Pfarrverband Altfraunhofen

Moosburger Str. 9, 84169 Altfraunhofen, Telefon: 08705-93997-0, E-Mail: PV-Altfraunhofen@ebmuc.de

Besinnung und Meditationen

runde Steine bemalt jeweils mit einem Herz aus bunten Punkten

mit Liebe

Mitten im August. Ein Stand. Viele Steine. Ein Mensch. Handverlesen. 
Ein Treffen. Irgendwo in Deutschland. Zwei Menschen. Steine wechseln von Einem zum Anderen. 

Mitten im September. Ein Mensch. Viele Steine. Viel Motivation. Viele Punkte ergeben ein Ganzes. 

Irgendwo in Deutschland macht sich ein Päckchen auf die Reise. Steine wechseln von Einem zum Anderen. 
Mitten im Oktober. Steine mit buntgepunkteten Herzen erfreuen einen Menschen. Und immer wieder auch weitere Menschen, wenn sie von Einem zum Anderen wechseln. 

Leblose Steine? 

Steine mit viel Liebe angereichert.
Mit Liebe ausgewählt,
mit Liebe für jemanden gesammelt,
mit Liebe verschenkt,
mit Liebe bemalt,
mit Liebe verschickt,
mit Liebe angesehen,
mit Liebe weiterschenken. 

So viel Liebe - Freude und Dankbarkeit wachsen daraus und werden weitergegeben für andere. 




Lucia Neumann


Bild von einer Deckenlampe, in die vier verschiedene Glühbirnen eingeschraubt sind

Toleranz

Wie schön ist es, wenn die Handtücher alle identisch gefaltet, gerade aufeinander im Schrank liegen
die Gabeln alle zusammen in der Schublade und separat von Messern und Löffeln
die Stifte im Federmäppchen alle ein eigenes Fach, ein eigenes Halteband haben
eine Hecke gleichmäßig gewachsen und geschnitten ist
Menschen alle die gleiche Kleidung (Uniform) anhaben und dadurch sichtbar eine Einheit, Gruppe bilden

Diese Übereinstimmungen freut unser Sinnesempfinden. Doch was, wenn es nicht passt?

Wenn Stifte in einer Box durcheinanderfliegen
wenn eine Tasse plötzlich im falschen Schrank steht
das eine Shirt komischen Stoff hat und immer aus der Gleichförmigkeit herausrutscht
der eine Baum nicht so wächst, wie in unserer Vorstellung
jemand anders aussieht, als es scheinbar zur Gruppe passt, sich anders verhält, anders denkt oder redet?

Ist unsere Sichtweise und unser Denken, Einordnen die einzig Richtige?

Was wäre wenn... 
es okay ist
anders zu sein
es anders zu machen
anders auszusehen

das Durcheinander schöner zu finden
man in der Ordnung nichts findet, im Chaos aber sofort 

wenn sich jedes Lebewesen (Pflanze, Tier, Mensch) so entwickeln darf, wie es für den- oder diejenige (them) am Hilfreichsten und Besten im Leben ist unabhängig davon, wie es in mein Schema passt? 

Kann ich es akzeptieren, wenn eine Lampe vier verschiedene Glühbirnen hat? 
Kann ich es akzeptieren, dass mein Gegenüber anders ist, mehr als mir lieb ist? 

Zustimmung dazu bedeutet echte Toleranz. 
Toleranz und Akzeptanz ist nicht bequem. 

Es bedeutet Konfliktpotential, viel Kommunikationsbedarf, Kompromisse, Verständnis, Ehrlichkeit, Vertrauen,...

Toleranz lässt den und die Einzelne (they) wachsen, fördert Individualität, aber stärkt gleichzeitig auch die Gruppe, das System. 

Für mehr Toleranz. 




