Liebe Kur- und Urlaubsgäste,
herzlich Willkommen in Schönau a. Königssee auch seitens der katholischen Pfarrgemeinde Maria Sieben Schmerzen zu Unterstein. Sie sind hier bei uns, um nach Erholung und Ruhe zu suchen. Das spüren wir alle, wie notwendig es ist, die Kräfte zu erneuern, um in der Zukunft anstehende Aufgaben und Probleme zu bewältigen. Aber verstehen wir wirklich richtig, was die Ferien für uns bedeuten?
Holzschnitt (c) Fritz Richter
Vielleicht ist es Ihnen schon bekannt, dass das Wort „Ferien“ aus dem kirchlichen Bereich, aus dem theologisch-liturgischen Sprachgebrauch stammt. Der gottesdienstliche Kalender spricht nicht von Montag, Dienstag, Mittwoch, sondern sagt: feria prima, feria secunda, feria tertia ... Danach sind offenbar jeden Tag Ferien. Eigenartig. Was soll das bedeuten? Dort, wo die Erlösung zum Zuge kommt, herrscht Freiheit, dort besteht jeden Tag Anlass zum Feiern. Und eigentlich sollte das die Zeit und unser Leben auszeichnen. Wir sind offenbar nicht nur für Schule und Arbeit geschaffen, es gibt etwas darüber hinaus: Ferien. Wie ist das zu verstehen?
Holzsschnitt (c) Fritz Richter
Der Mensch braucht Erholung. Wir müssen neue Kräfte sammeln, um fit zu bleiben, leistungsfähig und arbeitsfreudig. Wir brauchen Entspannung, um die alltäglichen Spannungen aushalten zu können. Wir brauchen Entlastung, um die Lasten nachher wieder tragen zu können. Ist das alles? Dann hätten also die Ferien lediglich eine Entlastungsfunktion. Die haben sie natürlich. Aber ist das ihr einziger, ihr eigentlicher Sinn? Sie wären dann im Grunde ja doch an der Arbeit orientiert und in den Arbeitsrhythmus eingeplant. Sie wären ein Rad im Leistungssystem: Um leistungsfähig zu bleiben, erholt man sich.
Holzschnitt (c) Fritz Richter
Liegt der Sinn unseres Lebens wirklich wesentlich in dem, was wir leisten? Was geschieht dann mit denen, die noch nichts oder nichts mehr oder nicht viel leisten können? Und weiter: Ist das Leben unter dem Druck der eigenen Leistung wirklich sinnvoll? Bleibt man Mensch dabei? Wir können heute sicher vieles machen. Alles können wir nicht machen. Den Sinn unseres Lebens können wir nicht selbst erzwingen. Wir brauchen das auch gar nicht; er ist uns geschenkt. Unser Leben hat seinen Sinn erhalten, bevor wir etwas leisten konnten, und es ist auch dann noch sinnvoll, wenn wir nichts mehr leisten können. Unsere Welt und wir selbst sind bejaht, angenommen von Gott. Darin liegt der Sinn begründet. Von daher könnte man die Ferien ganz anders verstehen. Sie sind dann nicht mehr ein Rad im Leistungssystem, sie stellen es in Frage. Sie weisen uns auf die Freiheit von allen Zwängen hin, die Ziel der Erlösung ist.
Erholsame Ferien, eine gesegnete Zeit und einen guten Aufenthalt wünscht Ihnen ganz herzlich im Namen unserer Pfarrgemeinde Unterstein | Schönau a. Königssee
Ihr neuer Pfarrer Herwig Hoffmann und Kaplan Pater Kajetan Filipowicz, OFM
Verfasser. Dr. Miro Gombita
Die Graphiken stammen von
Fritz Richter und sind hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung seiner Nichte, Frau Ingrid Schreiber.