Wann beginnt ein Gottesdienst? Um 8.30 Uhr wenn die Glocke läutet, die Orgel zu spielen beginnt und der Pfarrer mit den Ministranten einzieht? Nicht ganz. Denn da hat der Gottesdienst schon längst begonnen. Der Gottesdienst beginnt damit, dass sich das Volk Gottes versammelt und das bedeutet, er beginnt in dem Moment, in dem ich mich auf den Weg mache.
Gottesdienst kann nur gefeiert werden, wenn es Menschen gibt, die mitfeiern. Und zum mitfeiern, gehört mehr als das das Zuschauen, Zuhören, Mitbeten und die korrekte Körperhaltung an der richtigen Stelle. Zum Mitfeiern, gehört das aktive sich Mitbeteiligen. Deshalb sind im Gottesdienst die Aufgaben verteilt und keine "Ein-Mann-Show" des Geistlichen.
Das, was wir über und von Gott wissen, wissen wir aus den biblischen Texten. Es sind die Erfahrungen von Menschen mit Gott, von Menschen mit Jesus und seinem Zugang zu Gott. Die biblischen Erzählungen sind keine Geschichtsschreibung oder Wort für Wort Wiedergabe von Gottes Rede, sondern umfassen menschliche Erfahrungen, die im Lichte einer Gottesvorstellung reflektiert und gedeutet werden. Es sind Geschichten, die Antworten anbieten über die großen Fragen der Menschheit, das woher, wohin, und warum.
Und es ist die Einladung an uns, auch in unserem Leben Raum für Erfahrungen mit Gott zu machen, unsere Erlebnisse im Lichte unserer Gottesvorstellung zu reflektieren und zu deuten und für uns persönlich Antworten für unser Leben im Heute zu finden.
Wenn also ein:e Lektor:in die Lesung vorträgt, dann ist das weder eine Geschichtsstunde noch eine Märchenerzählung. Es lädt uns zu einer Gottesbegegnung ein, weil wir vom Wirken Gottes, von einer Gotteserfahrung hören. Entsprechend bedeutsam ist die Aufgabe des Lektors, der Lektorin.
Irgendwas ist immer, oder? Alle Menschen, die ich kenne, machen sich mal mehr mal weniger Sorgen, haben Ängste und Nöte. Manchmal betreffen sie das konkrete eigene Leben, manchmal sehr existentiell, manchmal das der Angehören, Eltern, Kinder, Verwandten, manchmal das Leben in der Nachbarschaft, im Ort, am Arbeitsplatz und manchmal das Leben in Europa oder auf der Welt überhaupt.
Es hilft, wenn ich nicht alleine bleibe mit diesen Gedanken und Anliegen. Es hilft, wenn ich sie aussprechen darf und mit-teilen, wenn andere mit mir tragen, mitdenken, mithelfen, etwas zum Besseren hin zu verändern.
Nicht alles liegt aber in unserer Hand alleine. Für viele Anliegen brauchen wir nicht nur andere Menschen dazu, sondern sie gehen auch weit über unsere Möglichkeiten und die der Menschen um uns herum. Wir kommen an unsere menschlichen Grenzen und spüren unsere Verletzlichkeit und unsere Vergänglichkeit. Deshalb tut es gut, sich an Gott wenden zu können, ihm das anzuvertrauen, was uns auf der Seele liegt.
Viele tun sich schwer damit, selbst eine Fürbitten spontan zu formulieren. So ist es üblich, das vorformulierte Fürbitten vorgelesen werden. Trotzdem ist hier der Raum, mein eigenes dazuzulegen, quasi an die gehörten/gesprochenen Fürbitten anzuhängen und mit vor Gott zu bringen. Wir können dann erfahren: wir sind nicht alleine. Ich muss nicht alles alleine können und schaffen. Ich darf es an Gott abgeben.
Wir freuen uns über jede:n, der/die den Lektorendienst für und in unseren Pfarrgemeinden ausüben möchte. In regelmäßigen Abständen bieten wir eine Einführung und ein unverbindliches Ausprobieren an. Sie können sich jederzeit im Pfarrbüro, bei einem der Seelsorger:innen, bei den Mesner:innen oder auch bei den Pfarrgemeinderäten melden. Sie sind herzlich willkommen!