Lucia Neumann


Bild einer sich der Sonne entgegenstreckenden gelben Rosenknospe, die im Aufgehen inbegriffen ist

Dem Himmel entgegen, im Boden verwurzelt

Groß hat sie sich gemacht
langstielig ist sie höher gewachsen, als ich es bin
kein Strauch, der die Knospen dem Betrachter entgegenhält
sondern Stiele, die scheinbar bis in den Himmel wachsen wollen
die dicken Knospen obenauf
grüßen den Himmel
feiern die Sonne
laben sich am Regen

Dem Himmel entgegenwachsen kann
wer mit dem Boden gut verwurzelt ist
wer geschützt wird, so dass er sich ausstrecken kann ohne dass man selbst von rechts oder links Gefahren ausgesetzt ist

Die Rose, die im Verbund wächst und steht
die kann das
sie schützt sich selbst mit den Dornen

Kann ich dem Himmel gut entgegenwachsen?
Stehe ich im Verbund und damit sicher im Leben?
Wie schütze ich mich selbst?
Bin ich gut und sicher verwurzelt?

Ich bin sicher - selbst wenn nicht alle Lebensbereiche immer gleich stark und gleich stabil und gleich sicher sind - wir können und dürfen dem Himmel entgegenwachsen

weil wir nicht nur die Erde und die Wurzeln brauchen
sondern auch den Himmel, die Verbindung zum Unendlichen, zur Gottkraft, zur Lebensenergie der Schöpfungskraft

weil wir die Sonne brauchen und den Regen, 
die Hoch- und die Tiefzeiten kennen
die Wärme und die Kälte spüren
die Freude und den Schmerz zulassen 

Wie gut, dass es Erde UND Himmel gibt

Dem Himmel entgegenwachsen, der Erde, den Menschen, der Schöpfung verbunden




Lucia Neumann
Bild aus dem ersten Stock auf eine Baustelle im Zentrum von München (hinter dem Rathaus)

Baustelle

Manchmal ist es notwendig, Bestehendes zu verändern. 

Manchmal entstehen daraus Großbaustellen. 

Manchmal sieht man nicht, was und woran gebaut wird - weil es im Inneren, unter der Oberfläche geschieht. 

Manchmal sieht man nur das schwere Gerät, sieht die "Zutaten", die Arbeiter. 

Manchmal kann man sich nicht vorstellen, wie das funktionieren kann und wie es fertig aussieht. 

Manchmal ärgert man sich über die sehr langen Absperrungen, Wände und das scheinbare nicht Vorangehen der Baustelle. 

Manchmal ist es notwendig, alles komplett aus dem Alltag herauszunehmen, damit alle Kräfte sich auf die Baustelle konzentrieren können. 

Manchmal geht es irgendwie nebenher. 


Manchmal geht es um den Bau von Fahrtwegen im Untergrund von München. 


Manchmal geht es um Baumaßnahmen in uns drin. 



Lucia Neumann, GR, PV Altfraunhofen
Schneeglöckchen

Den Frühling einläuten

Stark wie ein Schneeglöckchen 
das es durch gefrorenen Boden und Schnee schafft

Zart wie ein Schneeglöckchen
biegsam und feingliedrig

Laut-los wie ein Schneeglöckchen
läutet es den Frühling ein
unhörbar für Menschenohren
lautstark 

Wundervolles Schneeglöckchen
Frühlingsbote
jedes Jahr neu
jedes Jahr stark
jedes Jahr zart
jedes Jahr laut-los

hörst du den Frühling? 
hörst du es - auch ohne deine Ohren? 




Lucia Neumann
GR, PV Altfraunhofen
Nahaufnahme von leckeren Gebäckkringeln

Auf der Zunge der Seele

Das Wasser läuft mir im Mund zusammen - Vorfreude!
Lecker!

Schon der Anblick verheißt Lust und Genuss,
Geschmack und Sättigung

Sich etwas auf der Zunge zergehen lassen
aus Teig
essbares

aber auch
wohlschmeckende Worte
den Geschmack von Nähe und Vertrautheit
den Genuss von Zärtlichkeit 
Satt werden von Geborgenheit
gesättigt sein von Liebe

da läuft mir das Wasser im Mund zusammen - Vorfreude!
Wohlempfinden

ich lasse mir auf der Zunge meiner Seele zergehen
Menschen
Worte
Handlungen
Gedanken

