Am überlieferten, aber wohl nicht historischen Marterplatz des hl. Emmeram wurde anstelle einer älteren Kapelle 1749 bis 1752 der heutige Rokokobau errichtet. Als Maurermeister agierte Lorenz Sappel aus München und bei seiner Arbeit verwendete er die Pläne seines Vorgänger Michael Pröbstl. Konsekriert wurde die Kapelle durch den Freisinger Weihbischof Johann Ferdinand von Poedigheim am 16.September 1752. Die Kapelle wurde zu Beginn des 19. Jahrhundert säkularisiert und man dachte sogar über eine Umnutzung in eine Schule nach. Scheinbar hatte man diese Pläne verworfen, 1963 schließlich wurde die Marterkapelle von der politischen Gemeinde an die Kirchenstiftung St. Emmeram übereignet.
Der Turm wurde in den unteren Geschossen angebaut.
Die Kapelle erhebt sich über geschweiftem Grundriss und zeigt sich nahezu als kleiner Zentralbau, dem im Osten ein Turm mit Sakristei in den unteren Geschossen angebaut ist. Gegliedert werden die Wände außen durch schlichte Pilaster, die ein umlaufendes profiliertes Traufgesims tragen. Zwischen durchbrechen große Korbbogenfenster die Wände. Im Südwesten ermöglicht ein Portal mit Pilaster und Dreiecksgiebel den Zugang zur Kapelle, während die Inschrift verkündet: „Introibo in domum tuam“ Ps 5,8 – „ich werde dein Haus betreten“.
Der Innenraum der Marterkapelle.
Im Inneren öffnet sich der ellipsenförmige Raum, dem an zwei Seiten halbrunde Anbauten angesetzt wurden: Im Osten stellt das Halbrund den Chor dar, im Westen dient es zur Unterbringung der Empore. Alle Raumteile sind überwölbt und mit Malereien und Stuck versehen. Kräftige Pilaster mit überbordenden Kapitellen und massive Gesimse teilen Wände und Raumteile ein. Das zentrale Gemälde am Gewölbe, das als Glorie des hl. Emmeram den Himmel öffnet, wird von vier Emblemen begleitet, die sich ebenfalls auf Emmeram beziehen. Die Gemälde stammen von Johann Georg Gaill aus Aibling und bilden die Fortschreibung des Geschehens im Raum darunter, dem Marterplatz, der auf dramatische und lebensnahe Weise das Martyrium des Heiligen nachstellt. Die Skulpturengruppe wurden erst später im Jahre 1789 hier aufgestellt. Bauzeitlich hingegen ist der Choraltar, der dasselbe Thema preisgibt. Das stilistisch noch dem Barock verpflichtete, mächtige Auszugssäulenretabel zeigt am Altarblatt das Martyrium Emmerams, das ebenfalls von Johann Georg Gaill stammt. Darüber ist der hl. Johann Nepomuk in der Verehrung der Gottesmutter mit dem Kind zu sehen. Die Kistlerarbeiten des Retabels hatte Andreas Eichenreich und die Figuren der Bildschnitzer Johann Heinrich Stumböckh, beide aus Aibling, ausgeführt. An den Seiten stehen die römischen Wetterheiligen Paulus und Johannes. An den Seiten des Laienraums hängen außerdem zehn Bildtafeln von 1779, die das Leben des hl. Emmeram zum Thema haben. Zeugnisse der jahrhundertelangen Verehrung des Heiligen stellen die Votivtafeln dar, die älteste stammt aus dem Jahr 1743.