische Messen nicht mehr gewünscht. Das Kirchenvolk sollte verstehen, was gebetet und gesungen wurde und so traten die deutschen Lieder aus dem Gotteslob in den Vordergrund. Im Laufe der Jahre hat sich das Repertoire des Chorgesangs dahin verändert, dass sich lateinische Messen alter Meister, mit deutschen Messen zeitgenössischer Komponisten, neuen geistlichem Liedgut und Volksgesang aus dem Gotteslob abwechseln.
 
Irmi W:  Der Kirchenchor war und ist ja nicht deine einzige musikalische Betätigung. Besonders die Volksmusik ist deine große Liebe und jeder kennt dich als „Inntaler Sänger“.
Sepp W:  Richtig! Wie gesagt, von meiner Schwester und meinem Vater wurde ich schon sehr früh zur Volksmusik angeleitet. Mein erstes Lied war „Im Fruajahr, wann der Schnee weg geht“. Auf Anleitung von Kaplan Sebastian Aicher, dem späteren Pfarrer von Degerndorf, sangen Alois Schwarz und ich als junge Ministranten damals sogar das Weihnachtsevangelium. Außerhalb der Gottesdienste sangen wir alpenländische Lieder wie „De Gamsal schwarz und braun“, ‚“Almfrieden“, „Wia lustig is im Winta“ und viele mehr.
Ja, und dann auch als Theaterer. Immer wenn im Volkstheater Rollen mit Singeinlagen zu vergeben waren, wurde ich angefragt. Bei der „Pfingstorgel“ 1951 waren meine Schwester Kathi und ich die Moritatensänger. Beim „Holledauer Fidel“ 1952 spielte ich zusammen mit Frau Magdalena Vittinghof das Sichbauern-Ehepaar. Ich war 22 Jahre, Frau Vittinghof gut 60 Jahre alt.
Übrigens wirkte der gesamte Kirchenchor einige Male bei Singspielen im Volkstheater mit, wie zuletzt beim „Lumpazi Vagabundus“.
 
Irmi W:  Vielen Dank, lieber Sepp, für das interessante Gespräch. Ich bekam einen Einblick in dein bewegtes Musikanten- und Sängerleben und durfte auch in die Geschichte der Flintsbacher Kirchenmusik der letzten 80 Jahre eintauchen. Ich wünsche dir im Namen der gesamten Pfarrgemeinde, dass es deine körperliche Verfassung zulässt, die steile Treppe zum Chorgeschoss zu erklimmen, um mit deiner kräftigen Bassstimme den Kirchenchor weiterhin zu unterstützen.  Lieber Sepp, Vergelt`s Gott und Gottes Segen für viel Gesundheit.