Berührtsein
Berührtwerden
Berührungen
mich berühren, anrühren lassen

Ich spüre den Geschmack

es schmeckt 



Lucia Neumann



   
Lebkuchenherz mit der Aufschrift: Du bist mein hellster Stern

Mit dir

Alleine geht es 
schon irgendwie auch
aber
mit anderen zusammen 
ist es schöner
freundlicher
heller
Mensch werden
Mensch sein
Begegnung
du und ich und wir
mit dir zusammenist das Leben schöner
freundlicherhellermit dir zusammen
fühle ich mehrsehe ich mehr
höre ich mehr
schmecke ich mehr
rieche ich mehr

mit dir zusammen
ist alles einfacher
ist das Schwere leichter
das Dunkle nicht so finster
das Untragbare zu schultern
das Unsagbare formulierbar

du
Freund:in
Partner:in
Familienangehörige:r
Lieblingsmensch
tierischer Begleiter
Nachbar:in
zufällige Begegnung
Stimme am Hilfetelefon
Gott

Danke, dass es dich gibt!





Lucia Neumann


   
Klettergriffe in verschiedenen Farben und Abständen

Kletterwand des Lebens

Ein Blick nach oben - noch so weit
Der nächste Griff
ich strecke mich aus
greife zu und stelle fest, er passt nicht für mich
entmutigt, ärgerlich, auch auf mich
stehe ich da
mitten in der Kletterwand

alle schaffen es
bis ganz nach oben
denke ich und überfordere mich selbst
wenn ich früher runtergehe
denken alle, ich bin ein Versager
denke ich 
und weiß nicht, was die anderen denken

ich halte inne
erkenne, was ich mir da selbst über mich und andere einrede

fasse nur den nächsten Griff ins Auge
strecke mich aus
und erreiche ihn
ich fasse den nächsten Schritt ins Auge
verlagere mein Gewicht 
und mein Fuß findet sicheren Halt

immer nur einen Griff
immer nur einen Schritt
und dann staune ich
ich bin ganz oben
ohne es gemerkt oder geplant zu haben
ohne mich zu überfordern
ich habe es geschafft

meine Kletterwand ist mein Leben
nur ein Griff
nur ein Schritt
nicht das weit entfernte Ziel im Blick
sondern ganz konkret das, was ansteht und machbar ist

Lucia Neumann


   
Sonnenblumenfeld bei trüben Wetter

Die Kraft der Sonnenblume

Sonnenblumen schenken Fröhlichkeit
Sonnenblumen schenken Sonne auch an trüben Tagen

Sie streben nach oben, wachsen, teilweise haushoch

Sie strecken sich und stecken mal alle Kraft in eine große Blüte oder verzweigen sich und lassen mehrere Blüten aufgehen

Sonnenblumen schenken Fröhlichkeit
Sonnenblumen schenken Sonne auch an trüben Tagen

Sie streben der Sonne zu, drehen sich nach Osten, nach Süden und Westen, immer dorthin, wo die Sonne ist

Sie sammeln die Sonnenstrahlen wie Frederik, die Maus, um die gespeicherte Kraft zur Verfügung zu haben, auch wenn keine Sonne scheint

Sonnenblumen schenken Fröhlichkeit
Sonnenblumen schenken Sonne auch an trüben Tagen

Sie streben danach, viele Körner reifen zu lassen, damit es auch im nächsten Jahr Sonnenblumen gibt

Sie teilen ihren Körnerreichtum mit den Vögeln, die sich daran laben und mit uns Menschen, die die Körner in Brot, Müsli, als Öl und ganz vielfältig genießen

Sonnenblumen schenken Fröhlichkeit
Sonnenblumen schenken Sonne auch an trüben Tagen

Die Kraft der Sonnenblume - nutze sie für dich und erfreue dich daran



Lucia Neumann





   
Außenansicht der Wartburg, Eisenach

Gott ist wie eine feste Burg

HERR, du mein Fels und meine Burg und mein Retter; mein Gott, mein Fels, bei dem ich mich berge, mein Schild und Horn meines Heils, meine Zuflucht. (Ps 18,3)

Angesichts von Not und Bedrängung bieten starke Mauern Schutz und Sicherheit
Nicht verwunderlich, wenn der Flüchtling Martin Luther sich hier versteckt und Schutz sucht. Hier ist sein Schutzraum und Begegnungsort mit Gott. Hier übersetzt er die Bibel, damit sie für alle Menschen lesbar wird. Eine Bibel in der Landessprache für die damalige Zeit ein absolutes Novum. 

Gott ist mein Schutz. Gott ist meine Burg. 

Wo erfahre ich Gott als Schutz und Schutzraum? 

Wo ist Gott für mich zu finden? Wo ist mein Begegnungsraum mit Gott? 

Und wenn etwas in mir in Not ist, wenn es mir schlecht geht, bringe ich dann wie Martin Luther meine Not mit ins Gebet vor Gott? 

Manche Menschen sagen: das ändert ja doch nichts. Gott hört mich nicht. 

Vielleicht will ich seine Antwort nicht hören, die anders ist als meine Wünsche und Erwartungen? 

Vielleicht ändert Gott tatsächlich nichts, aber das Gebet ändert mich,
weil ich mich mit meinen Sorgen und Nöten nicht alleine weiß,
weil ich Last teilen kann,
weil ich dadurch selbst auf Lösungen komme, die ich vorher nicht sehen konnte,
weil andere Menschen mein Gebet gehört haben,
weil ich mit anderen Menschen darüber sprechen konnte und wir gemeinsam etwas an der Situation ändern konnten. 


In welcher Lage brauche ich dicke bergende Schutzmauern, wie die einer Burg? 

Habe ich die Möglichkeit, diese Schutzmauern innerlich für mich aufzusuchen? Habe ich einen (inneren) sicheren Ort, an den ich mich bergen kann - in Gottes Hand? 

Mitten im Leben - Gott
Mitten in Gott - Leben

Schutzburg Gott
schützender Gott
bergender Gott




Lucia Neumann


   
Mehrere große Hängematten an Gestellen, Menschen (nicht sichtbar) liegen darin

Faulenzen

faulenzen dürfen
mal nichts müssen
nichts tun

Faulenzen - spannendes Wort! 
in unserer Leistungsgesellschaft ist es verpönt
nur wer leistet (bis zum umfallen) ist wertvoll (leider)

faule Früchte schmecken nicht
aber: wenn Früchte anfangen zu faulen, zu gären, wird Wein oder anderes Wohlschmeckendes daraus - sie liegen zu lassen und ihnen Zeit zu geben, lässt etwas Gutes entstehen 
was wäre, wenn ich mir erlaube, liegen zu bleiben, bis ich wirklich aufstehen will und nicht nur deshalb aufstehe, weil der Wecker läutet? 

Faulenzen - da steckt auch der Lenz drin!
Lenz - Frühling - alles wird neu! 
wenn es die Zeit hatte, sich innerlich vorzubereiten und Kraft zu tanken

alles kann auch bei uns neu werden, etwas Gutes entstehen lassen
wenn auch wir faulenzen dürfen
wenn wir einmal nichts tun müssen
nichts leisten
nicht alles vernünftig sein braucht
nicht alles sinnvoll sein muss

Kraft tanken
sich innerlich auf etwas vorbereiten
Neues entstehen lassen

ist faul sein etwas Schlechtes, wenn etwas Gutes daraus entsteht? 

Einladung zum faul sein
faul sein aushalten
faul sein zulassen
Faulpelz-Wettbewerbe machen

Sorgen und Probleme vorübergehend an den Nagel hängen
Leistung und Müssen eine Zeit lang ausquartieren

die Füße hoch legen oder baumeln lassen 
den ganzen Körper dazu
die Seele erst recht

den Tag verstreichen lassen
einfach nichts tun

nichts, was man sonst muss
nichts, was sinnvoll ist
nichts, was wichtig ist
nichts, was etwas bringt
nichts, was vernünftig ist

das tun, was Freude macht
das tun, was unvernünftig ist
das tun, was gut tut
das tun, was man sich sonst nicht erlaubt

Schönen Sommer! Und schönes Faulsein! 


Lucia Neumann

   
Ein fliegender grüner Luftballon, der nach unten eine Ausbuchtung hat und dadurch aussieht wie ein Zeppelin

Ein grüner Ballon

Ein Luftballon mit Ausbuchtung. 
Ein Produktionsfehler vermutlich. 
Wäre der Ballon ein Mensch, würde man von einer Behinderung sprechen oder einer Missbildung. 

Jeder weiß, wie ein "normaler" Luftballon auszusehen hat. 
Weil die Mehrheit der Luftballone anders aussieht. 
Was normal ist, ist das, was das Gewohnte, das Übliche ist. 

Dieser grüne Luftballon ist anders, entspricht nicht der Norm. 
Und noch dazu fliegt er trotz Ballongas nicht in die Höhe. 
Nichts wert. 

Nichts wert? Weil er anders ist? 
Weil er nicht unserem gewohnten Anblick entspricht? 

Dieser Ballon ist etwas wert. 
Ja, er sieht anders aus. Aber genau das, hat mich inspiriert. Er fliegt. Zwar nicht sehr hoch, aber dafür waagrecht. 
Welcher Ballon kann das schon!

Wenn man den Ballon aufrecht hält, sieht die Ausbuchtung wie eine Nase aus. Also mal Augen und Mund aufmalen. 
Wenn man den Ballon fliegen sieht, erinnert er an ein Zeppelin. 
Ein "normaler" Ballon hätte mich nicht auf solche tollen Ideen gebracht. 

Menschen mit Behinderung sehen auch manchmal anders aus. 
Und manchmal können sie etwas nicht so, wie es Menschen ohne Behinderung können. Dafür können sie es auf andere Art und Weise oder sie können überhaupt etwas ganz anderes, was keiner von den sogenannten "Normalen" kann. 

Ich denke daran, dass manche "Normalen" gar nicht so "normal" sind.
Ich denke daran, dass man manchen Menschen nicht ansieht, wie viel Kraft sie das "normal" kostet. 

Ich denke daran, dass niemand gerne behindert ist, aber damit lebt und kämpft. Täglich.
Kämpfen, um so viel Normalität wie möglich, weil das, was sie können und sind, nicht gleichermaßen anerkannt, nicht gleichermaßen wertgeschätzt wird und zusätzlich der Alltag durch Barrieren im Außen und in den Köpfen der Menschen erschwert wird. 

Ich bin für mehr anders. Für mehr grüne Ballons, die nicht der Norm entsprechen. Auch und gerade bei den Menschen. 

Vielleicht bin nämlich ich auch so ein grüner Ballon und du siehst es nur nicht? 

Und woher weißt du, ob du selbst nicht morgen auch zu den grünen Ballons gehörst? 


Lucia Neumann
weiße wilde Rosen

Blühen - vertrauen - lieben

Wenn es Zeit ist zu blühen
frägt die Welt und ihre Natur nicht
warum?
sollte ich wirklich?
wer wird mich sehen?
wie lange?
was habe ich davon?
und wenn ich danach sterbe?

Wenn es Zeit ist zu vertrauen
frägt die Welt und ihre Natur nicht
was wäre wenn? 
werde ich enttäuscht? 
was wird morgen sein oder in einer Stunde? 
wird es geschätzt werden? 
wer wird es ausnutzen? 
kann ich es riskieren?
und wenn ich dabei enttäuscht werde?

Wenn es Zeit ist zu lieben
frägt die Welt und ihre Natur nicht 
ist das Gegenüber es wert?
hat es das verdient?
was bekomme ich dadurch?
ist der Einsatz aller Beteiligten auch gleich? 
werde ich blind dadurch?
welche Konsequenzen hat es? 
und wenn ich nicht auch zurück geliebt werde? 

Wenn es Zeit ist zu blühen
blüht die Welt und ihre Natur. 
Die Blume am Wegrand und im Garten. 
Der Strauch im Wald und in der Hecke. 
Der Baum in Parks und an der Straße. 

Wenn es Zeit ist zu vertrauen
vertraut die Welt und ihre Natur. 
Die Pflanzen auf die richtige Menge an Sonne und Regen. 
Die Tiere auf Sicherheit und ausreichend Nahrung. 
Die Meere und das Land auf die Gezeiten. 

Wenn es Zeit ist zu lieben
liebt die Welt und ihre Natur.  
Lieben Blumen blühend in Sonne und Wind. 
Lieben junge Tiere entdeckerisch und spielend die Welt. 
Lieben Steine es, ein Sonnenbad zu nehmen oder sich von den Wellen rollen zu lassen. 

Wenn es Zeit ist zu blühen
blüht die Welt, blühen die Pflanzen für dich. 

Wenn es Zeit ist zu vertrauen
vertraut die Welt, vertrauen Erde und Meere auf dich. 

Wenn es Zeit ist zu lieben
liebt die Welt, lieben die Tiere dich. 

Wenn es Zeit ist zu blühen
blühst auch du auf?
Für dich?
Für die anderen Mitgeschöpfe? 
Für die Welt?

Wenn es Zeit ist zu vertrauen
vertraust auch du?
Dir selbst? 
Den anderen Mitgeschöpfen? 
Der Welt? 

Wenn es Zeit ist zu lieben
liebst auch du? 
Dich selbst?
Die anderen Mitgeschöpfe? 
Die Welt? 


Lucia Neumann


   
Landschaft - gemähte Wiese und für die Aussaat vorbereitetes Feld

Riechst du den Frühling?

frisch geschnittenes Gras
Erde auf dem Feld
Raps in voller Blüte
Duft nach Frühling 

Fast mein ich ihn zu schmecken
den Frühling

das zarte und zugleich satte Grün
das erdende Braun
das leuchtende Gelb
das Blau am Himmel über allem

die Türen und Fenster öffnen sich
Stimmen und Lachen weht herüber
dazu Kaffee und Kuchenaroma
Duft nach Frühling
Duft nach Glück

Pferde springen glücklich über die Koppel
Hunde wälzen sich im Gras
Bienen summen tanzend
von Blüte zu Blüte
im Apfelbaum
Hummeln brummeln auf der Wiese
der Löwenzahn freut sich
die Maikäfer taumeln durch die Luft
gestern noch kahl
hüllt sich der Baum in sein grünes Kleid
Frühlingsglück

Ich rieche 
ich schmecke
ich höre
ich sehe
ich fühle
ganz zart und doch kräftig
Sonnenstrahlen auf der Haut
Wind umschmeichelt die Körper

Frühling mit allen Sinnen
sich ausstrecken
aufwachen
sich groß machen
sich hingeben
sich halten lassen
sich einhüllen in die Natur

Frühling

Mai 



Lucia Neumann


   
blühende Zierkirsche mit bunten Ostereiern

Leben ist Ostern

Knospen
Blüten
Fülle
bunte Farben

endlich wieder
neues Leben

Eier und Küken
brütende und gebärende Tiermütter
hungrige Babys
neues Leben

das ist Ostern:
neues Leben
Lebendigkeit
Fülle

Ich lebe Ostern. 
Ich lebe das Leben. 
Ich bin lebendig. 
Ich schenke und erhalte Fülle des Lebens. 

Auf! Trage ich es weiter in die Welt. 
Es ist Ostern. 
Es ist Auferstehung. 
Es ist neu. 
Es ist Leben. 

Leben ist Vielfalt. 
Leben ist Fülle. 
Leben ist bunt. 
Leben ist. 
Ostern.



Lucia Neumann
blühende Palmkätzchen vor blauem Himmel

Frühlingserwachen

Sehnsuchtsvoll erwartet 
plötzlich da

gestern noch Schneeflockengestöber
heute knospen die Blumen
Narzissen
Krokusse
hier violette Blüten
dort gelbe Tupfen
und da, da blüht auch etwas

wärmende Sonnenstrahlen laden ein
es riecht nach Aufbruch
Lachen
Tierbabys blinzeln in die für sie so neue Welt
Anziehungskräfte lassen Mensch und Tier sich suchen und finden

Aufbruch
neues Leben
Liebe
Freude
Sonne
Neuschöpfung
Ostern



Lucia Neumann, GR, PV Altfraunhofen
Wolken

Das Eine und das Andere

Hell und Dunkel
Anfang und Ende
Sonne und Wolken

Es gibt nicht das Eine ohne das Andere
Wüsste ich das Leben zu schätzen, wenn es unendlich wäre?
Wüsste ich die Wärme und das Licht der Sonne zu schätzen, wenn ich Dunkelheit und Kälte nie erfahren hätte?

Es geht nicht das Eine ohne das Andere

Wüsste ich, wie wohltuend es ist, angenommen, geliebt und gebraucht zu werden?
Würde ich es wagen, Hilfe anzunehmen, wenn ich sie selbst noch nie geschenkt hätte? 

Es geht nicht das Eine ohne das Andere

Hart und weich
trocken und nass
geliebt und gemieden
geborgen und ungeschützt
wild und zahm
frei und gebunden
hilfreich und ohnmächtig

Es geht nicht das Eine ohne das Andere

Ohne das Schlimme, Schlechte, Harte, Hässliche, Scharfe, Fürchterliche, ohne all das Schreckliche auf der Welt wäre es viel besser und schöner, friedvoller für alle. 

Weil es das alles (leider) gibt - schätzen wir das Schöne und Gute, das Leichte und Freie, das Lebendige und Wertvolle, das Zarte und Einzigartige. 

Es geht nicht das Eine ohne das Andere. 

Leider. 

Zum Glück. 




Lucia Neumann, GR, PV Altfraunhofen
aufgeschlagenes Buch mit gedrucktem Text - verschwommen aufgenommen

Was zu lesen ist

Lesen
aus Strichen und Bögen werden Buchstaben
aus Buchstaben werden Wörter
aus Wörtern werden Sätze
aus Sätzen werden Zeilen und Bücher - ganze Geschichten

Lesen
was geschrieben steht
was zwischen den Zeilen steht
was für mich wichtig ist
was mir wichtig ist

Lesen
in Büchern
in Menschen
in der Natur
in den Zeichen der Zeit

Lesen
mehr als nur Wissen
mehr als nur Geschichten
mehr als nur Worte 
mehr 

Lesen
verstehen und handeln
begreifen und leben
lesen und verändern
lesen und verzeihen
lesen und lieben

Liest du, was zu lesen ist?


Lucia Neumann
mehrere Teebeuteltütchen von oben in unterschiedlichen Farben

Sehnsuchtszeit

Manchmal klopft die Sehnsucht bei mir an. 
Ganz zart und leise. 
Laut und heftig. 

Manchmal wohnt die Sehnsucht bei mir. 
Wie ein lang erwarteter Gast. 
Wie ein Hausbesetzer, plötzlich da und sich weigernd zu gehen. 

Manchmal liegt die Sehnsucht auf meinem Herzen. 
Schwer und lähmend.
Leicht und lachend. 

Manchmal führt die Sehnsucht meine Gedanken. 
Auf altbekannte und vertraute Wege. 
Auf neues und unbekanntes Terrain. 

Manchmal handelt die Sehnsucht durch meine Hände und Füße 
erfassen wollend, was nicht greifbar
festhalten wollend, was noch gar nicht da

Manchmal höre ich mit Sehnsuchtsohren
Worte
Musik

Manchmal sehe ich mit Sehnsuchtsaugen
Zukunft, die sein könnte
Zukunft, die möglich wäre

Sehnsucht nach 

so vielem

Frieden
Licht
Freude
Geborgenheit
Menschlichkeit

und so vielem mehr


Advent heißt: warten, sehnen, hoffen

Wenn es Weihnachten wird 
in dir und in mir 
brauchen wir keine Sehnsucht mehr 
denn es ist da
es geschieht
es ist

Lucia Neumann
eine schmale geteerte Straße führt geradeaus zwischen Wiesen und Feldern, ein Strommast steht links, alles versinkt in weißem Nebel

Novembernebel

zuckerwattige Schwaden lagern über den Wiesen
feengleich tanzende Fetzen über den Wassern 
frisch gewaschene Laken über allem ausgebreitet

weichgezeichnete Kanten
umschmeichelt der Nebel Haus und Baum
unterwegs inmitten eines Aquarells 
Traumwelt 
verschwommen

Ich zieh den Mantel enger um mich
gehe an gegen das Nichts
Melancholie im Herzen
Erinnerungen

Abschied, Verlust, Schmerz, Trauer
du fehlst
du warst da, ich durfte dich kennen
Dankbarkeit 

In Gedanken versunken
kreiselnde Traurigkeit
sinkt zu Boden
beschwert die Füße

weißes Nichts rund um mich
wo bin ich? 
wo geht es hin? 
wo komme ich her? 
ist da jemand? 

Schritte hallen dumpf im Nebel
Gänsehaut und Angst kriechen den Rücken empor
da ist doch wer!
Schemen, bedrohlich, näherkommend
innerer Alarmton - Gefahr!

erschrecken

auflachen
Erleichterung
ein Baum
nur ein Baum
schält sich aus dem Weiß
die Schritte - meine eigenen

verhüllte Welt
enthüllte Wahrheit
enthüllte Welt
verhüllte Angst

umhülle mich 
enthülle die Ängste
umhülle die Ängste
enthülle mich

Lucia Neumann